Bern – Die SBB haben 2018 einen Rekordgewinn von 568 Millionen Franken eingefahren. Das entspricht einer Zunahme um über 40 Prozent. Relativiert wird der Gewinn dadurch, dass die SBB fast 3,5 Milliarden Franken an öffentlichen Geldern für bestellten Regionalverkehr, Betrieb und Unterhalt der Infrastruktur und Ausbauten erhalten haben.
Transportunternehmen in der Schweiz sorgten in den letzten Monaten regelmässig für negative Schlagzeilen: Subventionsbetrug bei Postauto, zu hohe Abgeltungen von Bund und Kantonen an die BLS oder verspätete Fernverkehrs-Doppelstockzüge von Bombardier bei den SBB.
Ein gutgelaunter SBB-Chef Andreas Meyer präsentierte am Dienstag vor den Medien in Bern ein gutes Jahresergebnis 2018. Zu den Problemen mit den Bombardier Fernverkehrs-Doppelstockzügen stellte er lediglich fest, dass diese langsam zuverlässiger würden. Die Bombardier-Züge seien nur noch viermal weniger zuverlässig als die unzuverlässigsten Züge, die derzeit im Einsatz stünden.
Rekordergebnis 2018
Das Rekordergebnis im Geschäftsjahr 2018 ist laut Meyer unter anderem dank dem Effizienzprogramm «RailFit20/30» zustande gekommen. Der Gewinn bleibt im Bahnsystem. Die Gewinne aus dem Regionalverkehr und der Infrastruktur von 102 Millionen Franken werden den spezialrechtlichen Reserven zugewiesen. Die frei verfügbaren 467 Millionen Franken aus den eigenwirtschaftlichen Bereichen werden gänzlich ins Bahnsystem investiert, zum Beispiel in Rollmaterial.
Dank zusätzlichen Aboverkäufen und Sparbilletten stiegen im vergangenen Jahr die Gewinne im Personenverkehr um fast 30 Prozent auf 241 Millionen Franken. Täglich wurden mit 1,25 Millionen leicht mehr Passagiere mit der Bahn befördert als noch im Vorjahr (+0,8 Prozent).
Bahnkunden sollen profitieren
Vom guten Jahresergebnis sollen Bahnkunden profitieren können. 230 Millionen Franken, nach 156 Millionen im Jahr 2018, wollen die SBB im laufenden Jahr für Preissenkungen, Gutschriften, Gutscheine und Investitionen im Komfort und Service aufwenden. Davon sollen für über 100 Millionen Franken Sparbillette verkauft werden.
Auch die Mitarbeitenden der SBB wünschen sich für ihre Leistungen nicht nur verbales Lob der SBB-Spitze, sondern «eine substanzielle finanzielle Beteiligung am erwirtschafteten Gewinn», wie die Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) am Dienstag mitteilte.
Sinkende Zufriedenheit beim Personal
Die Zahl der Vollzeitstellen sei im vergangenen Jahr um 1,4 Prozent auf 32’309 gesunken, schreibt die Gewerkschaft. In einigen Bereichen hätten die Beschäftigten im Unterbestand arbeiten müssen.
SBB-Chef Meyer erwähnte vor den Medien die gesunkene Personalmotivation im Unternehmen, die ihn mit Sorge erfülle. Die entsprechende Umfrage sei jedoch zu einem Zeitpunkt durchgeführt worden, als die Erneuerung des GAV, eine Sanierung der Pensionskasse angestanden hätten und das Effizienzprogramm gelaufen sei. Laut Meyer sind derzeit 840 Stellen bei den SBB offen, unter anderem fehle es an Lokführern und technischem Personal.
Die SBB betonten, dass es trotz mehr Verkehr im vergangenen Jahr nicht mehr Anlagenstörungen gegeben habe. Der Zustand der Infrastrukturanlagen (Bahn,- Energie- und Telecomnetz) sei gegenüber dem Vorjahr stabil geblieben und werde im Netzzustandsbericht als «gut bis ausreichend» bezeichnet.
Viele Unterhaltsarbeiten
Die SBB führten denn auch nach eigenen Angaben noch nie so viele Unterhalts- und Erneuerungsarbeiten aus wie im vergangenen Jahr. Aufgewendet wurden dafür fast 3,6 Milliarden Franken. «Leidtragende» der vielen Baustellen waren insbesondere Bahnreisende in der Westschweiz.
Pünktlichkeit sei eine magische Kennzahl für die SBB, erklärte Meyer. Man sei damit noch nicht ganz zufrieden. Bis zum vierten Quartal 2018 sei man noch auf Kurs gewesen, aber der Herbst mit seiner Nässe sei immer eine schwierige Jahreszeit.
Insgesamt habe man dennoch im Durchschnitt den zweithöchsten Pünktlichkeitswert seit Beginn der Messungen erreicht. Grund für die Verschlechterungen seien zum Teil Unterhaltsarbeiten, zeitgleich mit Ausbauten der Infrastruktur. Diese Baustellen hätten zahlreiche Streckensperrungen erfordert.
SBB Cargo mit schwarzen Zahlen
Sehr gut entwickelt hat sich im vergangenen Jahr SBB Cargo, wie SBB-Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar betonte. Das Sanierungsprogramm zeige erste Resultate, der Markt sei inzwischen liberalisiert und bleibe daher schwierig.
SBB Cargo schrieb nach tiefroten Zahlen 2017 im letzten Jahr wieder einen Gewinn von 12,9 Millionen Franken. Seit Anfang 2019 ist SBB Cargo eine eigenständige Konzerngesellschaft und erhält keine Subventionen und damit keine direkte Unterstützung mehr durch den Bund. (awp/mc/ps)