SBB-Reiseverkehr um zehn bis 20 Prozent zurückgegangen
Bern – Zehn bis 20 Prozent weniger Reisende in den Bahnhöfen, kaum Schlangen an den Check-in-Schaltern am Flughafen, keine Billette in Postautos und desinfizierte Zürcher Busse: Die Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie zeigen sich immer stärker auch im öffentlichen Verkehr in der Schweiz.
Die SBB zählten wegen der Coronavirus-Epidemie zur Zeit zehn bis 20 Prozent weniger Reisende in den Schweizer Bahnhöfen und Zügen, wie CEO Andreas Meyer am Dienstag an seiner letzten Bilanzmedienkonferenz mitteilte. Nach Italien sei die Zahl der Reisenden um 90 Prozent eingebrochen, nach Frankreich um 60 Prozent.
Diese Entwicklung bedeute für das Bahnunternehmen Mindereinnahmen von rund einer halben Million Franken pro Tag.
Zum Schutz der Angestellten und der Reisenden vor dem Coronavirus planen die SBB nun, bei den Verkaufsstellen Plexiglasscheiben anzubringen, wie SBB-CEO Andreas Meyer vor den Medien sagte. Desinfektionsmittel an den Bahnhöfen aufzustellen, würde ihre Möglichkeiten jedoch übersteigen.
Noch keine Bilanz aus den Städten
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hatte am Freitag empfohlen, dass Angestellte wenn immer möglich im Home Office arbeiten und Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Stosszeiten nach Möglichkeit vermeiden sollten. Ausserdem sollte auch der Freizeitverkehr reduziert werden.
Gemäss BLS hat das Zugpersonal auf der Linie Brig-Domodossola seither einen deutlichen Rückgang im Freizeitverkehr beobachtet. Der Pendlerverkehr auf der gleichen Strecke hingegen sei «nicht signifikant» betroffen, sagte BLS-Sprecherin Helene Soltermann auf Anfrage. Für konkrete Zahlen zu den Auswirkungen der Epidemie auf den gesamten BLS-Verkehr sei es noch zu früh.
Auch beim städtischen Verkehr ist man vorsichtig: In Basel gibt es noch keine Angaben zu den Konsequenzen auf das Fahrgastaufkommen, wie der Sprecher der Basler Verkehrs-Betrieb mitteilte. Das Berner Verkehrsunternehmen Bernmobil will konkrete Zahlen zum 1. Quartal erst nach Ende März bekannt geben. Und auf den Verbindungen der Genfer Transport publics genevois (TPG) wurde bis jetzt noch gar kein Rückgang festgestellt, wie es auf Anfrage hiess.
Keine Tickets vom Chauffeur
Postauto seinerseits hat auf die Epidemie reagiert, indem das Unternehmen seine Fahrerinnen und Fahrer angewiesen hat, ab Mittwoch vorübergehend keine Tickets in den Bussen mehr zu verkaufen. Als weitere Schutzmassnahme bleibe die vordere Türe der Postautos geschlossen, teilte Postauto am Dienstag mit.
Auch in den Bussen des Zürcher Verkehrsverbunds sollen fortan die vorderste Tür bei Bussen geschlossen bleiben. Ausserdem würden die Fahrzeuge verstärkt gereinigt und desinfiziert und es gelte ein Mindestabstand zum Fahrpersonal.
Ungewohnte Ruhe am Flughafen
Am Flughafen Zürich herrscht in diesen Zeiten ungewohnte Ruhe. «Es wird deutlich weniger geflogen, auch Konsumstimmung herrscht keine», sagte Flughafen-Chef Stephan Widrig am Dienstag vor den Medien. Das Coronavirus treffe den Flughafen Zürich stark. Die Herausforderung sei, den Betrieb trotzdem jederzeit zu gewährleisten.
Denn nach wie vor gebe es bis zu 60’000 Passagiere pro Tag. Auch was allfällige neue Auflagen betrifft, muss der Flughafen flexibel sein und jederzeit genügend Personal einsetzen können. Aktuell wird den ankommenden Passagieren zwar noch nicht die Temperatur gemessen. Der Flughafen wäre aber per sofort dazu in der Lage, sofern der Bund diese Massnahme anordnen würde. (awp/mc/ps)