Winterthur – Eine erst allmählich wieder besser werdende Nachfrage nach Neumaschinen, wenige Verkäufe im High-End-Bereich sowie die Verlagerung der Produktion von Deutschland in die Tschechische Republik haben das Geschäftsjahr 2018 des Spinnereimaschinenherstellers Rieter geprägt. Der Winterthurer Konzern verzeichnete einen deutlichen Rückgang des Gewinns.
Im Neumaschinengeschäft (Bereich Machines&Systems) resultierten unter Ausklammerung der Restrukturierungskosten für den Standort Ingolstadt nur knapp schwarze Zahlen. Grund war unter anderem die nur schwache Nachfrage für Maschinen im High-End-Bereich, die bessere Margen haben als jene im mittleren Preissegment.
Zudem wuchs Rieter kaum noch: Insgesamt verzeichnete das Unternehmen zwar ein Umsatzplus von 2% auf 965,6 Mio CHF, ohne die Akquisition von SSM Textilmaschinen im Sommer wäre aber ein Minus von 3% geschrieben worden. In der umsatzstärksten Sparte Machines&Systems ging der Umsatz um 2% zurück.
Auf Stufe EBIT resultierte – Umstrukturierungskosten nicht mitgerechnet – ein Gewinn von 51,8 Mio CH, was gegenüber dem Vorjahr einem Minus von 8% gleichkommt. Der Reingewinn schliesslich fiel mit 13,3 Mio CHF 69% unter Vorjahr aus.
2018 Umsatz und Profitabilität über Vorjahresniveau
Für Rieter dürfte nun aber der Wind gedreht haben: So hat sich in der zweiten Jahreshälfte die Marktlage wieder verbessert, was sich in höheren Bestellungen niederschlug. Der Auftragseingang 2017 lag mit knapp 1,052 Mrd CHF um 16% über jenem von 2016. Fürs Gesamtjahr 2018 stellt das Rieter-Management nun einen Umsatz und eine Profitabilität über dem Vorjahresniveau in Aussicht.
In der ersten Jahreshälfte werden demnach allerdings EBIT und Reingewinn noch lediglich auf dem Niveau der Vorjahresperiode erwartet – ein Ausblick, der bei Analysten für Enttäuschung gesorgt hat. Denn allgemein wurde mit einer schnelleren Erholung insbesondere der Profitabilität gerechnet. Dass die Zahlen von Rieter aber nicht schneller wieder besser werden, hängt mit dem Produktemix im Neumaschinengeschäft ab. So sind die Aufträge, die in der ersten Jahreshälfte abgearbeitet werden, hauptsächlich solche aus dem margenschwächeren Mittelpreissegment.
Im Servicegeschäft auf Kurs
Besser läuft es dagegen in der Servicesparte (Bereich After Sales), die 2017 mit 146,3 Mio CHF rund 15% des gesamten Rieter-Umsatzes ausmachte. Mit einem EBIT von 28 Mio CHF kommt die Sparte aber auf eine Marge von rund 19%.
Und dies dürfte so bleiben. So sagte Rieter-CEO Norbert Klapper am Dienstag vor Journalisten und Analysten, dass er überzeugt sei, dass der Bereich After Sales dieses Jahr das Umsatzziel von 166 Mio CHF erreichen werde. Und es gebe dabei keinen Grund zur Annahme, dass das Geschäft dabei an Profitabilität einbüsse.
Auch konzernweit will Klapper wieder auf eine bessere Profitabilität kommen: An den mittelfristigen Zielen schraubt der Konzern jedenfalls nicht. Nach dem Zukauf von SSM Textilmaschinen letztes Jahr wurde in Analystenkreisen eine Revision der Ziele insbesondere punkto Marge erwartet. «Wir haben entschieden, die Ziele beizubehalten», sagte Klapper.
So strebt Rieter mittelfristig weiterhin eine EBIT-Marge von rund 10% an – ein Ziel, von dem das Unternehmen im Jahr 2017 mit einem Wert von 5,4% selbst unter Ausschluss der Restrukturierungskosten weit entfernt war. Allerdings hat Rieter das Margenziel auch mit einer Umsatzgrösse von 1,3 Mrd CHF verknüpft, der letztes Jahr aufgrund der Marktlage auch nicht annähernd erreicht wurde.
Dividende bleibt bei 5,00 CHF
Am Finanzmärkten kam der Winterthurer Spinnereimaschinenkonzern mit den Gewinnzahlen und dem Ausblick nicht gut an. Nachdem im frühen Handel die Kursverluste noch moderat blieben, geriet der Aktienkurs im Laufe des Morgens auf Abwärtskurs. Mit einem Minus von 3,8 Prozent auf 220,20 CJF waren die Abgaben um 13.45 Uhr erheblich. Der Gesamtmarkt gemessen am SPI verlor derweil nur leicht an Boden (-0,3%).
An der Dividende kann der Kursverlust indes nicht liegen: Nachdem im Vorjahr bei sinkendem Gewinn überraschend die Dividende von 4,50 auf 5,00 CHF je Aktie erhöht worden ist, schlägt der Verwaltungsrat nun erneut eine Dividende von 5,00 CHF vor. Begründet wurde die Ausschüttung mit der konstanten Dividendenpolitik des Unternehmens und dessen stabiler finanzieller Situation, die es erlaube, trotz Sondereffekten eine «attraktive Dividende» auszuzahlen. (awp/mc/ps)