Rieter spürt Folgen des Erdbebens in der Türkei

Rieter

(Foto: Rieter)

Winterthur – Das verheerende Erdbeben in der Türkei hat auch die türkische Spinnereiindustrie massiv geschädigt. Laut Schätzungen des Winterthurer Spinnereimaschinen-Herstellers Rieter sind zwei Drittel der Spinnereikapazitäten des Landes betroffen.

«Beim Ausmass der Schäden gibt es alle Schattierungen, von praktisch intakt bis komplett zerstört», sagte CEO Norbert Klapper gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.

Die Türkei ist einer der gewichtigsten Garnproduzenten weltweit. Entsprechend machte Rieter im letzten Jahr fast ein Fünftel seines Umsatzes mit Spinnereien aus dem Land.

Ein Todesopfer
Rieter selber hat ein Todesopfer infolge des Bebens zu beklagen. Alle anderen Rieter-Mitarbeitenden und ihre Familien seien wohlauf. Insgesamt beschäftigt Rieter laut CEO Klapper rund 70 Mitarbeiter in der Türkei, schwerpunktmässig in der betroffenen Region.

Der Winterthurer Konzern will nun laut den Angaben prioritär die Servicestation in Kahramanmaras in Südanatolien wieder in Betrieb nehmen. Erste Aufträge seien bereits wieder abgewickelt worden, weil eine intakte Halle auf einem Nachbargrundstück habe gemietet werden können, so Klapper. Ausserdem sei man mit den Kunden daran, die Situation in deren Fabriken detailliert abzuklären.

Durchzogenes Jahr 2022
Schon vor dem Erdbeben durchlief Rieter ein durchzogenes Jahr 2022. Der Umsatz stieg markant, da ein grosser Bestellungsberg abgearbeitet werden konnte. Zudem wirkten sich Akquisitionen und Preiserhöhungen aus. Konkret nahmen die Verkäufe um 56 Prozent auf 1,51 Milliarden Franken zu.

Doch die Preise wurden angesichts der Rohstoff-Teuerung nicht genug erhöht, um die Marge zu halten. Zudem beeinflussten laut den Angaben Kosten in Zusammenhang mit den Lieferengpässen und den Akquisitionen das Ergebnis.

So sank die operative Marge (EBIT-Marge) auf 2,1 von 4,9 Prozent. Und unter dem Strich erzielte das Unternehmen einen Gewinn von nur noch 12,1 Millionen nach 31,7 Millionen Franken.

Vager Ausblick
Für das laufende Jahr 2023 ist der Ausblick vage. Das Unternehmen profitiere zwar nach wie vor von den vielen Aufträgen, welche in den letzten beiden Jahren eingetroffen waren. Somit sei mit einem Umsatz in der Grössenordnung des Vorjahres zu rechnen.

Wie schon im Januar berichtet, ist die aktuelle Nachfrage aber nicht mehr so rege. So ging der Bestellungseingang 2022 um 48 Prozent auf 1,16 Milliarden zurück.

Für die kommenden Monate geht das Management weiterhin von einer unterdurchschnittlichen Nachfrage nach neuen Anlagen aus. Eine Belebung werde erst im zweiten Halbjahr erwartet.

Ein Risiko für den Geschäftsverlauf sei nun aber auch das Erdbeben in der Türkei, deren Folgen zurzeit nicht absehbar seien. (awp/mc/ps)

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