Zürich – Der Medienkonzern Ringier ist wieder Mitglied im Verband Schweizer Medien. Vor gut vier Jahren hatte Ringier den Verband im Streit verlassen.
Es gelte, die Kräfte zu bündeln, um die gewaltigen Herausforderungen in der Medienbranche zu meistern, begründete Ringier-Konzernchef Marc Walder am Mittwoch in Zürich anlässlich der Dreikönigstagung des Verbandes Schweizer Medien (VSM) diesen Schritt. In den letzten Monaten habe er mit den Verlegern freundschaftliche und faire Gespräche geführt.
Ärger überwunden
Den entscheidenden Anstoss für die Rückkehr Ringiers in den Verlegerverband dürfte die digitale Allianz geliefert haben, mit der die Branche im Werbemarkt gemeinsam gegen die internationalen Schwergewichte Google, Facebook und Amazon antreten will. Er sei beeindruckt gewesen, wie geschlossen sich die Schweizer Verleger hinter diese Initiative gestellt hätten.
Das Ziel dieser Initiative ist es, Nutzerdaten unter voller Wahrung des Datenschutzes zu erhalten. Zu diesem Zweck haben die grossen Schweizer Verlage in den letzten Monaten den Zugang zu ihren Nachrichtenportalen mit einem freiwilligen Login versehen. Die Resonanz bei den Nutzerinnen und Nutzern sei entgegen Befürchtungen in der Verlagsbranche sehr positiv gewesen, sagte Walser.
Massiver Verlust von Werbevolumen
Die Schweizer Verleger hätten im Zeitraum 2012 bis 2018 pro Jahr ein Werbe- und Verkaufsvolumen von einer Milliarde Franken verloren. Im Gegenzug hätten die digitalen Angebote lediglich Einnahmen von 85 Millionen Franken pro Jahr hinzugewonnen. Das zeige klar und deutlich, dass das bisherige Geschäftsmodell der Verlage nicht mehr funktioniere.
Das laufende Jahr werde für die digitale Allianz von entscheidender Bedeutung sein. Nach den ersten positiven Erfahrungen mit dem Login zeigte sich Walder optimistisch. Während das Login bei grossen Playern wie Facebook oder Netflix selbstverständlich sei, betrage der Anteil jener Personen, die sich auf Schweizer Nachrichtenportalen einloggten, bisher nur 0 bis 10 Prozent. Das Potenzial sei gross.
Das Ziel müsse ein Single Sign On sei. Wer Medienprodukte konsumieren wolle, müsse sich nur einmal einloggen. Der Kunde wolle sich einfach, schnell und sicher auf den Portalen bewegen. Das Vertrauen sei dabei die wichtigste Währung, wie das Beispiel von Facebook bei Cambridge Analytica gezeigt habe. Die Verleger seien in sehr engem Kontakt mit dem Eidgenössischen Datenschützer Adrian Lobsiger.
Supino begrüsst Rückkehr
Verlegerpräsident Pietro Supino zeigte sich sehr erfreut über die Rückkehr von Ringier in den Verband. Alexander Theobald, der am 1. April 2020 das Amt des CEO Ringier Axel Springer Schweiz übernehmen wird, werde in die Gremien des Verlegerverbandes einziehen.
Ringier war Mitte August 2015 verärgert aus dem Verband Schweizer Medien ausgetreten. Anlass für den Streit war die Werbeallianz Admeira, die Ringier mit der SRG und der Swisscom eingegangen war. Der VSM hatte damals faktisch ein Werbeverbot für die SRG gefordert. (awp/mc/pg)