Richemont findet mit Mytheresa einen Käufer für YNAP

(Foto: Richemont)

Genf – Der Uhren- und Schmuckkonzern Richemont hat nach langer Suche doch noch einen Käufer für das Online-Mode- und Accessoires-Geschäft Yoox Net-A-Porter (YNAP) gefunden. YNAP geht an die MYT Netherlands Parent B.V. (Mytheresa), an der Richemont künftig beteiligt sein wird.

«Wir freuen uns, dass wir für YNAP ein gutes neues Zuhause gefunden haben», liess sich Johann Rupert, Verwaltungsratspräsident und Mehrheitsaktionär von Richemont, am Montag in der Mitteilung zur Transaktion zitieren.

Richemont hatte für die defizitäre YNAP über Jahre nach Partnern oder einem neuen Besitzer gesucht. Vor knapp einem Jahr war der Verkauf an Farfetch gescheitert. Der finanziell angeschlagene britische Online-Luxushändler wurde vom südkoreanischen E-Commerce-Riesen Coupang übernommen, der von YNAP nichts wissen wollte.

Gemeinsam stärker
Nun kommt Mytheresa zum Handkuss. Die digitale Plattform ist im Verkauf von Kleidern und Accessoires von bekannten Luxusmarken wie Bottega Veneta, Dolce&Gabbana, Gucci oder Moncler tätig. Die 1987 ursprünglich als Boutique in München gegründete Firma ist an der Börse in New York kotiert.

Der Zusammenschluss biete im stark wachsenden Online-Luxusgütermarkt grosse Wachstumschancen, zeigte sich Mytheresa-Chef Michael Kliger an einer Telefonkonferenz überzeugt. Die beiden Firmen würden sich mit Blick auf die Absatzmärkte gut ergänzen. Zudem könne YNAP von der Mytheresa-Technologieinfrastruktur profitieren.

Der Luxus-Bereich von YNAP soll mittelfristig bei Mytheresa integriert werden, wie es weiter hiess. Die Gruppe wird künftig aus den Marken Mytheresa, Net-A-Porter und Mr Porter bestehen. Die beiden Plattformen Yoox und The Outnet werden separat abgespalten, während die White-Label-Division, in der YNAP Mode für Drittkunden designt, eingestellt wird.

Richemont wird Mytheresa-Grossaktionär
Aktuell erzielt Mytheresa über die Hälfte des Umsatzes in Europa, während YNAP in den USA stark vertreten ist. Kliger bezifferte das Bruttowarenvolumen (GMV) der beiden Firmen mit derzeit rund 3 Milliarden Euro. Dieses will er mittelfristig auf über 4 Milliarden steigern, mit einer operativen Marge von über 8 Prozent.

Bei der Profitabilität gibt es bei YNAP aber noch Aufholbedarf. Das erklärt auch die für Mytheresa günstigen Kaufbedingungen. Die Gruppe wird 100 Prozent an der schuldenfreien und mit 555 Millionen Euro an Barmitteln ausgestatteten YNAP übernehmen. Zudem gewährt Richemont eine Kreditfazilität in Höhe von 100 Millionen Euro.

Im Gegenzug erhält Richemont Aktien von Mytheresa. Im Zuge des im ersten Halbjahr 2025 erwarteten Abschlusses der Transaktion werden die Genfer 33 Prozent an Mytheresa besitzen und das Recht erhalten, einen Sitz im Verwaltungsrat zu besetzen.

Alles in allem bleibt der Abschreibungsbedarf auf den YNAP-Werten in den Büchern von Richemont gross. Der Konzern rechnet mit einem Abschreiber von um die 1,3 Milliarden Euro. Dieser Wert könne sich allerdings noch verändern, abhängig davon, wie sich der Kurs der Mytheresa-Aktie oder der Dollar-Euro-Kurs entwickle, hiess es. (awp/mc/ps)

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