Roche wächst dank neuer Mittel weiter stark und erhöht erneut den Ausblick
Basel – Roche hat einmal mehr dank seiner jüngeren Produkte positiv überrascht. So hat der Pharmakonzern nicht nur beim Umsatz nach neun Monaten etwas besser als erwartet abgeschnitten, auch für das Gesamtjahr erhöht der Konzern den Ausblick das dritte Mal in diesem Jahr.
Gerade mit der nochmals erhöhten Prognose hatten nur wenige Analysten gerechnet und zeigen sich in ihren ersten Reaktionen entsprechend angetan. Aber auch für die Geschäftsentwicklung in den ersten drei Quartalen finden sie lobende Worte. So hat Roche den Umsatz in den ersten neun Monaten auf 46,1 Milliarden Franken erhöht, ein Plus von 9 Prozent. Zu konstanten Wechselkursen betrug die Zunahme 10 Prozent.
Noch stärker legte die grössere Pharmasparte zu, deren Einnahmen um 12 Prozent auf 36,6 Milliarden Franken anstiegen. Im Bereich Diagnostics fielen die Erlöse mit 9,5 Milliarden (+1%) dagegen nur gerinfügig höher als im Vorjahr aus. Traditionell legt Roche zum ersten und dritten Quartal nur Umsatzzahlen vor.
Umsatzplus dank neuer Mittel
Das starke Abschneiden im Pharmageschäft verdankt Roche vor allem seinen Hauptwachstumsträgern Ocrevus zur Behandlung der multiplen Sklerose, Hemlibra, dem neuen Präparat gegen Hämophilie, sowie den Krebsmedikamenten Tecentriq, Perjeta und Avastin. Sie alle gehören mit Umsätzen jenseits der Milliarden-Schwelle denn auch zu den neuen Blockbustern im Roche-Portfolio. Einzige Ausnahme war Hemlibra, das aber auch noch nicht so lange zugelassen ist.
Das starke Wachstum der neuen Produkte glich die Umsatzrückgänge bei Herceptin und MabThera/Rituxan mehr als aus. Die Umsätze mit MabThera/Rituxan lagen laut Mitteilung um 3 Prozent unter dem Vorjahreswert. Vor allem in Europa (-33%) und Japan (-46%) machte sich der Einfluss von Nachahmerprodukten für das Mittel bemerkbar. In den USA stiegen die Verkäufe dagegen um 4 Prozent an. Hier konnte Roche durch die Verwendung des Mittels in der Immunologie und der Onkologie sowie durch die Verwendung der subkutanen Formulierung profitieren.
Noch deutlicher bekam Roche die Wirkung der Biosimilars bei seinem Krebsmittel Herceptin zu spüren. Die Umsätze fielen weltweit um 9 Prozent. Diese Entwicklung entspricht aber in etwa den Erwartungen von Roche, wie CEO Severin Schwan und der Pharma-Chef Bill Anderson am Mittwoch gegenüber Journalisten betonten. «Wir haben diese Erosion in Europa und Japan erwartet und gehen davon aus, dass sie in den USA ab spätestens kommendem Jahr auch deutlicher zu spüren sein wird», stellte Anderson klar.
Gleichzeitig rechnet der Sparten-Chef aber damit, dass Europa wieder stärker wachsen wird, sobald die Biosimilar-Einflüsse abgearbeitet sind. Noch einen Schritt weiter geht CEO Schwan, der in der Telefonkonferenz erneut erklärte, er rechne auch über 2019 hinaus mit Wachstum für Roche.
China wächst dank Aufholpotenzial
Neben den neueren Produkten hat laut Anderson aber auch der chinesische Markt einen entscheidenden Beitrag zu der insgesamt guten Entwicklung beigetragen. Alleine in diesem Jahr sei Roche dort um 50 Prozent gewachsen. «Diese Tempo ist aber auch das Maximum und nicht dauerhaft zu halten.»
Für das Gesamtjahr geht Roche neu von einem Verkaufswachstum zu konstanten Wechselkursen im hohen einstelligen Bereich aus. Zuvor hatte der Konzern ein Plus im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt. Für den Kerngewinn je Titel wird zu konstanten Wechselkursen ein Wachstum angestrebt, das weitgehend dem Verkaufswachstum entspricht. Zudem beabsichtigt Roche, die Dividende in Schweizer Franken zu erhöhen.
Darüber hinaus zeigt sich Roche auch weiterhin zuversichtlich, noch im laufenden Jahr die Übernahme des Genspezialisten Spark abzuschliessen. Die wettbewerbsrechtliche Prüfung der Transaktion sei im Gange, und die Parteien arbeiteten aktiv mit den Behörden in den USA und im Vereinigten Königreich zusammen, um diesen Prozess zu erleichtern.
Gewinnmitnahmen belasten Roche-Aktien
Die Genussscheine von Roche gerieten am Mittwoch im Verlauf zunehmend unter Druck. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen auf hohem Kursniveau. Die Papiere des Pharmakonzern notieren bei Börsenschluss um 1,6 Prozent tiefer auf 285,70 Franken. Der «Bon» hatte im Tagesverlauf zunächst kräftig zugelegt und bei 294 Franken ein Mehrjahreshoch markiert. Schon in den vergangenen Wochen ist der Kurs im Vorfeld der Bekanntgabe des Zwischenberichts gestiegen. Seit Jahresanfang beträgt das Kursplus rund 20 Prozent. (awp/mc/pg)