Norbert Klapper, CEO Rieter. (Foto: Rieter)
Winterthur – Der Spinnereimaschinenhersteller Rieter hat im ersten Halbjahr 2014 überraschend viele Aufträge an Land gezogen. Der Umsatz und die Gewinnzahlen stiegen deutlich. An der Guidance für das Gesamtjahr hält das Unternehmen abgesehen von einer Nuance fest.
Der neue Rieter-CEO Norbert Klapper, der seit Anfang Jahr im Amt ist, kann beruhigt in die Zukunft schauen. Denn der Umsatz für die nächsten Monate und eine gute Auslastung der Fabriken ist gesichert. Rieter erhielt in der ersten Jahreshälfte Aufträge über 655,5 Mio CHF. Das waren zwar 8% weniger als im ersten Semester 2013, aber knapp 20% mehr als im zweiten Halbjahr 2013.
Damit ist das Schreckensszenario eines Markteinbruchs vorerst vom Tisch. Analysten hatten im Vorfeld mit Bestellungen von lediglich 603 Mio CHF gerechnet. Zum Vergleich: Der Halbjahres-Bestellungseingang schwankte in den letzten drei Jahren zwischen knapp 300 und gut 700 Mio CHF.
Aufträge bis ins Jahr 2015
Der Auftragsbestand stieg per Ende Juni auf 880 Mio CHF und reicht laut CEO Klapper bis ins Jahr 2015, wie er an einer Telefonkonferenz sagte. Das Marktumfeld sei für Rieter günstig gewesen, wobei es regionale Unterschiede gegeben habe. So sei die Situation in China schwieriger, in Indien leicht besser und in anderen asiatischen Ländern zum Teil deutlich besser geworden.
Am meisten Bestellungen erhielt Rieter aus der Türkei, gefolgt von China, Indien, den USA, Vietnam, Usbekistan, Pakistan, Indonesien und Brasilien. Gefragt seien auf dem Weltmarkt derzeit vor allem Maschinen aus dem oberen Qualtitätssegment mit einem hohen Automatisierungsgrad, sagte CFO Joris Gröflin. Dies spiele Rieter in die Hände.
Margen leicht höher
Der Umsatz stieg um im ersten Semester gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 9% auf 522,1 Mio CHF. Gegenüber der zweiten Jahreshälfte 2013 ging er hingegen um 6% zurück. Der Grund seien hauptsächlich Lieferungen gewesen, die Rieter auf Wunsch der Kunden noch im Dezember 2013 ausgeführt habe, hiess es. Ausserdem sei das Volumen am Anfang des Jahres bewusst tief gehalten worden, weil gleichzeitig ein IT-Projekt gestartet wurde.
Der EBIT stieg derweil gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 68% auf 28,8 Mio CHF, die entsprechende Marge verbesserte sich somit auf 5,5% von 3,6%. Der Reingewinn verdreifachte sich beinahe auf 14,3 Mio CHF.
«Mindestens» hohes einstelliges Wachstum
Die Investitionen reduzierten sich nach Abschluss des 150-Mio-Wachstumsprogramms auf 12,5 Mio von 26,5 Mio CHF. Nun will das Unternehmen ernten. Der EBIT soll höher ausfallen als im Vorjahr. Es sei zudem mindestens mit einem Umsatzwachstum im hohen einstelligen Bereich zu rechnen, wobei das Wort «mindestens» neu ist.
Vom mittelfristigen Ziel einer EBIT-Marge von 9% bis 12% ist Rieter mit dem für das Halbjahr ausgewiesenen Wert von 5,5% aber noch weit entfernt. Auf die Frage, ob im nächsten Jahr dank des hohen Auftragsbestands mit einer EBIT-Marge im Bereich der angepeilten Werte zu rechnen sei, sagte CEO Klapper bloss: «Es ist zu früh, um über 2015 zu sprechen.»
Er betonte allerdings: «Wir arbeiten daran, diesen Abstand zu verringern.» Der Hebel werde überall angesetzt: an den Preisen, am Umsatzvolumen, an den Kosten und am Mix der Produkte. Keine Sorgen machen dem CEO vorderhand die tieferen Baumwollpreise: Diese hätten sich bislang nicht auf das Verhalten der Kunden ausgewirkt. «Bislang sehen wir keine Folgen, wir beobachten es aber genau.»
Abgesehen vom Bestellungseingang hat Rieter mit den vorgelegten Zahlen die Erwartungen der Analysten nicht ganz erreicht. Sie hoffen darauf, dass sich mit den steigenden Umsätzen auch die Margen verbessern werden. (awp/mc/pg)