Basel – Der Pharmakonzern Roche kann über das Corona-Jahr 2020 zwei unterschiedliche Geschichten erzählen. Der Erfolgsgeschichte der kleineren Diagnostik-Sparte steht die Abkühlung der grösseren Pharma-Sparte gegenüber. Ein Trend, der sich so schnell nicht umdrehen dürfte.
Für 2020 hat Roche am Donnerstag einen Konzernumsatz von 58,3 Milliarden Franken gemeldet. Gegenüber dem Vorjahr war das ein Rückgang um 5 Prozent.
Der Rückgang auf Konzernebene ist vor allem der Pharma-Sparte geschuldet. Mit 44,5 Milliarden Franken setzte sie 8 Prozent weniger um als 2019. «Etwa 2 Milliarden haben wir durch die Pandemie verloren», erklärte der Sparten-Chef Bill Anderson im Gespräch mit Journalisten. «Viele Patienten sind nicht zum Arzt gegangen, weil sie Angst hatten, das Haus zu verlassen», ergänzte Roche-Konzernchef Severin Schwan.
Doch nicht nur die Pandemie hat das Pharmageschäft belastet. Noch viel deutlicher hat die Sparte unter der Umsatzerosion seiner altgedienten Blockbuster gelitten – mehr als 5 Milliarden Umsatz hat Roche an Nachahmerprodukte verloren.
Auf der positiven Seite verbucht der Pharmakonzern, dass die Umsätze mit den neueren Heilmitteln wie Ocrevus für multiple Sklerose, dem Blutermittel Hemlibra oder auch dem Immuntherapeutikum Tecentriq anhaltend stark waren.
Diagnostik glänzt
Anders sieht die Geschichte für die Diagnostik-Sparte aus. Sie hat mit den vielen Coronatests von den Eindämmungsmassnahmen der Seuche profitiert. Die Sparte steigerte den Umsatz um 6 Prozent auf 21,5 Milliarden Franken. Im Gesamtjahr 2020 habe die Sparte 15 neue Produkte für die Coronavirus-Diagnostik eingeführt.
«Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach Coronatests anhaltend hoch bleiben wird», kündigte der Sparten-Chef Thomas Schinecker an. Konzernchef Schwan ergänzte: «Langfristig gehe ich davon aus, dass die Diagnostik insgesamt einen neuen, wichtigeren Stellenwert haben wird.»
Erwartungen knapp verfehlt
Unter dem Strich bezifferte Roche den Konzerngewinn mit 15,1 Milliarden Franken. Das ist 1 Milliarde mehr als im Vorjahr. Das Plus begründet der Konzern mit geringeren Goodwill-Wertberichtigungen als 2019. Das operative Kernergebnis, das Analysten als Richtgrösse nutzen, fiel indes um 4 Prozent.
Mit den ausgewiesenen Zahlen hat Roche den jeweiligen AWP-Konsens ausser beim Umsatz der Diagnostik-Sparte leicht verfehlt.
Erst mal weiter wie bisher
Für das neue Geschäftsjahr 2021 bleibt Roche sehr vorsichtig. Die beiden Sparten dürften sich erst einmal ähnlich wie 2020 entwickeln. Einem anhaltend starken Diagnostik-Geschäft steht eine langsame Erholung in der Pharma-Sparte gegenüber.
Entsprechend strebt der Konzern zu konstanten Wechselkursen ein Verkaufswachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich an. Das Wachstum des Kerngewinns je Titel soll dabei weitgehend dem Verkaufswachstum entsprechen. Ausserdem ist die Gruppe weiter bestrebt, die Dividende zu erhöhen. Für 2020 schlägt Roche eine Ausschüttung von 9,10 Franken vor nach 9,00 Franken im Vorjahr.
Der Roche-Genussschein stieg am Donnerstag um 2,2% auf 326.25 Franken. (awp/mc/ps)