Santhera-CEO Thomas Meier. (Foto: unibas.ch)
Liestal – Für das Spezialitätenpharma-Unternehmen Santhera war 2015 ein Ausnahmejahr. Zumindest was die Gewinnentwicklung betrifft. Denn unter dem Strich blieben schwarze Zahlen übrig. Allerdings waren diese durch Sondereinflüsse geprägt. Im angelaufenen Jahr werden die Zahlen daher auch wieder rot, wie CEO Thomas Meier im Gespräch mit AWP vorhersagt. Dagegen dürfte der Umsatz nach oben gehen. An der Börse werden die Zahlen wohlwollend aufgenommen.
Insgesamt habe das vergangene Geschäftsjahr ganz im Zeichen der Marktzulassung von Raxone gestanden. So stiegen die Einnahmen 2015 um deutliche 67% auf 4,3 Mio CHF. Davon erzielte Santhera alleine im vierten Quartal 1,9 Mio CHF. Zu diesem Zeitpunkt lief bereits die Markteinführung von Raxone zur Behandlung von Leber Hereditärer Optikusneuropathie (LHON). Im ersten Quartal 2016 lagen die Umsätze dann bereits bei 3,3 Mio CHF, ergänzt Meier. LHON ist eine genetisch vererbte Augenkrankheit, die beim Patienten zu rascher und meist dauerhafter Erblindung führt.
Keine konkreten Umsatzprognosen
Die Gewinnentwicklung war 2015 durch Sondereffekte geprägt. So wies Santhera einen Gewinn von 5,9 Mio CHF aus, nachdem 2014 noch ein Verlust von 7,5 Mio CHF zu Buche stand. Der Nettogewinn sei durch eine Aufwertung von immateriellen Vermögenswerten und Lagerbeständen beeinflusst gewesen, erklärt Meier. «Das wird sich im laufenden Jahr so nicht wiederholen», stellt der Manager klar.
Was die weitere Umsatzentwicklung betrifft, ist Meier eher vorsichtig mit konkreten Prognosen. Santhera werde den Fokus erst einmal auf die Top-Line, also den Umsatz legen. Immerhin stammen die Raxone-Umsätze aus dem ersten Quartal zu 95% aus Deutschland und Frankreich. In welchen Schritten es 2016 mit den Einnahmen weitergehen wird, lässt der Manager offen. «Wir gehen in der Indikation LHON davon aus, dass wir 2019 Spitzenumsätze von 60 Mio CHF erzielen können.»
Zulassungsanträge werden vorbereitet
Mit Blick auf die Pipeline kündigt Meier an: «Wir sind dabei, die Unterlagen für eine Zulassung von Raxone zur Behandlung von Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) vorzubereiten.» In den USA sei in dieser Indikation ein «Pre-NDA-Meeting» mit der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA geplant. Dabei solle das Vorgehen für den NDA-Zulassungsantrag (New Drug Application) für DMD besprochen werden. Für die EU erhoffe er sich eine Entscheidung im ersten Quartal 2017. Für die USA wäre ein Entscheid in dem gleichen Zeitrahmen ein absoluter «best case».
«Wir werden uns in den USA mit Raxone auch erst einmal auf die Indikation DMD fokussieren, weil dies der klar grössere Markt ist», sagt Meier auf die Frage, wie es mit Zulassungsplänen für Raxone bei LHON in den USA aussähe.
Ausserdem haben Santhera eine weitere Studie geplant. «Wir werden eine neue klinische Studie (SIDEROS) mit Raxone bei Patienten beginnen, die gleichzeitig mit Glucocorticoid-Steroiden behandelt werden», kündigt der CEO an. Damit reagiere Santhera nicht zuletzt auf den «für alle DMD-Patienten nachweislich hohen medizinischen Bedarf nach Therapien zur Verbesserung der Atmungsfunktion».
Blatt kann sich schnell wenden
Die Markteinführung von Raxone auf den übrigen EU-Märkten, zusammen mit den Zulassungsanträgen in der Indikation DMD sowie die geplante Studie werden sich 2016 auch deutlich auf der Kostenseite niederschlagen. Wie stark sie steigen werden, vermöge er nicht zu sagen, so Meier. Sollte dann aber die Zulassung für DMD kommen, könnte sich das Blatt schnell wenden was Umsätze und Profitabilität betrifft.
An der Börse wurden die Zahlen zunächst positiv aufgenommen ehe die Papiere in die Verlustzone abrutschten. Die Santhera-Aktie gab am Ende in einem insgesamt leicht steigenden Markt um 2,6% auf 69,05 CHF nach. (awp/mc/upd/ps)