SBB fahren Halbjahresverlust von knapp 390 Millionen Franken ein
Bern – Die SBB haben im ersten Halbjahr 2021 einen Verlust von 389 Millionen Franken eingefahren. Ohne Bundeshilfe wäre er 30 Millionen Franken höher ausgefallen als im ersten Halbjahr 2020. Die SBB leiden weiterhin unter der Coronakrise. So beförderten sie 41 Prozent weniger Passagiere als 2019 vor der Pandemie.
Im ersten Halbjahr 2020 hatten die SBB einen Verlust von 479 Millionen Franken ausgewiesen. Damals war der Beitrag aus dem Hilfspaket des Bundes noch nicht eingerechnet. Den wiesen die Bahnen erst in der Jahresbilanz aus, die mit einem Rekordminus von 617 Millionen Franken abschloss.
Im Halbjahresergebnis 2021 sind 120 Millionen Franken Bundeshilfe eingeschlossen, wie die SBB am Mittwoch bekanntgaben. Der Bund übernimmt die Defizite aus dem regionalen Personenverkehr. Seit Pandemiebeginn stützte er die SBB mit rund 400 Millionen Franken.
Immer tiefer in die Schulden
Die Finanzsituation bleibt SBB-Angaben zufolge sehr angespannt. Die Verschuldung stieg stark. Der Bund rechnet im laufenden Jahr mit einer weiteren Milliarde neuer Schulden, nachdem 2020 bereits 1,5 Milliarden Franken hinzugekommen waren. Die Nettoverschuldung dürfte damit Ende 2021 rund 9,2 Milliarden Franken betragen.
Nach Bundesvorgaben dürfte die Verschuldung der SBB höchstens das 6,5-fache des Betriebsergebnisses vor allen Abschreibungen betragen. Aktuell liegt die Verschuldung nach SBB-Angaben beim 17,7-fachen. Die Liquidität ist bis Ende 2021 gesichert. Dazu erhöhte der Bund die Kreditlimite der SBB für kurzfristige Darlehen von 750 auf 950 Millionen Franken. Zudem sparen die SBB.
Nur Immobilien mit Gewinn
Bei den einzelnen Sparten kamen im ersten Halbjahr im Personenverkehr 389 Millionen Franken Verlust zusammen. Das beinhaltet bereits 75 Millionen Zuschuss der öffentlichen Hand.
Im eigenwirtschaftlichen Fernverkehr müssen die SBB den Verlust von 372 Millionen Franken selber tragen. Hier lag die Nachfrage 50,3 Prozent unter dem Vorkrisen-Niveau, beim Regionalverkehr betrug der Rückgang im Vergleich 36,6 Prozent.
Mit ihren Immobilien erwirtschafteten die SBB einen Gewinn von 127 Millionen Franken und damit 31 Millionen mehr als im ersten Halbjahr 2020. Zustande kam das dank fertiggestellten Immobilien. In den Bahnhöfen schlug sich dagegen der Passagierrückgang nieder.
Acht Millionen Verlust bei SBB Cargo
SBB Cargo fuhr einen Verlust von acht Millionen Franken ein. Die öffentliche Hand half mit 15 Millionen Franken. Damit lag der Verlust deutlich tiefer als in der Vorjahresperiode (27,7 Millionen). SBB Cargo International kam auf ein Minus von 200’000. Franken.
Bei SBB Infrastruktur resultierte ein Verlust von 52 Millionen Franken, eine Verbesserung um 63 Millionen Franken gegenüber dem Vorjahressemester. In diesen Sektor flossen 30 Millionen Franken öffentlicher Mittel, welche 2020 auch erst in der Schlussbilanz berücksichtigt wurden.
Passagierzahlen erholen sich langsam
Viele Pendlerinnen und Pendler arbeiteten auch im ersten Semester 2021 noch im Homeoffice. Auch Freizeitreisende stiegen weniger in die Züge der SBB. Dadurch ging das Passagieraufkommen um 41 Prozent zurück. Aktuell beläuft sich dieser Rückgang noch auf 25 Prozent.
Die Nachfrage steigt somit langsam wieder an. Die SBB rechnen, dass es bis zu einer vollständigen Erholung der Passagierzahlen noch geraume Zeit dauern wird.
Im ersten Halbjahr sank die Zahl der Generalabonnemente von 459’000 auf 395’000. Bei den Halbtax-Abonnementen resultierte hingegen lediglich ein Rückgang um 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreshalbjahr. (awp/mc/pg)