Basel – Der Pharmakonzern Roche ist im dritten Quartal weiter gewachsen. Treiber des Wachstums waren insbesondere die neuen Produkte. Diese vermochten die Umsatzrückgänge durch die aufkommende Konkurrenz von Biosimilars bei den etablierten Blockbustern noch gut zu kompensieren. Die Anleger machen sich allerdings zunehmend Sorgen, ob dies auch künftig so bleiben wird.
In den ersten neun Monaten steigerte Roche die Verkäufe um 5% auf 39,43 Mrd CHF und lag damit punktgenau in den durchschnittlichen Erwartungen der Analysten. Für das dritte Quartal wird ein Konzernumsatz von 13,09 Mrd CHF ausgewiesen. Das organische Wachstum belief sich damit wie schon im zweiten Jahresviertel auf 6%. Roche-CEO Severin Schwan zeigte sich zufrieden mit dem Wachstum und gab sich zuversichtlich, dass die Ziele für das Gesamtjahr erreicht werden.
Die zentrale Division Pharma erreichte in den ersten neun Monaten Verkäufe von 30,64 Mrd CHF (+5%/+5% zu kWk). Gut lief es vor allem in den USA, wo ein Wachstum von 10% erzielt wurde. Hier sind die neuen Produkte schon stärker im Markt etabliert und die wichtigen Biosimilars noch nicht erhältlich. In Europa verminderten sich die Erlöse dagegen als Folge der aufkommenden Biosimilars sowie des stärkeren Preisdrucks um 2%, wie Roche am Donnerstag mitteilt. Das Roche-Management geht davon aus, dass sich die divergierende Entwicklung der Regionen USA und Europa 2018 fortsetzen wird.
Neue Medikamente treiben das Wachstum
Deutlich stärker nachgefragt als von den Analysten erwartet wurde das neue MS-Medikament Ocrevus. Die Verkäufe zogen im dritten Quartal weiter an und erreichten nach neun Monaten 500 Mio CHF. Für Pharma-CEO Daniel O’Day reflektiert die gute Nachfrage die überlegenen Charakteristika des neuen Medikamentes. Er geht davon aus, dass Roche weiter erfolgreich neue Patienten gewinnen und auch in den kommenden Quartalen starke Verkäufe von Ocrevus sehen werde.
Das Krebsmittel Tecentriq verbuchte eine guten Marktstart in den USA. Mit 355 Mio blieben die Verkäufe allerdings etwas hinter den Analystenerwartungen zurück. Ebenfalls gut aufgenommen in den USA wurde das Lungenkrebsmittel Alecensa (Umsatz 244 Mio CHF).
Die drei Mittel waren mit 0,9 Mrd zusätzlichem Umsatz in den ersten neun Monaten für gut 60% des Wachstums der Pharma-Division verantwortlich.
Wichtige Umsatztreiber blieben aber weiter auch die Medikamente der HER2+ Brustkrebs-Franchise (Herceptin, Perjeta, Kadcyla), welche zusammengenommen um 6% zulegten. Perjeta war in allen Regionen gut nachgefragt und steigerte die Verkäufe um 17%, Kadcyla legte um 9% zu. Weiter gut entwickelten sich auch die Absatzzahlen von Actemra/RoActemra gegen rheumatoide Arthritis (+13%).
Biosimilars belasten Rituxan in Europa
Erstmals richtig spürbar waren im dritten Quartal die Auswirkungen von Biosimilars. So verminderte sich der Rituxan-Umsatz in Europa um 16%. Der negative Effekt der Nachahmer-Produkte fiel damit stärker als von Analysten befürchtet aus und weckt am Markt gewisse Besorgnis. Roche-CEO Severin gab sich aber zuversichtlich, dass die Umsatzrückgänge als Folge der Biosimilars 2018 durch weiter ansteigende Verkäufe der neuen Produkte kompensiert werden können.
Wie bereits in den Vorquartalen entwickelten sich die Verkäufe von Avastin (-4%) als Folge des zunehmenden Einsatzes von Krebsimmuntherapeutika auch im dritten Quartal weiter rückläufig.
Im Bereich Diagnostics steht nach neun Monaten ein Umsatz von 8,80 Mrd (+5%/+5% zu kWk) zu Buche. Hier entwickelte sich vor allem die Immundiagnostik (+13%) erfreulich.
Weiter Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich erwartet
Bestätigt hat das Roche-Management am Donnerstag den mit der Publikation der Halbjahresergebnisse angehobenen Ausblick für das Gesamtjahr. So rechnet Roche zu konstanten Wechselkursen mit einem Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Der Kerngewinn je Titel soll in vergleichbarem Ausmass zulegen. Der Konzern bekräftigt zudem die Absicht, die Dividende in Schweizer Franken weiter zu erhöhen.
An der Börse wurden die Zahlen skeptisch aufgenommen. Die Roche-Genussscheine gaben bis zum Schluss 2,3% nach. (awp/mc/pg)