Tamoil-Raffinerie Collombey VS. (Archivbild Sandro Senn / wikipedia.org unter creative commons)
Bern – Die Schliessung der Tamoil-Raffinerie in Collombey-Muraz VS hat auch Auswirkungen auf die Transport-Branche in der Schweiz. Die SBB Cargo verliert dadurch ein Millionen-Geschäft. «Mit dieser Neuorganisation bei Tamoil gehen uns Aufträge im Gegenwert von mehreren Millionen Franken verloren», sagte ein SBB-Sprecher gegenüber der Sendung «HeuteMorgen» von Radio SRF. Tamoil hatte im Januar angekündigt, die Raffinerie per Ende März zu schliessen. Betroffen sind 233 Angestellte im Wallis und über 20 Angestellte am Tamoil-Sitz in Genf.
Weil Tamoil aber weiterhin Erdölprodukte in der Schweiz vertreibt, müssen diese importiert werden, etwa über die Rheinhäfen. Davon profitieren die Tanklager, wie Rhytank. Dessen Geschäftsführer Severin Plüss sagte, die Entwicklung sei «deutlich» zu spüren. Heizöl- und Dieselmengen würden vermehrt über den Rhein importiert.
Die SBB rechnet damit, dass sie voraussichtlich einen Teil der Verluste durch andere Transporte für Tamoil kompensieren kann. «Wie viel das im laufenden Jahr sein wird, wissen wir allerdings noch nicht», sagte SBB-Sprecher Daniele Pallecchi auf Anfrage der sda.
Unfallkosten noch unklar
Ebenfalls noch offen sind die Folgekosten verschiedener Güterzugunfälle. In den letzten Wochen kam es gleich zu mehreren Unfällen, namentlich in Daillens, Landquart, Erstfeld und Lausanne. Voraussichtlich seien die Auswirkungen auf das Jahresergebnis der SBB Cargo aber gering, sagte Pallecchi.
Wer für den Sachschaden an Infrastruktur und Rollmaterial bezahlen muss, werde die Unfalluntersuchung erst zeigen. Und der Betrieb der SBB Cargo sei kaum eingeschränkt worden, weil die Gütertransportleistungen auf alternativen Zugstrecken erbracht werden konnten.
Frankenstärke als grösstes Problem
Grössere Sorgen als der Verlust des Tamoil-Geschäfts und die Unfallfolgen bereite der SBB Cargo die Frankenstärke, sagte Pallecchi. Diese werde deutlich negative Auswirkungen auf das diesjährige Ergebnis haben. Nachdem die SBB Cargo die letzten zwei Jahre schwarze Zahlen schreiben konnte, ist gemäss dem SBB-Sprecher in diesem Jahr trotz zahlreicher Gegenmassnahmen ein Verlust nicht auszuschliessen.
Das Problem sei, dass ein grosser Teil der Produktionsleistungen innerhalb der Schweiz in Schweizer Franken erbracht werde. Beim Import und Export sowie beim Transitverkehr würden aber viele Kundenverträge in Euro abgeschlossen. «Konkret bedeutet das einen Euro-Überhang zwischen Einnahmen und Ausgaben im dreistelligen Millionenbereich», so Pallecchi.
Zudem spüre die SBB Cargo auch, dass exportorientierte Branchen in der Schweiz unter Druck gerieten und die Exportvolumen dadurch zurückgingen. Auch im Binnenverkehr könnten in einzelnen Branchen die Transportmengen zurückgehen.
Als weiteren Grund für die trüben Aussichten nennt Pallecchi auch die derzeit tiefen Dieselpreise. Die Konkurrenz durch die Strasse werde so grösser. (awp/mc/upd/ps)