Genf – Bei dem in Genf ansässigen Rohstoff-Handelsunternehmen Gunvor ist es im Zuge der Krise in der Ukraine zu einer gewichtigen Veränderungen im Aktionariat gekommen. Der russische Unternehmer und Mitgründer Gennadi Timtschenko, der seit Donnerstag auf der US-Sanktionsliste steht, hat einen Tag vorher seine Gunvor-Beteiligung an seinen Geschäftspartner und Gunvor-CEO Torbjorn Törnqvist weitergegeben. Timtschenko hat offenbar nicht vor, die Beteiligung zu einem späteren Zeitpunkt zurückzuerlangen.
Die Firma teilte mit, Timtschenko habe die von ihm gehaltenen Anteile, offenbar im Umfang von knapp 44%, am Mittwoch an seinen Geschäftspartner Torbjorn Törnqvist verkauft. Törnqvist, der das Unternehmen 1999 mitgegründet hat, sei jetzt Mehrheitsaktionär des Energiehändlers mit 87%, die restlichen 13% seien im Besitz von Kader-Mitgliedern. Gunvor hat seinen Sitz in Genf und auch Timtschenkos Wohnsitz befindet sich laut der US-Sanktionsliste in Genf.
Rückkauf der Anteile kein Thema
Timtschenko sei nicht daran interessiert, die Anteile zu einem späteren Zeitpunkt zurückzukaufen, sagte Seth Thomas Pietras, Leiter Kommunikation bei Gunvor, am Freitag zu AWP. Ein Rückkauf sei auch dann kein Thema, sollten die USA die Sanktionen gegen Timtschenko aufheben. Timotschenkos Rolle sei die eines einfachen Aktionärs gewesen, er sei nie Mitglied der Direktion gewesen, so Pietras weiter.
Keine Verbindungen von Gunvor zu Putin
Mit der Aufnahme in die US-Sanktionsliste wird unter anderem das Vermögen der betroffenen Personen eingefroren. Die USA wollen damit Druck auf Russland in der Krim-Krise ausüben. Timtschenko habe enge Geschäftsbeziehungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin, erklärten US-Regierungsbeamte dem «Wall Street Journal». In der Mitteilung widerspricht Gunvor dieser Darstellung. Putin sei nie im Besitz von Anteilen an Gunvor gewesen und sei auch nicht Begünstigter von Gunvors Geschäftsaktivitäten, hiess es.
Gunvor beschäftigt über 1’600 Mitarbeitende, setzte 2012 nach eigenen Angaben 93 Mrd USD um und erwirtschaftete einen Gewinn von 433 Mio USD. Die Auswirkungen der Sanktionen auf das Unternehmen sind unklar; die Schweiz hat bislang keine Sanktionen ergriffen. (awp/mc/pg)