Bern – Der international tätige Rüstungs- und Technologiekonzern Ruag hat im Geschäftsjahr 2016 neue Rekordwerte beim Umsatz und beim Auftragseingang erzielt. Auch der operative Gewinn lag auf einem bisher noch nicht erreichten Niveau und so zeigt sich das Unternehmen auch für die weitere Zukunft zuversichtlich. Aus der Rüge durch die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) wegen ungenügender Compliance von Anfang Jahr will Ruag etwas gelernt haben.
Der Umsatz erhöhte sich um 6,5% auf 1,86 Mrd und der Auftragseingang um über 11% auf 2,04 Mrd. Der rekordhohe Auftragseingang deutlich über dem Umsatz zeige, dass das Jahresergebnis nicht einmalig sei, sondern vielmehr eine solide Basis für die weitere Unternehmensentwicklung markiere, teilte das bundeseigene Unternehmen am Donnerstag mit.
Alle fünf Divisionen hätten gewinnbringend gearbeitet und zum positiven Konzernergebnis beigetragen. So zog der EBIT um gut 10% auf 151 Mio CHF an, was ebenfalls einen neuen Höchststand darstellt. Dass dagegen der Reingewinn um 0,6% auf 116 Mio CHF etwas zurückging, ist auf eine höhere Steuerquote, geringere Beiträge von assoziierten Gesellschaften sowie auf ein tieferes Finanzergebnis zurückzuführen.
CEO sieht auch «Lowlights
«Wirtschaftlich war 2016 für RUAG ein äusserst erfolgreiches Jahr», sagte CEO Urs Breitmeier an der jährlichen Bilanzmedienkonferenz. Bei allem Stolz auf das Erreichte, vergass er aber auch nicht auf die «Lowlights» der jüngsten Vergangenheit hinzuweisen, insbesondere die Cyber-Attacke und die Rüge wegen ungenügender Massnahmen gegen Korruption durch die EFK.
Diese hatte nämlich festgestellt, dass Ruag anfällig für Korruption sei, wie einem Anfang Februar publizierten Bericht zu entnehmen war. Ruag habe zwar in den letzten drei Jahren Fortschritte bei der Compliance gemacht, das sich aus der Korruption ergebende Risiko sei aber noch immer beträchtlich, hiess es in dem Bericht.
Breitmeier verwies vor den Medien darauf, dass Ruag inzwischen einen Compliance-Manager eingestellt habe und dem Thema noch mehr Aufmerksamkeit schenke. Ausserdem würden alle Agentenverträge überarbeitet. «Ich denke, wir haben viel gemacht, das Thema wird uns aber auch weiterhin beschäftigen», fügte er an. Weiterhin gelte eine Nulltoleranz-Politik gegenüber Korruption. Er betonte darüber hinaus, dass Ruag weiterhin zu allen abgeschlossenen Verträgen stehe und dass es bisher zu keiner Anzeige und zu keinem Straffall gekommen sei. Er akzeptiere aber, dass die Anforderungen seitens der Öffentlichkeit an die Transparenz gestiegen seien.
Cyber-Attacke stärkt Kompetenz für Cyber Security
Die bereits erwähnte Cyber-Attacke kam ans Licht, nachdem der Nachrichtendienst des Bundes im Januar 2016 die Bundesanwaltschaft über den Angriff auf die RUAG informiert hatte. Gemäss nachrichtendienstlichen Erkenntnissen begann dieser aber bereits im Dezember 2014. «Dieser Angriff hat uns hart getroffen und wird uns ebenfalls noch weiter beschäftigen», meinte dazu Breitmeier. Er sieht Ruag dadurch aber «gestärkt».
Für das weitere Wachstum setzt Ruag interessanterweise unter anderem auf den Ausbau eben dieser Cyber Security, welche künftig innerhalb der Division Defence als eigenständige Business Unit geführt werden soll. In diesem Zusammenhang ist auch die im vergangenen Dezember abgeschlossene Akquisition der britischen Cyber Security-Firma Clearswift zu sehen.
Dass das Unternehmen wegen der erwähnten Attacke ein Glaubwürdgikeitsprolem haben könnte, denkt Breitmeier nicht. Denn wegen dieser Attacke könne Ruag nun auf eigene Erfahrungen bauen und dies werde auch von den Kunden honoriert. «Heute kann niemand ausschliessen, dass er über das Internet angegriffen wird», so Breitmeier. Ruag könne mit den eigenen Möglichkeiten aber kleineren Unternehmen mit weniger Resourcen helfen.
Positiv in die Zukunft
Als weitere Wachstumsfelder bezeichnet er die Raumfahrt und den Flugzeugstrukturbau. In der Raumfahrt sieht er wegen des steigenden Bedarfs an Bandbreite unter anderem wegen dem Internet of Things Potential, was die Platzierung von deutlich mehr Satelliten erfordert. Und der Bereich Flugzeugstrukturbau profitiert von einem neuen Vertrag mit Airbus, der die Lieferung von Rumpfstrukturteilen für den A320 mindestens über die kommenden fünf Jahre vorsieht.
«Ich bin überzeugt, dass wir mit dem guten Bestellungseingang und den bestehenden Rahmenverträgen in den kommenden Jahren gutes Wachstum erzielen werden», zieht Breitmeier ein insgesamt positives Fazit. (awp/mc/upd/ps)