Richemont mit Umsatzeinbruch von 47 Prozent im 1. Quartal 2020/21
Genf – Die Corona-Pandemie hat Richemont stark zu schaffen gemacht. Der Umsatz im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2020/21 (per 30. Juni) brach in allen Regionen, Bereichen und Vertriebskanälen ungeachtet eines starken Wachstums in China massiv ein.
Der Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahresquartal um 47 Prozent auf 1,993 Milliarden Euro zurück, wie der Hersteller von Luxusuhren wie Vacheron Constantin, Jaeger Le Coultre oder IWC, teurem Schmuck von Cartier und Van Cleef & Arpels, edlen Schreibgeräten von Montblanc und feinem Tuch oder Taschen von Dunhill am Donnerstag mitteilte.
Im Segment «Jewellery Maisons» (Schmuck) belief sich der Umsatz auf noch 1,083 Milliarden – ein Minus von 41 Prozent. Bei «Specialist Watchmakers» (Uhren) brach der Absatz um 56 Prozent auf 359 Millionen Euro ein und im Onlinegeschäft ging der Umsatz um 42 Prozent auf 356 Millionen Euro zurück. Im kleinsten Bereich «Übrige» (u.a. Dunhill und Mont Blanc) resultierte mit 204 Millionen gar ein Minus von 59 Prozent.
China erstrahlt – Rest erblasst
In allen Regionen und Geschäftsbereichen seien die Verkäufe gesunken, heisst es weiter. Besonders betroffen waren die Regionen Europa mit -59 Prozent sowie Japan (-62%) und Amerika (-60%).
Trotz einer positiven Entwicklung in China (+49%) gingen die Verkäufe im asiatisch-pazifischen Raum insgesamt um 29 Prozent zurück. Im Reich der Mitte verbuchte Richemont bei den Online-Verkäufen ein dreistelliges Plus und auch die Detailhandelsumsätze stiegen kräftig, da die chinesische Kundschaft vom Festland aus keine Käufe im Ausland tätigte, wie es in der Mitteilung heisst. Positiv schlug auch der kürzlich exklusiv auf der Alibaba-Plattform Tmall Luxury Pavilion eröffnete Cartier-Flagship-Store zu Buche.
Der Umsatzrückgang im Nahen Osten und in Afrika war mit -38 Prozent etwas geringer als in anderen Regionen, was zum Teil auf vorgezogene Käufe in Saudi-Arabien zurückzuführen war. Im Königreich wurden am 1. Juli die Mehrwertsteuerern erhöht.
Kunden vor geschlossenen Läden
Besonders zu schaffen machten dem hinter dem französischen LVMH-Konzern weltweit zweitgrössten Luxusgüterhersteller die Massnahmen zur Pandemie-Bekämpfung, die damit verbundenen vorübergehenden Schliessungen von Geschäften und Verteilzentren der Online-Vertriebshändler sowie der Zusammenbruch im internationalen Tourismus. Bereits im Schlussquartal des im März abgeschlossenen Geschäftsjahres 2019/20 waren die Verkäufe mit dem Ausbruch des Coronavirus um einen Fünftel eingebrochen.
Für den weiteren Ausblick gibt sich Richemont vorsichtig optimistisch. Ein konkreter Ausblick gibt das Unternehmen zwar wie üblich nicht ab. Es weist aber darauf hin, dass per Ende Juni alle Verteilzentren und die meisten Geschäfte wieder geöffnet hätten – mit Ausnahmen auf dem amerikanischen Kontinent und im Reisedetailhandel.
Börse reagiert mit Abschlägen
Richemont hat mit den vorgelegten Zahlen die Erwartungen der von AWP befragten Analysten verfehlt. An der Börse kamen die Neuigkeiten nicht gut an. Die Aktien von Richemont schlossen in einem um 0,3 Prozent tieferen Gesamtmarkt 4,6 Prozent ein.
Mit den Umsatzzahlen trete Richemont in die Fussstapfen von Swatch und Burberry, die ebenfalls eine Reihe von stark negativen Zahlen veröffentlicht hätten, heisst es beim Broker Bernstein. Nach Ansicht der Credit Suisse hat sich die Region Asien-Pazifik nicht so gut wie erwartet entwickelt. Optimistischer ist die Bank Vontobel, die eine starke Erholung in den kommenden Monaten erwartet, weil die meisten Geschäfte und Vertriebszentren inzwischen wieder geöffnet hätten.