Basel – Sandoz-CEO Richard Saynor sieht eine positive Zukunft für sein Unternehmen. Im Interview mit der «Finanz und Wirtschaft» erklärt er, dass der Generika-Hersteller – dessen Abspaltung von Novartis und anschliessendem Börsengang die Novartis-Aktionäre am Freitag zugestimmt haben – alles andere als ein Problemkind ist.
Für das künftige Wachstum sowohl beim Umsatz als auch bei den Margen sollen insbesondere Biosimilars sorgen. In diesem Bereich habe Sandoz «eine der breitesten und tiefsten Produktpipelines unserer Industrie, wenn nicht gar die breiteste und tiefste», sagte er im Gespräch mit der Zeitung.
Mit Blick auf die niedrigen Margen sei Sandoz nicht mit den forschenden Pharmaunternehmen zu vergleichen, da Standard-Generika nicht den gleichen Ertrag liefern könnten wie die Originalhersteller. Von Biosimilars seien allerdings die Margen eher mit der Biotech-Industrie vergleichbar und entsprechend höher.
Marktanteile gewinnen
Zudem will Sandoz mit den neuen Produkten Marktanteile gewinnen. Es werde insgesamt mit einem mittleren einstelligen Nettowachstum gerechnet und damit werde das Unternehmen auf ähnlichem Niveau wie der Markt für Nachahmerprodukte liegen. «Wir streben in den kommenden fünf Jahren einen zusätzlichen Umsatz von 3 Milliarden US-Dollar an. Biosimilars sollen die Hälfte beitragen, die andere Hälfte kommt von kleinen Molekülen», sagte Saynor.
Auch in den USA will Sandoz wieder zulegen. «Dieses Jahr ist ein grosses Jahr für uns, weil Adalimumab in den USA, wo mit dem Wirkstoff 20 Milliarden Dollar umgesetzt werden, den Patentschutz verloren hat», erklärt der CEO. In Europa sei das Patent ebenfalls abgelaufen und Sandoz mit seinem Biosimilar bereits die Nummer eins. Auch für Stelara gegen Schuppenflechte, das bald die Exklusivität verliert, habe man ein «weit-fortgeschrittenes Biosimilar in der Pipeline».
Biosimilar-Entwicklung nicht günstig – Lehrgeld in USA
Da die Entwicklung dieser biotechnologisch hergestellten Nachahmerprodukte alles andere als billig sei, könne nicht alles abgedeckt werden, was patentfrei wird. «Wir müssen sehr zielgerichtet vorgehen», sagte er. Kleine Moleküle seien wichtig für die Patienten und stärkten den Cashflow, mit dem in das Biosimilar-Geschäft mit den höheren Margen investiert werden könne. Für das laufende Jahr seien die Margen wohl noch unter Druck – vor allem aber, weil in die Selbständigkeit investiert werden müsse. Generell soll der Anteil an Biosimilars von heute 20 Prozent künftig weiter steigen.
Lehrgeld musste das Unternehmen derweil bei den FDA-Zulassungen für Biosimilars zahlen. Von sieben Anträgen erhielt Sandoz nur fünf Zulassungen. Das gehe auf die eigene Kappe, räumt der CEO ein. «Wir hatten die FDA und die Anforderungen für die Zulassung eines in Europa entwickelten Biologikums für den US-Markt damals noch nicht richtig verstanden.» Zudem müsse das Recht auf Lancierung erst vor Gericht erkämpft werden. In den nächsten zwei Jahren stünden nun aber vier grosse Einführungen in den USA an. «In einer solch guten Position waren wir noch nie», so Saynor.
Derweil versuchen viele Originalhersteller, Fortsetzungspatente anzumelden, um die Generikakonkurrenz auszuschalten. Sandoz sei aber vor Gericht schon mehrfach erfolgreich gewesen. «Wir gewinnen mehr als wir verlieren», so der Kommentar des CEO. Den jüngsten Umsatzverlust in den USA erklärt der Firmenchef auch mit der Trennung von Produkten mit niedriger Marge sowie Nischenprodukten. «Inzwischen haben wir die Talsohle erreicht und schauen zuversichtlich in die Zukunft.» Unter anderem sieht er bei der Lancierung von Natalizumab gegen Multiple Sklerose keine Konkurrenz in den kommenden Jahren. (awp/mc/pg)