Roche-CEO Severin Schwan. (Foto: Roche)
Basel – Mit seinem Umsatzwachstum im ersten Quartal hat der Pharmakonzern Roche einmal mehr sein Image als solides Unternehmen gefestigt. Und auch im restlichen Geschäftsjahr sollte sich das jüngste Wachstumstempo weiter fortsetzen – so zumindest die Prognose des Managements. Spannung versprechen im weiteren Verlauf die Entwicklungen von Pipeline-Produkten sowie Ergebnisse wichtiger Studien.
Mit Blick auf die Pipeline gilt das Hauptaugenmerk des Roche-Managements rund um CEO Severin Schwan derzeit den beiden Immuno-Therapeutika Atezolizumab und Ocrelizumab. Während einer Telefonkonferenz mit Journalisten kündigt der Pharmachef Daniel O’Day an, Atezolizumab könnte noch im Verlauf 2016 die Zulassung bekommen. Die US-Zulassungsbehörde FDA hatte im März, bzw. April zwei beschleunigte Zulassungsverfahren für Atezolizumab bei fortgeschrittenem Blasenkrebs sowie nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) gewährt.
Zulassung von Ocrelizumab früh im Jahr 2017 erhofft
Für Ocrelizumab hoffe man, noch im ersten Halbjahr 2016 den Zulassungsantrag bei der FDA zu stellen, so O’Day weiter. Hier hatte die FDA im Februar den Status eines Therapiedurchbruchs für primär progrediente multiple Sklerose zugesprochen. Eine Zulassung könnte dann früh 2017 folgen. Mit beiden Kandidaten sei man in etwa im eigenen Plan, erklärt der Pharmachef auf die Frage, ob Roche hier mittlerweile die erwartete Taktung erhöht habe.
Definitiv zu früh sei es aber, um über mögliche Preisgestaltungen für Atezolizumab zu spekulieren. Auch über das Umsatzpotenzial der beiden Mittel will sich CEO Schwan nicht detailliert äussern. «Alle Kandidaten haben ein signifikantes Potenzial», lautet seine Prognose.
Wichtige Studienergebnisse im späteren Jahresverlauf erwartet
Es sind aber nicht nur die Produktkandidaten, die für den weiteren Geschäftsverlauf wichtig sind. Aktuell laufen zwei entscheidende Studien unter den Namen GOYA und AFFINITY. Bei APHINITY wird die breitere Bedeutung von Perjeta in der adjuvanten Behandlung von HER2-positivem Brustkrebs im Frühstadium getestet. In der zweiten Studie, die unter dem Namen GOYA läuft, wird das Mittel Gazyva gegen Blutkrebs getestet.
«Wir erwarten die Auswertungen gegen Jahresende», stellt O’Day in Aussicht. Das deckt sich in etwa mit früheren Zeitangaben, wonach die Ergebnisse Richtung drittes Quartal bis Jahresende 2016 zu erwarten seien.
Pharma-Umsatzwachstum durch Krebsmittel und Tamiflu getragen
Mit Blick auf die vorgelegten Zahlen hat Roche im ersten Quartal die eigenen Prognosen erfüllt. Der Umsatz stieg um 5% auf 12,41 Mrd CHF. Zu konstanten Wechselkursen (kWk)ergab sich ein Plus von 4%. Dabei steigerte die Division Pharma den Absatz um 5% auf 9,80 Mrd, zu kWk legte sie um 4% zu. Die Diagnostics-Sparte erzielte Verkäufe von 2,61 Mrd (+4% in CHF; +5% zu kWk).
Getrieben wurde das Wachstum in der Pharmasparte von Herceptin, Perjeta und Kadcyla (zusammen +9%) gegen HER2-positiven Brustkrebs und Herceptin gegen HER2-positiven metastasierenden Magenkrebs. Auch die anderen beiden wichtigen Krebsmedikamente MabThera/Rituxan und Avastin erzielten unter dem Strich höhere Umsätze. Auffällig ist hier, dass ihr Absatz in den USA im ersten Quartal zum Teil hinter dem Gesamttrend blieb. Kein Grund zur Unruhe für O’Day: Es habe ein paar Fluktuationen bei einigen Krebsmitteln gegeben. Im Gesamtjahr sollten sie aber allesamt weiter wachsen.
Analysten werten die Zahlen der grossen Krebsmedikamente als eher gemischt. Klar besser als erwartet habe dagegen das Grippemittel Tamiflu im ersten Quartal abgeschnitten und damit massgeblich zum guten Abschneiden der Pharmasparte beigetragen, heisst es von Experten-Seite.
Ausblick bestätigt
Angesichts der Geschäftsentwicklung in den ersten drei Monaten bekräftigt Roche den Ausblick für das Gesamtjahr. «Insgesamt sind wir auf gutem Weg, die Ziele für 2016 zu erreichen,» gibt sich Konzernchef Schwan zuversichtlich. Zu konstanten Wechselkursen erwartet das Unternehmen ein Verkaufswachstum im unteren bis mittleren einstelligen Bereich. Zudem wird ein Wachstum des Kerngewinns je Titel – ebenfalls zu konstanten Wechselkursen – angestrebt, das über dem Wachstum der Verkäufe liege. Die Dividende in Schweizer Franken soll auch 2016 erneut erhöht werden.
An der Börse kamen die Zahlen gut an. Die Genussscheine von Roche gewannen am Dienstag 2 % auf 254.40 CHF und stiegen damit stärker als der SMI, der um 1,3% zulegte. (awp/mc/pg)