Genf – Der Luxusgüterkonzern Richemont ist im laufenden Geschäftsjahr 2017/18 wie erwartet auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Vor allem Schmuck verkaufte sich in den ersten fünf Monaten – also von April bis August – sehr gut. Dabei erfreuten sich die Luxusgüter der Richemont-Marken in der Region Asien-Pazifik einer grossen Nachfrage. Begünstigt wurde das Wachstum zudem durch die tiefe Vergleichsbasis aus dem Vorjahr.
Der Umsatz wuchs in der Berichtswährung Euro um 10%, in Lokalwährungen resultierte ein Plus von 12%. Auch wenn man die im Vorjahr getätigten Rückkäufe von Uhren aus den Lagern der Händlern ausklammert, wäre der Umsatz in Lokalwährungen immer noch um 7% gewachsen, teilte Richemont im Vorfeld der am heutigen Mittwoch durchgeführten Generalversammlung mit.
Erwartetes Wachstum
Die Zunahme kommt nicht überraschend. Schliesslich waren die Verkäufe in der Vorjahresperiode deutlich zurückgegangen, ehe sich das Blatt vor allem im Schlussquartal des Geschäftsjahres 2016/17 (Januar-März) gewendet hatte. Richemont habe mit einschneidenden Massnahmen auf die Herausforderungen am Markt reagiert, erklärte Verwaltungsratspräsident Johann Rupert vor den Aktionären mit Verweis auf die Uhrenrückkäufe.
Angetrieben wurde das kräftige Wachstum von der Schmucksparte, wo der Umsatz in Lokalwährungen um 17% zulegte. Die Uhrenverkäufe mit Marken wie Piaget, JaegerLeCoultre oder IWC wuchsen um 7%. Und in der Sparte «Other», u.a. mit Accessoire-Marken wie Dunhill oder den Schreibwaren von Montblanc, nahmen die Verkäufe um 3% zu.
Geschäft in Asien zieht stark an
Nach Regionen aufgeschlüsselt wies Asien-Pazifik mit 23% in Lokalwährungen das stärkste Wachstum aus, gefolgt von Japan (+11%) und Amerika (+9%). In Asien hätten insbesondere die Verkäufe in China und Hongkong stark angezogen, so die Mitteilung. In diesen beiden Märkten hatte letztes Jahr vor allem die Marke Cartier von Händlern Uhren im grossen Stil zurückgekauft, um damit in deren Shops Platz für neue Kollektionen zu schaffen.
Nur leicht zulegen konnten Europa (+3%) und die Region Mittlerer Osten/Afrika (+2%). In Europa sei die Umsatzentwicklung in den jeweiligen Länder sehr unterschiedlich ausgefallen, wobei der starke Euro die Kaufbereitschaft der Touristen etwas belastet habe. In Grossbritannien seien die Umsätze mit dem schwachen Pfund zweistellig gewachsen, hiess es.
Keine Guidance
Zum Ausblick hielt sich Richemont in der Mitteilung bedeckt. Auch Rupert gab an der GV diesbezüglich nichts preis. Stellung nahm er dagegen zu der im Mai erworbenen 5%-Beteiligung am Reisedetailhändler Dufry. Diese sei ein «strategisches Investment», machte Rupert klar. Und er liess durchblicken, dass die Beteiligung nicht ausgebaut werden soll.
Keinen Kommentar wollte der Richemont-Chef zum Abgang vom langjährigen IWC-Chef Georges Kern abgeben. Kern hatte Ende 2016 den neu geschaffenen Bereich «Watchmaking, Marketing and Digital» übernommen, wechselte aber im Sommer zu Breitling. Ungeklärt ist, wer die Aufgabe von Kern im Richemont-Konzern übernimmt.
Die Aktionäre winkten derweil an der GV alle Anträge durch, wobei die Familie Rupert eine Mehrheit der Stimmen kontrolliert. Genehmigt wurde eine um 10 Rappen auf 1,80 CHF je Titel erhöhte Dividende. Ausserdem wählte die GV unter anderem Johann Ruperts Sohn Anton sowie auch die Mitglieder des vierköpfigen Senior Executive Committee Burkhart Grund (CFO Gruppe), Cyrille Vigneron (CEO Cartier), Nicolas Bos (CEO Van Cleef & Arpels) und Jérôme Lambert («Head of Operations») in den VR.
Gewinnmitnahmen belasten
An der Börse verlieren die Richemont-Titel bis Börsenschluss 1,2% auf 87,85 CHF. Die Konkurrenzpapiere von Swatch Group gerieten in Sippenhaft und büssten sogar 4,0% ein.
Im Handel werden die Abgaben bei Richemont mit Gewinnmitnahmen bzw. «sell on good news» begründet. Schliesslich hatte Richemont die Erwartungen der Analysten übertroffen, doch wurde das erwartete Wachstum am Markt eingepreist, was an den zuletzt steigenden Kursen abzulesen war. (awp/mc/pg)