(Foto: Net-a Porter)
Genf – Wie in den vergangenen Tagen mehrfach spekuliert worden ist, werden sich der italienische Internet-Kleiderhändler Yoox und Net-a-Porter, das Online-Portal des Luxusgüterkonzerns Richemont, zusammenschliessen. Das neue Unternehmen heisst «YOOX Net-A-Porter Group» und wird an der Mailänder Börse kotiert sein und auch den Sitz in Italien haben. Richemont beteiligt sich mit 50% an der Gesellschaft und kann für das im April beginnende Geschäftsjahr 2015/16 einen beträchtlichen Bewertungsgewinn verbuchen.
«Die Fusion der Marktleader Yoox und Net-a-Porter bietet den Kunden eine unabhängige, neutrale Plattform für Luxusgüter», wird Richemont-Verwaltungsratspräsident Johann Rupert in der Mitteilung vom Dienstag zitiert. Die Transaktion werde auch mit Blick der wachsenden Konkurrenz, insbesondere aus den Reihen der Technologiekonzerne, durchgeführt.
Mit der Fusion würden zwei höchst komplementäre Geschäfte zu einer Firma zusammengeführt, die in den wichtigsten geographischen Märkten und in allen Kundensegmenten präsent sei, wie Yoox in ihrer Mitteilung ergänzt. Es entstehe der «weltweit führende» Online-Verkäufer von Luxuskleidern mit einem kombinierten Nettoumsatz von 1,3 Mrd EUR und einem adjustierten Betriebsgewinn EBITDA von rund 108 Mio EUR. Die Gruppe zähle über zwei Millionen Kunden und monatlich über 24 Millionen Webseiten-Besuche. Der Schulterschluss soll ab dem dritten vollen Geschäftsjahr ein Synergiepotenzial von jährlich rund 60 Mio EUR generieren.
Die Aktionäre sowie die zuständigen Wettbewerbsbehörden müssten dem Zusammengehen noch zustimmen, hiess es weiter. Die Fusion solle im September vollzogen werden.
Richemont bleibt beteiligt
Die Fusion erfolge in einer sogenannten All-Share-Transaktion und Richemont werde nach Abschluss des Deals mit 50% am YOOX Net-A-Porter Group beteiligt sein und somit weiterhin ein Standbein im Online-Markt für Luxusgüter behalten. Um die Unabhängigkeit des neuen Unternehmens zu gewährleisten, werden die Richemont-Stimmrechte auf 25% beschränkt. Gleichzeitig unterliegt ein 25%-Paket von Richemont einer Lock-Up-Vereinbarung von drei Jahren.
Richemont werde zwei Vertreter im mindestens zwölfköpfigen Verwaltungsrat von YOOX Net-A-Porter Group stellen. Präsidiert wird das Gremium von Natalie Massenet, der Gründerin der britischen Net-a-Porter Group, als Executive Chairman. Federico Marchetti, Gründer und CEO von Yoox, wird die operative Leitung des Unternehmens übernehmen.
Investitionen in Wachstum
Beide Unternehmen sind in den vergangenen Jahren im zweistelligen Prozentbereich stark gewachsen und in Wachstum soll auch künftig investiert werden. Zur Finanzierung des Wachstums und als Eintrittsmöglichkeit für strategische Investoren plant die YOOX Net-A-Porter Group, eine Kapitalerhöhung von bis zu 200 Mio EUR durchzuführen. An der Kapitalaufnahme werde wohl auch Richemont teilnehmen.
Zudem werde die Transaktion der Richemont-Gruppe für das im März 2016 zu Ende gehende kommende Geschäftsjahr einen einmaligen Bewertungsgewinn sowohl vor als auch nach Steuern in Höhe von 317 Mio EUR bescheren. Ohne diesen einmaligen Gewinn werde die Transaktion keinen materiellen Einfluss auf die Rechnung von Richemont ausüben.
Richemont hat Net-a-Porter im Jahr 2010 vollständig übernommen nachdem der Konzern zuvor eine Minderheitsbeteiligung gehalten hatte. Bislang erwirtschaftete die Tochter noch keinen Gewinn, dies hätte spätestens im kommenden Geschäftsjahr erreicht werden sollen. (awp/mc/upd/ps)