Genf – Der Schmuck- und Uhrenriese Richemont ist im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres nochmals deutlich gewachsen. Vor allem die Nachfrage im Schmuckgeschäft ist seit der Pandemie explodiert.
Der gesamte Umsatz der Richemont-Gruppe stieg im ersten Quartal 2022/23 um einen Fünftel auf 5,26 Milliarden Euro an, wie der Hersteller von Luxusuhren von Marken wie Piaget oder IWC sowie teurem Schmuck von Cartier und Van Cleef & Arpels am Freitag mitteilte. In Lokalwährungen gerechnet betrug das Plus 12 Prozent.
Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2019/20 – also noch bevor die Coronapandemie die Wirtschaft weltweit belastet hatte – schrieb das Unternehmen einen Gruppenumsatz von 3,74 Milliarden Euro mit einem organischen Wachstum von 9 Prozent. «Das Unternehmen ist heute so gut aufgestellt wie noch nie», heisst es denn auch in einem Kommentar des ZKB-Analysten Patrik Schwendimann.
Das starke Wachstum seither verdankt Richemont allen voran den steigenden Verkäufen im Schmuckgeschäft. Der Schmuck-Umsatz stieg auf 3,02 Milliarden Euro gegenüber 1,83 Milliarden Euro vor drei Jahren. Obwohl auch die Nachfrage nach Uhren ebenfalls gestiegen ist, fällt das Wachstum hier mit rund einem Fünftel wesentlich geringer aus.
Kein Partner für Online-Plattform
Auffällig ist, dass das Onlinegeschäft seit 2019 am wenigsten gewachsen ist. Richemont ist in diesem Bereich seit längerem auf der Suche nach einem neuen Partner für den Aufbau der geplanten Online-Verkaufsplattform, die vielen Anbietern offen stehen soll. Anleger warten aber weiterhin vergebens auf ein Update dazu.
Dies und die schlechter als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten aus China, einem wichtigen Absatzmarkt für Schweizer Zeitmesser, könnten Gründe für den starken Rückgang der Richemont-Aktien an der Börse sein. Gegen 11.25 Uhr gaben die Aktien des Genfer Konzerns um 5,0 Prozent auf 95,82 Franken deutlich nach.
In China ist das Bruttoinlandprodukt im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr mit mageren 0,4 Prozent leicht gewachsen. Für Richemont hat sich der chinesische Markt laut Schwendimann allerdings positiv entwickelt, zumindest was das Wachstum im Detailhandel betreffe. Und auch die Nachfrage nach Schmuck sei in China nach mehreren stark rückläufigen Monaten wieder gestiegen. Generell zeigten sich Analysten ratlos, weshalb die Richemont-Aktien derart stark nachgeben.
Ausser China alle Märkte gewachsen
Die Umsätze von Richemont sind im Berichtsquartal in der Region Asien Pazifik in Lokalwährungen um 15 Prozent gesunken. Die strikte Durchsetzung einer Null-Covid-Politik habe zu zweistelligen Umsatzrückgängen auf dem chinesischen Festland und in der Sonderverwaltungszone Macau geführt, hiess es. Der Rückgang schwächte sich mit den Lockerungen der Beschränkungen aber bereits wieder ab.
Getragen wird das Wachstum im ersten Quartal 2022/23 vor allem von der erhöhten Nachfrage aus Europa (+42%) und den USA (+25%). In Europa habe die robuste Nachfrage im Inland sowie die Rückkehr der Touristen aus den USA und dem Nahen Osten positiv zum Wachstum beigetragen, wie es weiter hiess. Auf die USA entfielen insgesamt 22 Prozent des Gesamtumsatzes, was die Region zum grössten Einzelmarkt macht. Die Marktregion Mittlerer Osten und Afrika (+6%) verzeichnete ebenfalls Wachstum. (awp/mc/ps)