SBB-Chef Meyer tritt spätestens Ende 2020 ab

SBB-Chef Meyer tritt spätestens Ende 2020 ab
Andreas Meyer, scheidender SBB-Chef. (Copyright: SBB CFF FFS)

Bern – Andreas Meyer, CEO der SBB, hat am Mittwoch in Bern seinen Rücktritt verkündet. Er wird das Unternehmen spätestens per Ende 2020 verlassen. Der oder die Nachfolgerin soll einen geringeren Lohn erhalten.

Der jetzige Zeitpunkt für einen Wechsel sei richtig, weil der Strategieprozess 2020 im nächsten Jahr abgeschlossen werde, sagte Meyer vor den Medien in Bern. Zudem zeichne sich in verschiedenen Führungspositionen ein Generationenwechsel ab. Er wolle die Wahl eines neuen Führungsteams seiner Nachfolge überlassen.

«Neue berufliche Phase»
Den Entscheid begründet Meyer zudem mit seinem Alter. Der Zeitpunkt für die Ankündigung seines Rücktritts entspreche seiner Intention, vor dem 60. Altersjahr eine neue berufliche Phase einzuleiten. Bis zu seinem Rücktritt nehme er die volle Verantwortung für das Unternehmen wahr.

Meyer will seine Erfahrungen künftig in strategischen Aufgaben und «ausgewählten Projekten» einbringen, so etwa in Verwaltungsräten und in der Begleitung von Startups und gemeinnützigen Organisationen, wie der Mitteilung zu seinem Rücktritt zu entnehmen ist.

SBB: Offen für «unkonventionelle Lösungen»
Was Meyers Nachfolge betrifft, sei man auch offen für unkonventionelle Lösungen, deshalb prüfe man Nachfolgekandidaten sowohl intern als auch extern, sagte SBB-VR-Präsidentin Monika Ribar an der Medienkonferenz in Bern. Die «eierlegende Wollmilchsau» werde man nicht finden. Wichtig sei eine Affinität für die Politik und die Öffentlichkeit.

Nachfolger(in) wird weniger verdienen als Meyer
«Eine Frau ist herzlich willkommen», sagte Ribar weiter. Auf alle Fälle werde der Lohn für den zukünftigen SBB-CEO niedriger sein. Dabei halte man sich an die Vorgaben des Bundesrates.

«SBB auf Kurs»
Ribar sagte weiter, die SBB seien auf Kurs. Man sei sich aber auch der Probleme bewusst, wie zum Beispiel des fehlenden Dosto-Zugs von Bombardier. «Wir tun alles dafür, dass wir ihn bald in den Einsatz nehmen können.»

Der Unfall von anfangs August zeige, wie verletzlich das System sei. Es gebe offene Fragen und dazu wolle man Antworten. Aber: «Nur Taten können das Vertrauen in die Bahn wieder herstellen». In der Schweiz hätten Politik und Bevölkerung eine hohe Affinität zum öffentlichen Verkehr. Anfang August kam es im Bahnhof Baden AG zu einem tragischen Unfall, bei welchem ein Zugbegleiter in einer Türe eingeklemmt, mitgeschleift und tödlich verletzt wurde.

Termin schon im Mai festgelegt
Der Termin für die Ankündigung von Meyers Rücktritt war bereits im Mai 2019 zwischen ihm und dem Verwaltungsrat festgelegt worden. Das genaue Rücktrittsdatum Meyers sei abhängig vom Suchprozess nach einem Nachfolger, sagte SBB-VR-Präsidentin Monika Ribar an der Medienkonferenz in Bern.

Meyer ist seit 2007 Konzernchef der SBB. Meyer habe die integrierte Bahn durchgesetzt, sagte Ribar rückblickend. Zudem habe er ein starkes Kader mit gutem Spirit aufgebaut und die Transformation der SBB zu einem modernen Unternehmen vorangetrieben.

Als Meilensteine der Amtszeit nennt die SBB in der Mitteilung die Neupositionierung von SBB Cargo und die SBB Immobilien, die zu einem tragenden Standbein der SBB ausgebaut worden seien. Zu den schwierigen Momenten gehöre die stark verzögerte Inbetriebnahme der neuen Fernverkehrs-Doppelzüge, der Streik im Industriewerk Bellinzona im Jahr 2008 sowie zuletzt Fragen zur Sicherheit.

Sommaruga äussert Verständnis für Meyers Rücktritt
SBB-Chef Andreas Meyer habe sie schon im Frühling über seine Rücktrittsabsichten informiert, sagte Bundesrätin Simonetta Sommaruga am Mittwoch. Sie habe «Verständnis dafür, dass er nach 13 Jahren an der Spitze der SBB nun noch etwas Anderes tun möchte».

«Andreas Meyer hat grosse Verdienste für die SBB und den öffentlichen Verkehr in der Schweiz», heisst es in einer Erklärung der Verkehrsministerin. Er habe die SBB modernisiert und mehr Geld für den Unterhalt beschafft. Unter seiner Führung hätten die SBB das Angebot stark ausgebaut und gleichzeitig dafür gesorgt, dass die Preise stabil geblieben seien.

Andreas Meyer habe sich ausserdem» erfolgreich für eine starke, integrierte Bahn eingesetzt, in der alles aus einer Hand gesteuert wird», erklärte Bundesrätin Sommaruga. Es liege nun in der Zuständigkeit des Verwaltungsrates, die Nachfolge vorzubereiten und zu bestimmen.(awp/mc/pg)

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