Winterthur – Der Textilmaschinen-Konzern Rieter wird von der Coronakrise hart getroffen und erwartet im ersten Halbjahr tiefrote Zahlen. Wegen der gesunkenen Nachfrage plant er nun, in Bereichen mit «absehbar niedriger Auslastung» an den Standorten in der Schweiz und in Deutschland Kurzarbeit zu beantragen.
Für das erste Halbjahr geht Rieter von einem Umsatz von «unter 300 Millionen Franken» aus, wie das Unternehmen am Donnerstagabend mitteilte. Anfang März hatte das Unternehmen bereits mitgeteilt, dass ein Umsatz unter dem Vorjahreswert von 416 Millionen Franken zu erwarten sei. Auf Stufe Reingewinn prognostiziert Rieter für das erste Halbjahr neu einen Verlust im «mittleren zweistelligen Millionenbereich» (VJ -3,8 Mio).
Niedrigere Nachfrage
Wegen Covid-19 habe weltweit eine Vielzahl von Spinnereien die Produktion ausgesetzt, schreibt Rieter. Dies führe seit Ende März 2020 zu einer niedrigen Nachfrage nach Ersatz- und Verschleissteilen und zu Verzögerungen bei der Entwicklung neuer Maschinen. Zudem würden Kunden Investitionsprojekte verschieben oder könnten diese nicht umsetzen, was zu einer geringen Nachfrage nach Neumaschinen führe.
Der Bestellungsbestand von deutlich über 500 Millionen Franken werde aber trotz der bestehenden Engpässe in den Lieferketten weitgehend planmässig abgewickelt, betont das Unternehmen. Die Stornierungen von Bestellungen lägen unter 5 Prozent des Bestellungsbestandes.
Kosten-Massnahmen
Rieter habe bereits Massnahmen zur Liquiditätssicherung und Kostensenkung umgesetzt. Man verfüge über eine gute Nettoliquidität sowie über nicht in Anspruch genommene Kreditlinien im mittleren dreistelligen Millionenbereich, heisst es dazu.
An den Standorten in der Schweiz und Deutschland will Rieter nun für das dritte Quartal 2020 40 Prozent Kurzarbeit beantragen. Die Gespräche mit den Personalvertretungen sollen in der kommenden Woche beginnen. Bereiche, die mit der Abwicklung des Bestellungsbestandes betraut sind, würden von der Kurzarbeit ausgenommen, heisst es. Das gelte auch für die Montage von Maschinen in Winterthur.
Ein Zeichen will auch das Management setzen. Verwaltungsrat, Konzernleitung und das Senior Management von Rieter verzichteten «als Zeichen der Solidarität» temporär auf 10-20 Prozent der Vergütung, heisst es.
Trotz der Massnahmen werde die in den vergangenen Jahren umgesetzte Strategie auch in den kommenden Monaten weiter vorangetrieben, heisst es weiter. Rieter wolle so die Marktposition für die Zeit nach der COVID-19-Pandemie stärken. (awp/mc/pg)