Bern – 1,26 Millionen Passagiere haben 2017 jeden Tag die Züge der SBB benutzt. Das Unternehmen hat das Konzernergebnis gesteigert und plant Preissenkungen in einigen Bereichen. Im Güterverkehr schrieben die SBB allerdings rote Zahlen.
Es sei ein positives Jahr gewesen – trotz Rückschlag beim Güterverkehr, sagte SBB-Chef Andreas Meyer am Dienstag vor den Medien. Die SBB haben das Konzernergebnis im vergangenen Jahr um 18 Mio CHF auf 399 Mio gesteigert.
Zu diesem Anstieg haben die erhöhte Produktivität sowie die besseren Ergebnis in den Bereichen Personenverkehr, Immobilien und Infrastruktur beigetragen, wie es im Communiqué der SBB hiess.
Beim Personenverkehr stieg der Gewinn von 139 Mio auf 186 Mio CHF. Grund ist auch das Wachstum bei den General- und Halbtaxabonnementen. Rund 480’000 Personen benutzten im vergangenen Jahr ein Generalabonnement, 1,7% mehr als 2016.
Rund 2,5 Mio Passagiere besassen ein Halbtaxabo, das waren 5,7% mehr als im Vorjahr. Damit zählten die SBB so viele Stammkunden wie noch nie. Insgesamt reisten pro Tag 1,26 Mio Passagiere mit den Zügen der SBB, 0,6% mehr als 2016.
«SBB kommen unter Druck»
89% aller Fahrgäste kamen im letzten Jahr pünktlich ans Ziel- dies seien 0,2 Prozentpunkte mehr als 2016 und der höchste Wert seit sechs Jahren. Insgesamt seien die Kunden zufriedener gewesen mit dem Personenverkehr. Kritischer wurde allerdings das Preis-Leistungsverhältnis eingeschätzt.
In diesem Bereich würden die SBB in Zukunft noch mehr unter Druck kommen, sagte Meyer. Wegen der tiefen Preise der Fernbusse, die im Februar vom Bundesamt für Verkehr Konzessionen erhalten hatten, werde sich die Preiswahrnehmung der Fahrgäste ändern. «Die Kunden werden sich noch mehr fragen, weshalb der sonstige Öffentliche Verkehr nicht günstiger sein kann», so der SBB-Chef.
Gutscheine und günstigere Sparbillette
Das 2016 lancierte Sparprogramm «RailFit20/30» schaffe aber Handlungsspielraum, das Preis-Leistungsverhältnis für die Kunden zu verbessern. So soll der telefonische Rail Service ab Mai zum Orts- statt Minutentarif zur Verfügung stehen. GA-Kunden sollen ein Gutscheinheft erhalten und Sparbillette in der Nebenverkehrszeit sollen neu bis zu 70% ermässigt werden.
Die SBB wollen sich zudem nach eigenen Angaben dafür einsetzen, dass die Preise auf den nächsten Fahrplanwechsel in einigen Bereichen gesenkt werden. Im Sommer testen die SBB ausserdem in einem Pilotprojekt mit Entschädigungen für Kunden, die von der siebenwöchigen Totalsperre zwischen Lausanne und Pidoux-Chexbres betroffen sind.
Immobilien und Infrastruktur im Plus
In der Division Immobilien erreichten die SBB mit 435 Mio CHF ein leicht höheres Ergebnis als im Vorjahr. Davon flossen 275 Mio CHF ans Ausgleichszahlungen zur Sanierung der Pensionskasse und 150 Mio CHF an die Infrastruktur.
In diesem Geschäftsbereich belief sich das Jahresergebnis auf 100 Mio CHF, nach einem Verlust von 103 Mio CHF im Vorjahr. Dazu beigetragen haben ein Gewinn im Bereich der Energie von 46 Mio CHF und ein Gewinn im Bereich Netz von 53 Mio CHF.
Grund für das Ergebnis im abgeltungsberechtigten Netz sei auch die neue Leistungsvereinbarung: Es war 2017 das erste Mal, dass der Bund den SBB ausreichend Mittel zur Verfügung stellte, um die Infrastruktur in einem guten Zustand zu halten, wie Meyer erklärte.
Die Zuschüsse von Bund und Kantonen für Betrieb und Unterhalt der Infrastruktur, Ausbauten sowie den bestellten Regionalverkehr stiegen um 8,1% auf 2,666 Mrd CHF. Grund seien höherer Unterhalt und Betrieb, schreibt das Bahnunternehmen.
Verluste bei SBB Cargo
SBB Cargo fuhr 2017 einen Verlust von 239 Mio CHF ein. 2016 resultierte noch ein Ergebnis von 1 Mio CHF. Rückläufig war vor allem der Einzel-Wagenladungsverkehr. Dieser brach um 14,5% ein.
Im Verlust enthalten seien der operative Verlust von 31 Mio CHF, eine Rückstellung für die Restrukturierung von 19 Mio CHF sowie eine Wertberichtigung von 189 Mio CHF.
Wegen der hohen Verluste steht der Abbau von rund 800 Stellen bevor, wie SBB Cargo Anfang März ankündigte. Bis Ende 2023 sollen noch 1400 anstelle der heute rund 2200 Angestellten bei der Güterbahn arbeiten.
SEV verknüpft Ergebnis mit Forderungen
Die Gewerkschaften SEV sowie der Personalverband transfair verbinden die Finanzzahlen der SBB mit Forderungen für die Verhandlungen des Gesamtarbeitsvertrags (GAV), die seit Anfang Jahr stattfinden. Die Zahlen zeigten, dass das Personal gute Arbeit leiste, schreibt der SEV in einer Mitteilung vom Dienstag. Für die GAV-Verhandlungen fordert der SEV die SBB deshalb auf, ihre Forderungen, wie etwa weniger Ferien und weniger Kündigungsschutz, zu revidieren.
Transfair verlangt in einem Communiqué, dass die eingesparten Mittel dem Personal bei den Anstellungsbedingungen sowie bei den weiteren Sanierungsschritten der Pensionskasse zu Gute kommen. (awp/mc/ps)