Roche und Novartis geben globale Diversitätsziele auf

Basel – Die Pharmakonzerne Roche und Novartis haben ihre globalen Diversitätsziele aufgegeben. Dies hat in erster Linie mit dem im Zuge des Regierungswechsels in den USA veränderten, rechtlichen und politischen Umfeld zu tun.
Roche peilte bisher in Führungspositionen eine Frauenquote von knapp 38 Prozent an. Zudem wollte der Konzern fast 19 Prozent ethnische Minderheiten beschäftigen. Beide Zielwerte hat das Unternehmen im vergangenen Jahr beinahe erreicht.
Diese Ziele hat das Basler Unternehmen nun gestrichen. Weiter werden die Zuständigkeiten der Chief Diversity Offices in den USA und Basel neu aufgeteilt, wie aus einem internen Memo hervorgeht, das der Nachrichtenagentur AWP vorliegt.
«Vor dem Hintergrund der neuen US-amerikanischen Exekutivverordnungen zu Diversity, Equity, and Inclusion haben wir unsere Arbeitsweisen und Programme sowohl auf globaler als auch auf US-amerikanischer Ebene überprüft und angepasst, um die gesetzlichen Vorschriften einzuhalten», erklärt eine Konzernsprecherin den Kurswechsel.
Sie hält jedoch fest, dass sich Roche weiterhin für ein inklusives Arbeitsumfeld einsetze, «in dem die Vielfalt von Perspektiven und Erfahrungen gefördert wird und sich jeder zugehörig fühlen kann, um sein Bestes bei der Arbeit zu geben.»
Auch Novartis richtet sich neu aus
Auch der Basler Branchennachbar Novartis hat Vorgaben zur Förderung der Diversität im Unternehmen gestrichen. Angesichts der Veränderungen in den USA betreffend Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion sowie der Verfügbarkeit fortschrittlicher Technologien, werde Novartis die Verwendung diverser Kandidatenlisten und Auswahlgremien im Einstellungsprozess in den USA einstellen, hiess es auf Anfrage.
Allerdings hält Novartis auch fest, dass der Konzern dem grundlegenden Ziel, «die besten Talente einzustellen und mögliche Benachteiligungen im Auswahlprozess zu reduzieren», treu bleibe.
Nicht gerüttelt werde darüber hinaus am Engagement von Novartis für ein integratives Arbeitsumfeld. «Wir sind entschlossen, eine Kultur der Zugehörigkeit zu fördern, in der sich alle Mitarbeitenden willkommen und wertgeschätzt fühlen», hiess es auf Anfrage weiter.
Trump geht gegen Förderprogramme vor
US-Präsident Trump und seine Regierung führen gegen Programme zur Förderung von Diversität, die unter Abkürzung DEI (Diversity, Equity and Inclusion) bekannt sind, einen Feldzug. Gleich nach Amtsantritt unterschrieb er einen Erlass, der Diversitätsprogramme in amerikanischen Behörden verbot. Damit dürfen Regierungsstellen auch keine Produkte und Dienstleistungen von Unternehmen beziehen, die über solche Programme verfügen.
Ein Argument der Trump-Regierung ist, dass durch die Bevorzugung einiger Bevölkerungsgruppen andere wiederum benachteiligt würden. Der US-Präsident, seine Minister und auch Tech-Milliardär Elon Musk behaupten, durch solche Initiativen leide die Kompetenz.
Seit Trumps Amtsantritt entscheiden sich viele US-Unternehmen, ihre Diversitätsprogramme einzustampfen oder zurückzufahren. Auch Schweizer Firmen, die stark in den USA exponiert sind, ziehen nach: Neben Roche und Novartis hat auch die UBS ihre Aktivitäten im Bereich der Diversität reduziert.
So verzichtet auch die UBS neu auf konkrete Ziele zur Förderung von Frauen und Minderheiten in Führungspositionen, nachdem bislang für 2025 für Frauen in Führungspositionen weltweit ein höherer Anteil von 30 Prozent angestrebt wurde. Zudem hat die Grossbank auch beim Klimaschutz ihre Ambitionen zurückgeschraubt. (awp/mc/pg)