Bern – Martin Pfister oder Markus Ritter? Einer der beiden offiziellen Mitte-Kandidaten dürfte am Mittwochmorgen zum Nachfolger von Bundesrätin Viola Amherd gewählt werden. Das Rennen war bis zuletzt offen.
Vorteil Ritter bei der SVP, Vorteil Pfister bei der GLP – die übrigen vier Fraktionen hielten sich vor dem Wahltag bedeckt zu ihrer Strategie. Damit bleibt Markus Ritter der leichte Favorit im Rennen um die Amherd-Nachfolge. Doch auch Martin Pfister hat Chancen.
Von der SVP-Fraktion, die 74 Sitze im Parlament auf sich vereint, sind mehrheitlich Stimmen für Ritter zu erwarten. Der 57-jährige St. Galler Mitte-Nationalrat zeige den nötigen Führungswillen, um die Probleme im Verteidigungsdepartement anzugehen, teilte die SVP mit. Als langjähriger Parlamentarier kenne Ritter die Abläufe in Bundesbern. Er habe in wichtigen Dossiers gezeigt, dass er tragfähige Lösungen und Allianzen herbeiführen könne.
Mehr Sympathien für Pfister hat derweil die GLP-Fraktion, die 12 Stimmen abgeben kann. Auch sie hat am Tag vor der Bundesratswahl keine offizielle Wahlempfehlung für einen der beiden Mitte-Kandidaten beschlossen, liess aber durchblicken, dass der 61-jährige Zuger Regierungsrat Pfister den grünliberalen Positionen näherstehe als Bauernverbandspräsident Ritter.
Linke unzufrieden mit der Auswahl
Die Fraktionen von SP, FDP und Grünen teilten vor der Wahl lediglich mit, dass sie sich ans offizielle Ticket halten werden. Insbesondere von linker Seite wurde dennoch ein Unbehagen am Wahlvorschlag der Mitte spürbar.
Ob Ritter oder Pfister bei den Anhörungen der Bundeshausfraktionen mehr überzeugen konnte, war offiziell nicht in Erfahrung zu bringen. Anders als bei Sachabstimmungen dürften die Fraktionen ohnehin nicht geschlossen für den einen oder anderen Kandidaten votieren.
Gewählt wird geheim. Wer wem die Stimme gegeben hat, wird nicht bekannt. Angeblich werden die letzten Absprachen jeweils in der Nacht vor der Bundesratswahl im Hotel Bellevue getroffen. Politikerinnen und Politiker, Lokalprominenz, Medien und Zaungäste belagern dann Lobby und Bar des Berner Luxushotels.
Die Fraktionen von SP und Grünen wollen sich am frühen Mittwochmorgen noch einmal versammeln und entscheiden, ob sie eine Wahlempfehlung abgeben oder nicht. Danach gilt es abzuwarten. Gröbere Störmanöver sind nicht zu erwarten. Gewählt ist, wer die Hürde des absoluten Mehrs nimmt, also die Hälfte aller gültigen Stimmen plus eine auf sich vereinen kann. (awp/mc/pg)