Roch-Chef Severin Schwan am diesjährigen SEF. (Foto: ©SEF.2015)
Interlaken – Roche-CEO Severin Schwan setzt auf unabhängige Einheiten und eine dezentrale Struktur, um die Innovationskraft des Pharmakonzerns zu fördern. «Innovationen kann man nicht erzwingen, aber man kann Innovationen ermöglichen, indem man dem Unternehmen und den Menschen möglichst viel Freiraum einräumt und sie ermutigt, diesen zu nutzen», sagte der Unternehmenschef am Swiss Economic Forum (SEF) am Freitag in Interlaken.
Dazu gehöre es auch, Doppelspurigkeiten zuzulassen. «Innovationen entstehen letztlich in den Köpfen von Menschen.» Kreative Mitarbeiter bräuchten daher Freiraum, um Bahnbrechendes zu entwickeln. Das widerspiegele sich in den unabhängigen Forschungseinheiten in den USA, Europa und Japan, die direkt an ihn als CEO rapportieren. Dann entstünden zwangsläufig zwar auch Ineffizienzen bei Infrastruktur oder Produkteportfolio. Diesen Preis sei er jedoch bereit zu zahlen, so Schwan.
Zum zweiten sollte man sich seiner Meinung nach auf wenige Grundsätze beschränken. Je grösser und komplexer eine Organisation, desto kleiner sollte die Zentrale gehalten werden. Innovation werde von unten erzeugt und nicht von oben vorgegeben.
Auch Misserfolge sollten gefeiert werden, fuhr Schwan fort. Er wolle damit signalisieren, dass es sich auszahle, etwas Neues auszuprobieren und Risiken einzugehen. 90% der Projekte scheitern dem CEO zufolge in der klinischen Entwicklung.
«In der Schweiz sind unsere Wurzeln»
Gleichzeitig bekannte sich Schwan zum hiesigen Standort: «Wir haben in der Schweiz unsere Wurzeln; wir sind jetzt fast 120 Jahre in der Schweiz – sowas gibt man nicht auf.» Weltweit würden sich die Mitarbeiter mit dem Unternehmen als Schweizer Unternehmen identifizieren.
Eine Reduktion der Medikamentenpreise in der Schweiz wegen der Frankenstärke sieht er indes kritisch. Zwar liege der Anteil der Verläufe in der Schweiz lediglich bei 1%. Tiefere Preise hätten aber eine starke Signalwirkung bei Verhandlungen im Ausland.
Mit Blick auf die M&A-Aktivitäten innerhalb der Branche schloss er zudem einen «Riesenmerger» für Roche abermals aus. Bei Grossfusionen gebe es einen grossen Fokus nach innen, was Mitarbeiter verunsichere und ablenke. Kleinere Akquisitionen sowie Kollaborationen mit Instituten, um wissenschaftlichen Fortschritt zu integrieren, stünden hingegen nach wie vor auf der Agenda.
Angesichts einer möglichen Zusammenarbeit mit Technologieunternehmen wie Google oder Facebook verwies der Konzernchef auf das grosse Potenzial heute ungenutzter Daten. «Wirklich relevante wichtige Medizininformationen verschwinden heute noch physisch in der Patientenakte.» In der Zukunft würden diese Daten digitalisiert und können dann ausgewertet werden, gab sich Schwan überzeugt. «Da ist ein unheimlicher Schatz an Informationen.»
«Simplify – Meistern von Komplexität»
Das zweitägige SEF läuft seit Donnerstag und steht unter dem Thema «Simplify – Meistern von Komplexität». 1’350 Firmenchefs und Politiker sowie Wissenschaftler sind in Interlaken zusammengekommen. (awp/mc/ps)