Liestal – Das Spezialitätenpharma-Unternehmen Santhera hat im ersten Halbjahr 2017 dank steigender Verkaufszahlen für Raxone den Umsatz deutlich gesteigert. Aufgrund verstärkter kommerzieller und klinischer Aktivitäten stiegen plangemäss die Kosten, weshalb unter dem Strich ein höherer Verlust als im Vorjahr resultierte. Für das Gesamtjahr bestätigt das Management die bisherigen Umsatzziele. Der Markt reagierte mit leichten Kursaufschlägen auf die Ergebnisse.
Das erste Halbjahr 2017 sei ganz nach Plan verlaufen und ohne besondere Überraschungen, zog CEO Thomas Meier an einer Medienkonferenz am Dienstag Fazit. Der Nettoumsatz des Medikaments Raxone an Patienten mit der neurologischen Augenkrankheit LHON (Leber Hereditärer Optikusneuropathie) stieg um 51% auf 10,9 Mio CHF. Der Umsatzerlös beruhte vorwiegend auf Produktverkäufen an LHON-Patienten in Deutschland und Frankreich, ergänzte Meier.
Allerdings würden weitere Absatzmärkte zunehmend zum Wachstum beitragen, so dass Ende Jahr das Bild ganz anders aussehen werde. Aktuell werde Raxone in 17 Ländern Europas verkauft, von denen aktuell insbesondere die skandinavischen stark zulegen würden.
Expansion treibt Kosten in die Höhe
Dem stand ein höherer operativer Aufwand als Folge verstärkter kommerzieller und klinischer Aktivitäten gegenüber. Der operative Gesamtaufwand stieg um rund 35% auf 30,5 Mio. Der Entwicklungsaufwand nahm dabei aufgrund der Durchführung klinischer Studien in späten Entwicklungsstadien sowie Bearbeitung respektive Vorbereitung der Zulassungsanträge für DMD (Duchenne-Muskeldystrophie) um 44% auf 11,7 Mio zu.
Die Marketing- und Vertriebsaufwendungen stiegen um 42% auf 12,6 Mio und der Verwaltungs- und allgemeine Aufwand um 11% auf 6,1 Mio. Darin enthalten ist unter anderen der Aufbau einer Tochtergesellschaft in Boston, wo das Unternehmen den Personalbestand von derzeit 7 auf etwa ein Dutzend bis Ende Jahr erhöhen will. Insgesamt nahm die Zahl der Mitarbeitenden auf 103 (per Ende August) von 80 Im ersten Semester 2016 zu.
Im zweiten Halbjahr dürften die Ausgaben auf Grund von der Einführung von Raxone in weiteren Märkten leicht höher als im ersten ausfallen, sagte CFO Christoph Rentsch. So erhielt Santhera nach Ende des Berichtszeitraums vom israelischen Gesundheitsministerium die Marktzulassung für Raxone zur Behandlung von Sehstörungen bei jugendlichen und erwachsenen Patienten. Zudem erwarte man in kürze vom CHMP (Committee for Medicinal Products for Human Use) den Entscheid für den Zulassungsantrag für Raxone bei Patienten mit DMD, so Meier. Bei einem positiven Entscheid könnten dann erste Umsätze Anfang kommenden Jahres resultieren.
Der operative Verlust betrug auf 21,4 Mio von -17,2 Mio im Vorjahr aus. Unter dem Strich resultierte ein Reinverlust von 22,7 Mio CHF, verglichen mit einem Fehlbetrag von 18,0 Mio im Vorjahr.
Per 30. Juni 2017 verfügte die Gesellschaft über freie flüssige Mittel von 78,0 Mio verglichen mit 49,8 Mio per Ende 2016; Santhera platzierte im Februar eine Wandelanleihe in der Höhe von 60 Mio CHF. Damit verfüge die Gesellschaft über ausreichend finanzielle Mittel, um die die strategischen und operativen Pläne umzusetzen, so CEO Meier.
Abhängigkeit von Raxone soll beseitigt werden
«Wir sind auf gutem Wege, unsere Ziele für 2017 zu erreichen», sagte Meier weiter. Entsprechend bestätigte er die bisherige Guidance, dass im Gesamtjahr mit einem Raxone-Umsatz zwischen 21 bis 23 Mio CHF gerechnet wird.
Im weiteren will sich Santhera von der Abhängigkeit eines einzigen Produkts (Raxone) verabschieden und seine Produktpipeline mittelfristig erweitern. Im Fokus stehen dabei ausgewählte Augen-, Stoffwechsel- oder neurologische und neuromuskuläre Indikationen, wie Meier ausführte. Konkretes gebe es dazu aber noch nicht zu berichten.
Der Markt reagierte zunächst mit leichten Kursaufschlägen auf die Resultate. Am Ende schlossen die Titel das Geschäft allerdings mit -0,4% auf 71,30 CHF ab. (awp/mc/upd/ps)