Genf – Der Uhren- und Schmuckkonzern Richemont hat im Weihnachtsquartal trotz erneuter Lockdowns in Europa weltweit mehr verkauft als im Jahr zuvor. Besonders gut lief das Geschäft in China und vor allem wurden Schmuckstücke von Cartier und Van Cleef & Arpels rege gekauft.
Dabei waren die Aussichten auf das für Richemont so wichtige Weihnachtsgeschäft eigentlich schlecht gewesen. Europa wurde von der zweiten Coronawelle erfasst und wie im Frühling mussten etwa in Frankreich, Italien, Grossbritannien oder Deutschland Läden just in der Vorweihnachtszeit während Wochen schliessen. Zudem reisten nach wie vor kaum Tourismus aus Asien nach Europa.
Das ging auch an Richemont mit Luxusmarken wie Cartier, IWC oder Piaget nicht spurlos vorbei. Laut Mitteilung vom Mittwoch brach der Umsatz der Genfer von Oktober bis Dezember in Europa um einen Fünftel ein. Das Geschäft auf dem alten Kontinent ist stark von Touristen aus Asien und insbesondere aus China abhängig, die auf ihren Reisen gerne Geld ausgeben.
China-Boom stützt
Aber die Kauflaune der Chinesen bleibt ungebrochen, wie der Richemont-Bericht zeigt. Das Reich der Mitte hat die Pandemie seit Ausbruch vor rund einem Jahr in den Griff bekommen und ist allmählich zu Normalität zurückgekehrt. Chinesen kaufen glitzernde Schmuckstücke und edle Uhren nun halt nicht mehr auf Reisen, sondern im eigenen Land.
Das trieb den Umsatz von Richemont in Festlandchina im Berichtsquartal um 80 Prozent in die Höhe. In Taiwan verbuchten die Genfer ein Plus von knapp 30 Prozent und in der gesamten Region Asien Pazifik rückten die Verkäufe gegenüber dem Vorjahr somit um einen Viertel vor.
Der Boom in China kompensierte den Einbruch in Europa. Eine weitere Stütze seien auch die um Währungseffekte bereinigten Zunahmen im Mittleren Osten und Afrika (+27%) und in Amerika (+3%) gewesen, teilte Richemont weiter mit. Auffällig gut hätten sich die Tourismusverkäufe in Dubai und die Umsätze in Saudi Arabien entwickelt.
Gute Schmucknachfrage
Punkten kann Richemont vor allem mit Schmuck: In diesem Segment legten die Umsätze in Lokalwährungen um 14 Prozent zu. Vor allem in den eigenen Boutiquen von Cartier und Van Cleef & Arpels sei mehr verkauft worden, obwohl auch die in Europa ihre Türen schliessen mussten.
Bei den Uhren mit Marken wie IWC, Jaeger LeCoultre oder Panerai gingen die Verkäufe hingegen um 4 Prozent zurück. Und die Onlineverkäufer Yoox-Net-A-Porter und Watchfinder setzten 4 Prozent mehr um, was nicht ganz den eigenen Erwartungen entsprochen habe, hiess es.
Immerhin konnte Richemont die Verkäufe über alle Onlinekanäle, also inklusive den Webseiten der eigenen Marken, um 17 Prozent steigern. Richemont treibt den Onlinehandel weiter voran. Zuletzt hatte die Gruppe angekündigt, gemeinsam mit dem chinesischen Alibaba-Konzern in den Onlinehändler Farfetch zu investieren.
Rückgang nach neun Monaten
Über die gesamte Gruppe hinweg zog der Umsatz im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2020/21 leicht um 1 Prozent auf 4,19 Milliarden Euro an. Und um Währungseffekte bereinigt legte Richemont gar um 5 Prozent zu. Analysten hatten im Vorfeld mit leichten Rückgängen gerechnet.
Damit kann Richemont die Scharte aus dem Startquartal, als sich der Umsatz während der Corona-Lockdowns in vielen Ländern beinahe halbiert hatte, weiter ausbügeln. In den ersten neun Monaten sanken die Verkäufe allerdings nach wie vor um deutliche 16 Prozent auf 9,66 Milliarden Euro. Und mit Blick nach vorne bleibt das Marktumfeld von den Folgen der Corona-Pandemie weiterhin belastet. (awp/mc/pg)