Russischer Aussenminister Lawrow bezeichnet Schweiz als «offen feindselig»
Moskau/Bern – Der russische Aussenminister Sergej Lawrow hat die Schweiz in einem Interview als «offen feindseliges Land» bezeichnet. Sie sei deshalb für Verhandlungen über den Ukraine-Konflikt nicht geeignet, wurde Lawrow am Freitag von der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Novosti zitiert.
Lawrow sagte demnach in einem Interview mit russischen Radiosendern, die Schweiz habe sich von einem neutralen Land in ein «offen feindseliges Land» verwandelt. Sie sei deshalb nicht geeignet, Friedensverhandlungen zur Ukraine durchzuführen. Er bezog sich dabei allem Anschein nach auf die geplante Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock NW im Juni.
Bereits vor rund einer Woche hatte der russische Präsident Wladimir Putin Kritik an der Konferenz geäussert. Russland werde nicht dazu eingeladen, gleichzeitig werde zugegeben, dass sich ohne Moskau nichts entscheiden lasse. Und weil keine russische Delegation hinfahre, werde gesagt, dass Russland Verhandlungen ablehne. Das sei ein echtes Panoptikum, ein Kuriositätenkabinett, sagte Putin.
Ohne Selenskyjs 10-Punkte-Plan
Lawrow seinerseits sagte, Russland respektiere die Position Chinas. Dessen Vertreter hätten sich nämlich für die Einberufung einer Konferenz ausgesprochen, die für Russland und die Ukraine akzeptabel sei.
Der 10-Punkte-Plan des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sollte dabei ganz beiseite gelassen werden. Stattdessen sollten zuerst die Grundlagen diskutiert werden, auf Basis derer Russland bereit wäre, zu verhandeln.
Gemäss Aussenminister Ignazio Cassis war Lawrow im Januar in News York der Erste, mit dem er sich über die konkrete Durchführung einer Konferenz unterhalten hatte. Dabei habe er auch betont, dass die Schweiz offen über alle Standpunkte diskutieren und alle Friedenspläne anschauen wolle. (awp/mc/pg)