White Tale wirft das Handtuch: Clariant erhält neuen Grossaktionär

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(Foto: Clariant)

Muttenz – Der Chemiekonzern Clariant erhält einen neuen Grossaktionär. Die aktivistische Investorengruppe White Tale – die Clariant gehörig unter Druck gesetzt hatte – zieht sich zurück. Sie hat ihre Anteile von knapp 25% an den saudi-arabischen Chemieriesen Sabic verkauft. Die Börse reagiert mit Verkäufen, weil sich Übernahmephantasien in Luft auflösen.

Damit ist Sabic der grösste Aktionär von Clariant, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Der saudi-arabische Chemie- und Metallkonzern ist kein Unbekannter für die Baselbieter: Beide betreiben bereits heute das Gemeinschaftsunternehmen Scientific Design. Zudem ist Sabic ein wichtiger Kunde der Südchemie, die Clariant Anfang 2011 übernommen hatte. Sabic ist eines der grossen globalen Chemieunternehmen mit einem bedeutenden Spezialchemikaliengeschäft. Der Konzern setzt jährlich umgerechnet rund 34 Mrd CHF um. 35’000 Mitarbeitende in rund 50 Ländern arbeiten für Sabic.

Sabic sieht sich als strategischer Investor
Sabic habe derzeit keine Pläne, Clariant ganz zu übernehmen, schreibt das saudi-arabische Unternehmen in einer Mitteilung. Die Akquisition sei Teil der langfristigen Wachstumsstrategie. Vielmehr sieht sich der Konzern als strategischen Investor. «Ziel war es, in Ankeraktionär bei Clariant zu werden», sagten gut informierte Kreise am Donnerstag zu AWP.

Die ehemaligen Südchemie-Aktionäre sind heute mit einem der Börse gemeldeten Anteil von 13,96% die zweitgrössten Aktionäre von Clariant. Sie stehen dem Management sei Jahren treu zur Seite und stützen dessen Strategie. Clariant kündigte an, sich nun mit Sabic und den anderen Aktionären zusammensetzen zu wollen, um «mögliche Wege zur Wertgenerierung auszuloten».

Drohende Eskalation abgewendet
Damit dürfte nach turbulenten Monaten vorerst wieder etwas Ruhe bei Clariant einkehren. In dieser Zeit hatte sich der Konflikt mit White zugespitzt. Angefangen hatte dieser im Mai. Clariant war im derzeit laufenden Fusionskarrussell in der Branche in die Offensive gegangen und kündigte an, mit dem US-Konkurrenten Huntsman eine 20 Mrd USD schwere Hochzeit durchzuführen. Doch White Tale stellte sich quer. In dieser Gruppe tat sich das US-Familienunternehmen Standard Industries mit dem aktivistischen Hedgefonds Corvex zusammen. Der Baumaterial-Hersteller Standard Industries ist seit 2016 via seinen Investmentarm «40 North» Clariant-Aktionär.

Nach der Fusionsankündigung stockte White Tale den Anteil an Clariant laufend auf und zog andere Aktionäre auf seine Seite. Im Oktober zog der Chemiekonzern schliesslich die Reissleine. Die erfolgreiche Durchführung der Fusion sei ungewiss angesichts der erhöhten Unsicherheit, die Zustimmung einer Zweidrittel-Mehrheit der Clariant-Aktionäre zu bekommen.

Danach spitzte sich der Konflikt mit White Tale laufend zu. Die Investoren verlangten drei Verwaltungsratssitze und eine Überprüfung durch einen unabhängigen Finanzberater. Clariant wiederum befürchtete, White Tale wolle den Konzern aufspalten und zerschlagen.

White Tale macht Kasse
Vor dem grossen Showdown streicht White Tale nun die Segel. Das strategische Investment von Sabic in Clariant sei ein erfolgreiches Resultat, sagte David Millstone, Co-Chef von Standard Industries und Investment-Chef von 40 North in der Mitteilung von Sabic. «Wir sind erfreut, dabei mitgewirkt zu haben, dies zu ermöglichen.»

White Tale dürfte aber auch gut Kasse gemacht haben, notierten die Clariant-Aktien zu Wochenbeginn doch mit 29,48 CHF auf dem höchsten Stand seit mehr als 16 Jahren. Das Paket aufgebaut hatten die Amerikaner vor allem in den Monaten Juni bis Oktober, als die Papiere noch im Bereich von etwa 21 bis 25 CHF gelegen hatten.

Mit den Höchstkursen ist jetzt nun aber endgültig vorbei; am Donnerstag büssten die Clariant-Valoren deutliche 8,1% auf 26,07 CHF ein. Denn Aussichten auf eine Vollübernahme der Gruppe scheinen sich vorerst zumindest in Luft aufzulösen, weshalb aufgelaufene Gewinne mitgenommen werden. (awp/mc/pg)

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