Zürich – Rieter-CEO Thomas Oetterli erwartet ein baldiges Ende der Krise in der Spinnereimaschinen-Industrie. Dafür gebe es gleich mehrere Anzeichen, sagte er in einem Interview mit AWP.
Die schlechte Stimmung halte nun seit Mitte 2022 an. Er spüre nun aber eine positive Nervosität im Markt, so der CEO. Zeitlich will er sich jedoch nicht festlegen, wann der Aufschwung kommt: «Es kann schon gegen Ende 2023 passieren, vielleicht aber auch erst 2024.»
Ein weiteres Indiz, dass die Talsohle durchschritten ist, ist für den Firmenchef das hohe Interesse der Kunden. So habe Rieter an der wichtigsten Branchenmesse, welche kürzlich stattfand, viele Reservationen erhalten. Positiv gestimmt ist Oetterli auch, weil in den letzten Monaten keine Stornierungen mehr eintrafen. «Das ist noch ein Indikator, dass der Aufschwung bevorsteht.»
Mit Sparprogramm auf Kurs
Bei aller Hoffnung auf einen baldigen Aufschwung: Das Jahr 2024 dürfte wegen der aktuell sehr wenigen Bestellungen schwierig werden. Deshalb hat Rieter im Sommer ein Sparprogramm und den Abbau von zunächst einmal 300 Stellen angekündigt. «Alle Konsultationen sind abgeschlossen, die betroffenen Mitarbeiter informiert, und wir werden die geplanten Massnahmen bis Ende Jahr umsetzen», sagte der CEO dazu. «Die Einschnitte sind sehr schmerzvoll. Wir sind aber überzeugt, dass es diesen braucht, um uns für die Zukunft fit aufzustellen.»
Das Grundproblem von Rieter seien die Kosten: «Wir verkaufen heute unsere Maschinen zu vernünftigen Preisen und haben einen guten Marktanteil. Und trotzdem verdienen wir unter dem Strich zu wenig. Das heisst, unsere Kosten sind das Problem», so Oetterli.
Dies ändere sich nun mit dem Sparprogramm. «Insgesamt müssen wir unsere Marge um 5 bis 8 Prozentpunkte erhöhen.» Er wiederholte in diesem Zusammenhang, dass schon für 2024 ein negativer EBIT ein «unakzeptables Szenario» sei.
Noch keine Zahl für zweiten Abbauschritt
Zu einer besseren Rentabilität führen soll bekanntlich auch ein zweiter Abbauschritt in der Produktion. «Wie gross der Abbau konkret sein wird, hängt nun vom Auftragsvolumen ab, das in nächster Zeit eintrifft. Je früher der Aufschwung kommt, desto besser», so der Firmenchef. Im Raum steht ein Abbau von bis zu 600 weiteren Jobs. «Eine Zahl werden wir aber erst Ende des Jahres oder sogar erst Anfang 2024 kommunizieren können», sagte Oetterli.
Auch nach einem solchen Abbau werde Rieter in der Aufschwungphase rasch umschalten können. Der Schlüssel dazu seien temporäre Mitarbeiter in der Produktion. «In Zukunft werden wir aber auch vermehrt Ingenieurdienstleistungen für die Forschung und Entwicklung einkaufen.» Er sei überzeugt, «dass wir unseren Marktanteil von rund 30 Prozent halten oder sogar leicht ausbauen können», so Oetterli. (awp/mc/ps)