Roche-CEO Severin Schwan. (Foto: Roche)
Basel – Roche setzt auf Kontinuität. So hat der Basler Pharmakonzern im vergangenen Geschäftsjahr keine grossen Sprünge in puncto Umsatz- und Gewinnentwicklung gemacht und auch der Ausblick ist gewohnt verhalten. Die eigenen Erwartungen hat der Konzern aber erfüllt und an die Konsensschätzungen kommen die Zahlen heran.
Eine deutliche Belastung stellten für den Konzern 2015 die Währungseinflüsse dar. Die Verkäufe erhöhte Roche im vergangenen Geschäftsjahr insgesamt um 1% auf 48,1 Mrd CHF, zu konstanten Wechselkursen (kWk) betrug das Wachstum 5%. Der Kernbetriebsgewinn ging wechselkursbedingt leicht um 1% auf 17,6 Mrd CHF zurück, zu konstanten Wechselkursen stieg er dagegen um 5%. Der Konzerngewinn nach IFRS nahm um 5% auf 9,1 Mrd ab (kWk +4%).
Mit den ausgewiesenen Zahlen hat Roche die eigene Umsatz-Guidance erreicht. Die Analysten-Erwartungen zum Umsatz und Kerngewinn wurden ebenfalls erfüllt, während der Konzerngewinn klar unter den Erwartungen ausfiel. Den Aktionären winkt zugleich die 29. Dividendenerhöhung in Folge. Sie sollen 8,10 (8,00) CHF je Titel erhalten.
Ausblick gewohnt konservativ
Für das gerade angelaufene Geschäftsjahr stellt das Pharmaunternehmen beim Umsatz einen Zuwachs zu konstanten Wechselkursen im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich in Aussicht. Der Kerngewinn soll 2016 erneut stärker als der Umsatz wachsen. Bei der Dividende strebt Roche auch für 2016 eine Erhöhung in Schweizer Franken an.
Roche vor der Lancierung zahlreicher neuer Mittel
Für Roche-CEO Severin Schwan ist gerade der Ausblick für 2016 ein Zeichen für die Stärke des Pharmakonzerns. Denn der Manager macht keinen Hehl daraus, dass die nahe Zukunft nicht einfach wird. Das liegt vor allem an den zahlreichen neuen Produktkandidaten, die Roche in den kommenden Jahren auf den Markt bringen werde. In den nächsten drei Jahren dürfte Roche acht neue Mittel lancieren.
Die Kosten für Forschung und Entwicklung sollen laut Schwan zwar in etwa auf dem aktuellen Niveau bleiben. «Die gerade gelaufenen Budgetverhandlungen aber waren ein Kräftespiel.» Es erfordere viel Abwägen und man müsse Ressourcen hin und her schieben. «Am Ende zwingt es einen aber, sich auf die wirklich vielversprechenden Projekte zu fokussieren,» gewinnt der CEO dem Ganzen einen positiven Aspekt ab.
Ständige Innovation ein Muss
Und dass Roche auch weiterhin stark in Forschung und Entwicklung investieren müsse und werde, machen sowohl Schwan als auch der Chef der Pharma-Sparte, Daniel O’Day immer wieder klar. Roche sei zwar verspätet in den Bereich der Immuno-Onkologie vorgestossen, sagt O’Day im Gespräch mit AWP. Mittlerweile gehöre das Basler Unternehmen aber auch hier zu den Marktführern. Und dies sei der Innovationskraft des Unternehmens zu verdanken, so Schwan.
O’Day verspricht sich vor allem von der bereits laufenden zweiten Welle im Bereich Immuno-Onkologie viel für die Zukunft. Sie biete viel mehr Möglichkeiten, an verschiedenen Punkten des Immunsystems im Kampf gegen Krebs anzusetzen, erklärt er. Hier sieht der Manager Roche in der Pole Position. Dass Roche weiter hart an neuen Produkten arbeiten müsse, liege aber auch an dem massiven Konkurrenzdruck, betonen Schwan und O’Day. Der Druck sei enorm. Wichtig sei es für den Konzern vor allem bei den Erstlinientherapien zu punkten.
Gefahr durch Biosimilars nicht abschätzbar
Die Gefahr durch Biosimilars gestehen beide Manager zwar ein. Es sei aber schwierig zu sagen, wie genau ihr Markteintritt die Situation verändern werde. Ungeachtet dieses «Damoklesschwerts» ist Schwan überzeugt, dass der mittelfristige Ausblick für Roche aktuell deutlich verbessert aussieht. Dass Roche auf Kontinuität setzt, macht der CEO auch beim Thema Übernahmen deutlich. Man sei nicht an Mega-Deals interessiert und werde auch weiterhin die Strategie verfolgen, kleinere bis mittlere Übernahmen zu tätigen, wenn sie das Portfolio sinnvoll ergänzen.
Erstaunlich zuversichtlich klingt der Roche-CEO beim Thema Schwellenländer. «Es stimmt, es hat in den Schwellenländern zuletzt eine generelle Verlangsamung gegeben, der Gesundheitssektor sieht aber dennoch weiter sehr gut aus.» Er sehe das auch in den Verkaufszahlen seines Konzerns reflektiert. Er erwarte, dass das Gesundheitswesen in dieser Region auch weiterhin stark wachsen werde, da die Bedürftigkeit so hoch sei.
Genussschein gibt nach
Am insgesamt sehr schwachen Aktienmarkt (SMI -2,04%) wurde der Roche-Abschluss allerdings negativ aufgenommen. Die Analysten bewerteten die Ergebnisse als eher durchzogen und bemängelten den vorsichtigen Ausblick und die als gering bewertete Dividendenerhöhung. Zum Handelsschluss stand der Roche-Genussschein 3,8% im Minus. (awp/mc/pg)