Bern – Nach grossen Veränderungen mit der Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels 2016 fällt der Fahrplanwechsel Ende 2017 bescheidener aus. Die SBB-Kundschaft kann sich auf einen Angebotsausbau in der Romandie freuen. Gleichzeitig wird auch mehr gebaut.
Mit den geplanten Unterhalts- und Baumassnahmen will die SBB vor allem die Zuverlässigkeit des Schienennetzes erhöhen, wie Philippe Gauderon, Leiter Infrastruktur, am Freitag vor den Medien in Bern sagte. Von 2017 bis 2020 werden dafür pro Jahr 3,2 Milliarden Franken investiert. Um effizienter zu bauen, setzt die Bahn vermehrt auf längere Bauintervalle.
Im Extremfall führt dies zu einer Totalsperrung, wie im Sommer 2018 auf der Strecke Lausanne-Puidoux auf der Achse Bern-Lausanne-Genf. «Wir sind uns bewusst, dass dies eine sensible Strecke ist», sagte Gauderon. Durch die Totalsperrung reduziert sich aber die Bauzeit von acht Monaten auf rund sieben Wochen. Die Kosten sinken von 46 auf 27 Millionen Franken. Weil weniger nachts gearbeitet wird, können auch die Anwohner ruhiger schlafen.
Die Bauarbeiten wurden auf die Ferienzeit gelegt, weil dann weniger Schüler und generell weniger Reisende unterwegs sind. Passagiere im Fernverkehr weichen über die Jura-Südfuss-Linie aus, Reisende von Bern oder Freiburg nach Lausanne fahren über Vevey, wie Gauderon sagte. Die Fahrzeit verlängert sich um 15 bis 30 Minuten. Sämtliche Änderungen und Ersatzkonzepte sind in den gedruckten und den elektronischen Fahrplänen ersichtlich.
Weniger Direktzüge am Abend
Gebaut wird 2018 unter anderem auch zwischen Gelterkinden und Tecknau im Baselbiet, im Wylerfeld in Bern sowie in Bassersdorf und zwischen Effretikon und Kempthal im Raum Zürich. Um den Betrieb tagsüber möglichst wenig zu stören, verlängert die SBB die Zeitfenster für nächtliche Arbeiten. Deshalb wird von Sonntag bis Donnerstag das Angebot im Viereck Luzern-Olten-Basel-Zürich in den Abendstunden ab 22 Uhr reduziert.
«Schnelle, direkte Züge fallen aus, dafür gibt es zwei langsamere Direktverbindungen oder eine schnelle Verbindung mit Umsteigen», erläuterte Olivier Knuchel, Leiter Angebotsplanung National, am Beispiel des gestrichenen Intercity Basel-Zürich. Der Halbstundentakt zwischen den grossen Zentren bleibt erhalten.
Mehr Sitzplätze in der Romandie
Vom Fahrplanwechsel am 10. Dezember dieses Jahres profitiert vor allem die Westschweiz. Die SBB bietet auf ihrem Streckennetz in der Romandie mehr Sitzplätze und Direktverbindungen an. So hält der Interregio auf der Strecke Genf Flughafen-Bern-Luzern wieder in Palézieux und Romont und zusätzlich in Nyon und Morges.
Die Interregio-Züge Genf Flughafen-Lausanne-Brig verkehren neu stündlich ohne Halt zwischen Genf und Lausanne. Damit verkürzt sich die Reisezeit zwischen dem Wallis und Genf um 11 Minuten.
Nach der Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels wird der internationale Personenverkehr auf der Nord-Süd-Achse wiederum ausgebaut. Neu wird eine tägliche Verbindung zwischen Zürich und Venedig eingeführt. Zudem verkehrt pro Tag ein Zugspaar direkt von Frankfurt nach Mailand – einmal über Zürich durch den Gotthard und einmal über Bern durch den Lötschberg-Basistunnel.
Neu verkehrt zudem ab Basel-Luzern ein Frühzug durch den Gotthard-Basistunnel nach Lugano. Auf der Linie Zürich-Stuttgart gibt es einen Stundentakt, davon alle zwei Stunden mit einer Direktverbindung.
Mit der Pünktlichkeit zeigten sich die SBB-Verantwortlichen erneut zufrieden. 2016 näherte man sich mit einer Pünktlichkeit von 88,8 Prozent dem selbst gesteckten Ziel von 89 Prozent an. Bis Mitte Mai 2017 verzeichnete die SBB gar eine Pünktlichkeit von 89,7 Prozent.
Der Fahrplanentwurf ist ab dem 29. Mai auf der Seite www.fahrplanentwurf.ch online. Fahrplanbegehren und Unstimmigkeiten in den Fahrplanentwürfen können bis am 18. Juni gemeldet werden. (awp/mc/ps)