Roche bekommt neuen Pharmachef – «Wechsel überfällig»

William Anderson

William Anderson, designierter CEO Roche Pharmaceuticals. (Foto: Roche)

Basel – Beim Pharmakonzern Roche kommt es innerhalb der Führungsriege erneut zu einem Wechsel. Nur wenige Monate nachdem die Diagnostics-Sparte einen neuen Chef bekommen hat, wird nun die Pharmasparte ab kommenden Jahr neu von William Anderson geleitet werden. Analysten sehen den Wechsel grundsätzlich positiv.

Nachdem die Wochenendpresse bereits darüber spekuliert hatte, wurde es am Montagmorgen dann offiziell. Roche teilte mit, dass der langjährige Pharmachef Daniel O’Day zum Jahresende seinen Posten abgeben werde. Sein Nachfolger William Anderson ist derzeit CEO der US-Tochter Genentech. In den ersten zwei Monaten des kommenden Jahres wird O’Day noch helfen, dass es zu einem reibungslosen Übergang kommt, bevor er dann seine neue Herausforderung bei Gilead als CEO annimmt.

O’Day seit 31 Jahren dabei
O’Day hat die Pharmasparte seit 2012 geleitet, bei Roche steht der Amerikaner aber bereits seit 1987 auf der Lohnliste. In den ersten Jahren hatte O’Day verschiedene Positionen in den USA bekleidet, bevor er 1998 dann ins globale Marketing und Lifecycle-Management nach Basel wechselte. Es folgten weitere Stationen. Im Jahr 2010 wurde der scheidende Manager dann zum Leiter der Diagnostics-Sparte ernannt und übernahm 2012 die Verantwortung für die Division Pharmaceuticals.

Sein Nachfolger gehört dem Konzern ebenfalls schon eine ganze Weile an. Anderson kam 2006 zu Roche und leitete bei Genentech die Sparte Immunology. Anschliessend übernahm er die Verantwortung für die Verkaufs- und Marketingaktivitäten im Bereich Onkologie. 2013 wurde er zum Leiter Global Product Strategy ernannt, mit Sitz in Basel. Seine aktuelle Position als CEO von Genentech übernahm er 2017.

Wechsel stösst auf positive Resonanz
Bei Analysten kommt der Wechsel unter dem Strich gut an. Allerdings bewerten sie den Weggang von O’Day unterschiedlich. Bei Baader Helvea schrieb Bruno Bulic in einem ersten Kommentar, er befürchte, dieser Wechsel könne tendenziell negativ interpretiert werden – verbunden mit der Tatsache, dass Roche in der wichtigen Immunonkologie der Konkurrenz hinterherhinke.

Allerdings sollte dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass er dem Pharmakonzern durchaus zutraue, sein Onkologie-Portfolio trotz dieser Schwäche erfolgreich zu verjüngen. Diese Zuversicht sei nicht zuletzt durch zu jüngsten Daten von den entsprechenden Fachkongressen gespeist worden.

Bei der ZKB zeigte sich Analyst Michael Nawrath sehr zufrieden mit der Wahl des neuen Sparten-Chefs. «Es war längst überfällig, einen Mann von Genentech an Bord zu holen», erklärte der Experte. Gleichzeitig macht der Analyst deutlich, dass er sich eine solche Besetzung schon bei der Genentech-Übernahme im Jahr 2010 gewünscht hätte.

Wie Nawrath in einem ersten Kommentar schrieb, sei Anderson für die Transformation des Roche-Portfolios weg von den drei seit 20 Jahren dominierenden Antikörpern der richtige Mann. Nawrath begründet das mit den Erfahrungen, die der künftige Leiter in der globalen Produktstrategie in den vergangenen Jahren gesammelt habe.

Lange Verknüpfung zwischen den Konzernen
Roche und das US-Biotechunternehmen Genentech sind seit den 1990er Jahren miteinander verflochten. Nach der Übernahme der Mehrheitsanteile kam es dann vor knapp 10 Jahren zur kompletten Übernahme. Der Basler Konzern ist der grosse Profiteur dieser Partnerschaft. Immerhin sind die drei wichtigsten Blockbuster Rituxan, Herceptin und Avastin von Genentech entwickelt worden. Es folgten zuletzt neuere wie Perjeta und Kadcyla.

Auch in der Immunonkologie war es die US-Tochter, durch die Roche mit seinem Tecentriq letztlich versucht, sich eine feste Position in diesem Markt zu sichern.

Neben der Onkologie war es zuletzt Ocrevus zur Behandlung von Multipler Sklerose, mit dem Genentech das Roche-Portfolio um einen weiteren Blockbuster bereichert hat. Roche-CEO Severin Schwan spricht bei Ocrevus von dem grössten Lancierungserfolg in der Roche-Geschichte. (awp/mc/ps)

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