Roche-Präsident plädiert für Impfpflicht
Zürich – Christoph Franz, Verwaltungsratspräsident des Pharmakonzerns Roche, plädiert im Kampf gegen das Coronavirus für eine Impfpflicht. Eine solche sei dann angebracht, wenn die Durchimpfungsraten am Ende nicht ausreichend hoch seien und wenn das im gesellschaftlichen Konsens entschieden würde, sagte er im Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».
«Es braucht Solidarität, um diese Krise gemeinsam zu bewältigen», ist Franz überzeugt. Dabei seien in weniger als einem Jahr mehrere Impfstoffe entwickelt und zugelassen worden. «Das dauert normalerweise mehr als fünf Jahre.» Nun müssten jedoch zuerst die Produktionskapazitäten aufgebaut werden. «Ich bin zuversichtlich, dass die Probleme in der Logistik und der Verteilung der Impfstoffe in den nächsten Monaten gelöst sein werden.»
In einer Pandemie müsse schneller agiert werden, denn die Schäden für die Wirtschaft seien ein Vielfaches dessen, was man durch die Preisreduktion für eine Impfdosis herausschlagen könne, kritisiert Franz das Vorgehen mancher Länder in der Krise. Die Schweiz sei am Ende auch nicht besser gefahren als die EU.
Rückwirkend betrachtet hätte die Schweiz laut Franz wohl auf das Angebot von Lonza einsteigen und sich an der Impfstoffproduktion im Wallis beteiligen sollen. «Aber im Nachhinein ist man immer schlauer.» Auch Roche hätte aus heutiger Sicht das ein oder andere besser gestalten können.
Digitalisierung zugunsten der Patienten
Ein grosses Manko macht Franz bezüglich der Digitalisierung im Gesundheitswesen aus. Die Schweiz oder auch Deutschland müssten die Digitalisierung zugunsten der Patienten und der Bevölkerung offensiver nutzen, fordert er.
«Dieses Thema diskutieren wir bisher viel zu sehr unter dem Blickwinkel des Datenschutzes.» Es sei ein Armutszeugnis, dass es in den beiden Ländern keine elektronische Patientenakten gebe. In Ländern wie Amerika oder Israel herrsche dagegen zum Thema Datenschutz mehr Gelassenheit.
Ein Wettrennen läuft derweil bei der Suche nach wirksamen Medikamenten gegen Covid-19. Roche habe Medikamente in der Pipeline, aber auch bereits verfügbare Mittel. «Denn trotz der Impfungen werden wir dauerhaft Tests und Medikamente brauchen», ist Franz überzeugt.
Die Pille von Roche gegen Covid-19 stecke noch in der klinischen Entwicklung in der zweiten Studienphase und sei im Menschen auf Wirksamkeit und Nebenwirkungen getestet worden. «Wir haben noch keine Ergebnisse, erwarten aber erste Daten in den nächsten Monaten und hoffentlich noch im laufenden Jahr die Ergebnisse von Zulassungsstudien.» (awp/mc/pg)