Genf – Der Boom bei den Luxusgütern hält an: Richemont ist im ersten Quartal 2023/24 (per 30. Juni) erneut zweistellig gewachsen. Dabei verkaufte sich vor allem Schmuck weltweit trotz Ukraine-Krieg und Konjunktursorgen wiederum sehr gut.
Der Gruppenumsatz stieg in der Zeit von April bis Juni 2023 gegenüber dem Vorjahresquartal um 14 Prozent auf 5,32 Milliarden Euro, wie der Hersteller von Luxusuhren der Marken wie Piaget oder IWC sowie teurem Schmuck von Cartier und Van Cleef & Arpels am Montag mitteilte. In Lokalwährungen gerechnet betrug das Plus 19 Prozent.
Dabei wuchs das Schmuckgeschäft, das gut zwei Drittel zum Gesamtumsatz beiträgt, erneut am stärksten (organisch +24%). Das Uhrengeschäft steuerte 1,06 Milliarden Euro (+10%) bei.
Starke Erholung in Asien – Stagnation in USA
Einmal mehr erwies sich die grösste Absatzregion Region Asien-Pazifik (+40%) als der Wachstumstreiber. Hier erzielte Richemont gut 42 Prozent der Verkäufe. Eine tiefe Vergleichsbasis im Vorjahr, die Aufhebung der Covid-Beschränkungen und die Wiedereröffnung der Grenzen auf dem chinesischen Festland, in Hongkong und in Macau führten zu erheblichen Umsatzsteigerungen.
Dabei gab es zweistellige Zuwächse auf dem Festland und gar dreistellige in Hongkong und Macao. Die Umsätze in anderen asiatischen Märkten, vor allem in Australien und Taiwan, seien solide gewesen. Auch die Regionen Naher Osten/Afrika (+15%), Japan (+14%) und Europa (+11%) konnten den Absatz zweistellig steigern.
Einzig in der Region «Amerika» ging der Umsatz organisch um 2,0 Prozent zurück. Hier stagnierten die Umsätze im Gross- und im Detailhandel. Allerdings war die Region im Vorjahr stark gewachsen.
Detailhandel als Umsatztreiber
Als wichtigster Vertriebskanal erwies sich der Absatz über den Detailhandel, der organisch um 24 Prozent zulegte und damit gut zwei Drittel zum Gesamtumsatz beitrug. Über den Grosshandel nahm Richemont gut ein Viertel ein (+11%). Dagegen stagnierte der Online-Absatz mit lediglich 298 Millionen Euro (+2%) nahezu. Der Bereich Yoox-Net-a-Porter (YNAP) verzeichnete einen Umsatzrückgang von 8 Prozent.
Damit profitierte Richemont wie schon der Uhrenkonzern Swatch vor allem von der Erholung im Grossraum China. An der Börse kamen die Zahlen dennoch nicht gut an. Die Aktie büsste gegen 10.30 Uhr in einem um 0,5 Prozent tieferen Gesamtmarkt (SLI) 8 Prozent auf 141,65 Franken ein. Richemont habe hohe Analystenerwartungen nicht erfüllt, hiess es am Markt als Begründung. Allerdings hat die Aktie im laufenden Jahr 28 Prozent (stand 14.07) zugelegt.
Die Aktien von Rivale Swatch, dessen Halbjahresbericht in der Vorwoche noch mit kräftigen Kursgewinnen quittiert wurde, büssen 1,6 Prozent auf 278,20 Franken ein. Swatch liegt mit einem Jahresgewinn 2023 von 7,5 Prozent deutlich hinter dem breiter diversifizierten Genfer Konzern zurück.
Einen konkreten Ausblick auf das Geschäftsjahr gab Richemont wie üblich nicht ab. Allerdings versprechen die Wachstumsdaten aus dem Reich der Mitte wenig Gutes, heisst es am Markt.
Die chinesische Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal zwar um 6,3 Prozent. Aber der Anstieg gehe nur auf starke positive Basiseffekte zurück, sagte ein Analyst. Die Wirtschaft Chinas habe ihren zwischenzeitlichen Corona-Öffnungsschub bereits wieder weitgehend eingebüsst. (awp/mc/ps)