SBB übernehmen ihre Cargo-Tochter wieder vollständig
Bern – Die SBB übernehmen ihre Güterverkehrs-Tochter wieder vollständig. Sie kaufen der Minderheitsaktionärin Swiss Combi ihren Anteil von 35 Prozent an SBB Cargo ab. Die Leitung von SBB Cargo übernimmt Alexander Muhm, bisher Chef von SBB Immobilien.
Mit dem Rückkauf der Aktienanteile wollen die SBB ihr Engagement im Güterverkehr verstärken und aus einer Hand führen, wie sie am Mittwoch mitteilten. Über den Rückübernahmepreis vereinbarten SBB und SwissCombi Stillschweigen. Neu wird der Güterverkehr wieder auf Konzernstufe geleitet.
Bisher war die SBB-Cargo-Führung im Mandatsverhältnis mit einem Koordinationsauftrag tätig und nicht in der Konzernleitung vertreten. Mit dem Schritt vereinfachen die SBB die Leitungsstruktur und bereiten sich auf mögliche Bundessubventionen im Einzelwagenladungsverkehr vor.
Alexander Muhm folgt auf Désirée Baer
Der neue Leiter Güterverkehr und Chef von SBB Cargo Muhm tritt sein Amt am 26. Juni an. Neben seiner bisherigen Funktion als Immobilienchef prägte er bereits das neue Güter-Konzept «Swiss Cargo Logistics» mit. Zudem ist er Verwaltungsrat des Kombi-Verkehrsanbieters Hupac.
Muhm löst Désirée Baer ab, welche SBB Cargo seit 2020 geleitet hatte. Sie verlässt das Unternehmen. Über Muhms Nachfolge in der Immobiliensparte war am Mittwoch nichts bekannt.
Fünf neue Terminals
In seiner neuen Konzernleitungsfunktion für den Güterverkehr verantwortet Muhm alle drei Güterverkehrstöchter der SBB. Dazu gehört auch die neu gegründete SBB Intermodal. Diese SBB-Tochter soll eine flächendeckende Infrastruktur von Verladeterminals in der Schweiz planen und bauen.
Damit konkretisieren die SBB das Güter-Konzept vom Herbst 2022. Gemäss diesem Konzept wollen die SBB im Kerngeschäft Güterverkehr bis 2050 drei Fünftel mehr Güter als aktuell transportieren. Dazu sehen sie fünf neue Terminals für den kombinierten Verkehr zwischen Genf und St. Gallen vor.
Die SBB bezeichneten die Trennung von den SBB-Cargo-Minderheitseignerin Swiss Combi als zwingend. Das neue Umfeld erfordere eine klare Trennung von Kunden und Aktionären. Die Zusammenarbeit bleibe indessen eng.
Trennung im Hinblick auf Subventionen
Der Wagenladungsverkehr in der heutigen Form lässt sich nicht kostendeckend betreiben, wie die SBB die Trennung begründeten. Das widerspreche auf der einen Seite den Vorgaben des Bundes für die Eigenwirtschaftlichkeit. Auf der anderen Seite leiste der Wagenladungsverkehr aber einen massgeblichen Beitrag zu Versorgungssicherheit, Verkehrsverlagerung und Klimazielen.
Der Bundesrat legte deshalb Vorschläge zur Subventionierung des Schienengüter- und insbesondere des Einzelwagenladungsverkehrs vor, über welche das Parlament entscheidet.
Die Swiss Combi AG besteht aus den Transportunternehmen Planzer und Camion Transport mit je 40 Prozent sowie Bertschi und Gattiker mit je 10 Prozent. (awp/mc/pg)