Winterthur – Der Spinnereimaschinenhersteller Rieter ist im ersten Halbjahr wie angekündigt in die roten Zahlen gerutscht. Im zweiten Semester peilt das Unternehmen aber wieder schwarze Zahlen an. Die Nachfrage nach Rieter-Produkten ist weiterhin überdurchschnittlich hoch.
Dank der rekordhohen Bestellungen im Vorjahr konnte der Winterthurer Konzern im ersten Halbjahr 2022 zwar die Produktion hochfahren und erzielte einen 55 Prozent höheren Umsatz von 620,6 Millionen Franken, wie es in einer Mitteilung vom Dienstag heisst.
Unter dem Strich verdiente Rieter trotzdem kein Geld, weil die gestiegenen Rohstoff- und Logistikpreise sowie die Integration gekaufter Firmen die Kosten in die Höhe trieben. Das operative Ergebnis (EBIT) kam bei -10,2 Millionen zu liegen, das Reinergebnis bei -25,2 Millionen. Das Unternehmen hatte Ende Mai angekündigt, dass das erste Semester rote Zahlen bringen werde.
Nachfrage weiterhin hoch
Rieter hatte sich erst im letzten Jahr vom Markteinbruch im Vorjahr erholt und die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft. Basis dafür war, dass die Spinnereien gut ausgelastet waren und wieder kräftig investierten.
Dies hat sich im ersten Halbjahr nur wenig geändert. Der Auftragseingang im ersten Semester betrug 869,4 Millionen. Dieser Wert liegt zwar 11 Prozent unter dem Vorjahr, ist aber laut Communiqué klar überdurchschnittlich.
Analysten hatten im Vorfeld im Schnitt mit einem deutlich geringeren Wert gerechnet. Allerdings war die Bandbreite der Schätzungen ausserordentlich hoch. Sie hatten von klar unter 600 bis deutlich über 900 Millionen gereicht. Die durchschnittlichen Erwartungen beim Umsatz wurde leicht übertroffen, dafür waren die Gewinnzahlen noch etwas schlechter als befürchtet.
Ausblick leicht gesenkt
Auch im zweiten Halbjahr sollte Rieter noch von den Aufträgen des letzten Jahres zehren können. Der Bestellungsbestand liegt aktuell bei 2,1 Milliarden. Und im ersten Halbjahr seien vorproduzierte Auslieferungen im dreistelligen Millionenbereich ins zweite Semester verschoben worden, dies hauptsächlich wegen der Covid-Lockdowns in China und wegen Lieferketten-Engpässen. Die Stornierungen hätten im ersten Halbjahr derweil nur 5 Prozent des Auftragsbestand ausgemacht, so die Mitteilung weiter.
Das Management peilt für 2022 gleichwohl nur noch einen Umsatz von 1,4 statt 1,5 Milliarden an, nachdem dieser im Jahr 2021 bei knapp 1 Milliarde gelegen hatte. Die Senkung reflektiere die Auswirkungen der globalen Lieferengpässe.
Für den Gewinn nennt der Konzern nach wie vor keine konkreten Ziele. Laut der Mitteilung werden aber im Gesamtjahr schwarze Zahlen erwartet, allerdings unter Vorjahresniveau. Diese Verbesserung gegenüber dem ersten Halbjahr will Rieter unter anderem mit Preiserhöhungen erreichen.
Ausserdem hat das Unternehmen entschieden, den Verkaufsprozess für das verbleibende Rieter-Areal in Winterthur zu starten. Insgesamt sollen rund 75’000 Quadratmeter veräussert werden. (awp/mc/pg)