Basel – Beim Pharmakonzern Roche ist es im ersten Quartal 2021 zu einer historisch anmutenden Trendumkehr zwischen den beiden Sparten gekommen. So hat die kleinere Diagnostics-Division dank der vielen Corona-Tests einen Umsatzsprung gesehen, während das viel grössere und wichtigere Pharmageschäft sowohl unter der Pandemie wie auch unter der Konkurrenz durch Nachahmerpräparate litt.
Experten sprechen denn auch von einer historischen Divergenz der beiden Sparten in den ersten drei Monaten. In der Vergangenheit war nämlich in der Regel das Pharmageschäft der Wachstumstreiber für den Gesamtkonzern.
Dem Umsatzsprung der Diagnostics-Sparte ist es zu verdanken, dass Roche im ersten Quartal 2021 auf Konzernebene nur ein Erlösminus von einem Prozent auf 14,9 Milliarden Franken zu verzeichnen hatte. Zu konstanten Wechselkursen legten die Verkäufe sogar um 3 Prozent zu und lagen damit knapp im Rahmen der Zielsetzung des Roche-Managements.
In der Diagnostics-Sparte standen nach den ersten drei Monaten Einnahmen von 4,3 Milliarden Franken zu Buche, teilte Roche am Mittwoch mit. Das ist ein Sprung von 50 Prozent. Dies ist vor allem der Vielzahl an Corona-Tests zu verdanken, die die Diagnostics-Sparte alleine im vergangenen Jahr auf den Markt gebracht hat.
«Wir rechnen damit, dass die Nachfrage nach Covid-19-Tests auch weiterhin hoch bleiben wird – auf jeden Fall im zweiten und dritten Quartal», zeigte sich Roche-CEO Severin Schwan im Gespräch mit AWP zuversichtlich. Mit den zunehmenden Impfungen dürfte die Nachfrage dann im weiteren Verlauf aber «hoffentlich» abnehmen, so der Manager weiter.
Wie Schwan auch hervorhob, war es aber nicht nur das Geschäft mit Corona-Tests, das brummte. Auch die Routinediagnostik, die 2020 unter den Folgen der Pandemie litt, erzielte ein starkes Wachstum
Negativ-Effekte im Pharmageschäft
Ganz anders präsentiert sich dagegen das Bild in der Pharmasparte: Hier sorgten das anhaltend vorsichtige Patientenverhalten mit weniger Arztbesuchen, der hohe Druck durch Nachahmerprodukte, ein starker Franken und zu guter Letzt auch Basiseffekte für einen Umsatzrückgang von 14 Prozent auf 10,6 Milliarden Franken.
Die Konkurrenz durch Nachahmerprodukte für die altgedienten Blockbuster Avastin, Herceptin und MabThera/Rituxan hat Roche den Angaben zufolge 1,6 Milliarden Umsatz gekostet. Alle drei Präparate haben Verkaufseinbrüche zwischen 35 und 46 Prozent weltweit gesehen. Für den weiteren Jahresverlauf geht der Pharmachef Bill Anderson allerdings davon aus, dass der Effekt nachlassen wird.
Zudem erwarten Pharma-Chef Anderson und CEO Schwan, dass sich auch das Patientenverhalten mit den zunehmenden Impfungen langsam normalisiert, so dass sich die Pharmasparte im weiteren Jahresverlauf erholen dürfte.
Im Rahmen der Erwartungen
Beim Blick nach vorne bleibt das Roche-Management bei seinem bisherigen Ausblick und strebt zu konstanten Wechselkursen ein Verkaufswachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich an. Das Wachstum des Kerngewinns je Titel soll dabei weitgehend dem Verkaufswachstum entsprechen. Ausserdem ist die Gruppe weiter bestrebt, die Dividende in Schweizer Franken zu erhöhen. (awp/mc/ps)