Roche übernimmt Molekular-Diagnostiker IQuum für 275 Mio USD
Roche-CEO Severin Schwan. (© Roche)
Basel – Der Pharmakonzern Roche baut das Produktangebot in der Diagnostik mit einer Übernahme aus und erweitert den frühen Forschungs- und Entwicklungsbereich um eine Zusammenarbeit. Übernommen wird die US-Gesellschaft IQuum, eine Zusammenarbeit erfolgt mit der spanischen Oryzon Genomics.
Für die Übernahme der bisher privat gehaltenen IQuum mit ihrem Point-of-Care-Segment in (POC) der Molekulardiagnostik bezahlt Roche gemäss Mitteilung vom Montag vorab 275 Mio USD. Zudem würden in Abhängigkeit von produktbezogenen Meilensteinen bis zu 175 Mio entrichtet.
Durch den Zukauf erhalte der Konzern Zugang zum IQuum-System Laboratory-in-a-tube – ein System, das Medizinern nach minimaler Schulung schnelle molekulardiagnostische Tests vor Ort beim Patienten erlaube. Bisher bestehe das System aus dem «Liat Analyzer» und dem «Liat Influenza A/B-Test». Sie trügen das CE-Kennzeichen und seien von der US-Gesundheitsbehörde FDA zugelassen. Nach Abschluss der Transaktion werde IQuum in die Spare Molecular Diagnostics von Roche integriert.
IQuum wurde im Jahr 1998 von Shuqi Chen und Keith Greenfield gegründet. Das Unternehmen vermarktet gemäss Mitteilung seine Lab-in-a-tube-Technologie und weitere Produkte in den Bereichen klinische Diagnostik, Biowaffenabwehr und industrielle Tests.
Analysten werten Transaktion als neutral bis leicht positiv
«Durch IQuum stärken wir unser Portfolio in der Molekulardiagnostik mit modernsten Technologien und Produkten im POC-Segment. Die Patienten profitieren von genauen Diagnosen vor Ort, mit denen die Ärzte schnelle, faktenbasierte Entscheidungen in ganz unterschiedlichen Anwendungsbereichen treffen können», wird Diagnostics-COO Roland Diggelmann in der Mitteilung zitiert.
Roche ergänze mit dieser Akquisition das Portfolio in der Molekulardiagnostik, die Transaktion sei deshalb neutral bis leicht positiv zu werten, kommentieren die zuständigen Analysten der Zürcher Kantonalbank. Zwar dürfte die Arrondierung aufgrund der Grösse am Berichtstag beim «Bon» kaum kurswirksam sein. Der Zukauf passe aber in die von Roche verfolgte duale Geschäftsstrategie Pharma und Diagnose, so die Experten der Notenstein Privatbank.
Zusammenarbeit in Epigenomik
Im Pharma-Bereich ist Roche eine Kooperation mit Oryzon eingegangen und will so mit der Genregulierung (Epigenomik) einen neuen Ansatz in der Therapie von Krebs sowie nicht bösartigen Tumoren verfolgen. Dabei übernimmt der Konzern die Forschung und Entwicklung sowie die Kommerzialisierung von Lysin-spezifische Demethylase 1 (LSD-1)-Hemmern, die die Expression von Genen regulieren.
Das Hauptprodukt von Oryzon – ORY-1001 – befindet sich in Phase I/IIa-Studien bei der Blutkrebserkrankung akute myeloische Leukämie, heisst es in einer Mitteilung vom Montag. Im August 2013 sei dem Produktkandidaten von der Europäischen Arzneimittelbehörde der «Orphan Drug»-Status gewährt worden.
Entwicklung und Kommerzialisierung von ORY-1001 künftig in Verantwortung von Roche
Die Entwicklung und Kommerzialisierung von ORY-1001 gehe in die volle Verantwortung von Roche über – ebenso jene für alternative Produktkandidaten. Dafür bezahle Roche 21 Mio USD, was eine Barabfindung und die nächsten Meilensteinzahlungen umfasse, so die Mitteilung weiter. Insgesamt seien Meilensteinzahlungen von über 500 Mio vereinbart worden sowie umsatzabhängige Lizenzabgaben im mittleren zweistelligen Prozentbereich.
Teil der Vereinbarung seien die Lizenzen von zwei Patentfamilien und Optionen auf weitere Programme von Oryzon, heisst es. Auch werde das spanische Unternehmen während vorderhand zwei Jahren mit dem Translational Clinical Research Center von Roche in New York zusammenarbeiten, um das Potenzial von LSD1-Inhibitoren besser zu verstehen.
An der Börse wirken sich die News erwartungsgemäss kaum im Kurs der Roche-Genussscheine aus. Der «Bon» notiert um 10.20 Uhr um 1,3% tiefer auf 260,30 CHF. Der Markt, gemessen am SMI, verliert um 0,92%; die Titel des Branchennachbarn Novartis notieren um 1,1% schwächer. (awp/mc/upd/ps)