Ebikon LU – Schindler hat im vergangenen Jahr schwer mit Altlasten, der Talfahrt in China, Lieferkettenproblemen und der Teuerung gekämpft. Der Gewinn des Lift- und Rolltreppenherstellers sauste in die Tiefe. Im laufenden Jahr soll es wieder aufwärts gehen.
Der Betriebsgewinn (EBIT) brach um 22,5 Prozent auf 904 Millionen Franken ein, wie der Konzern am Mittwoch in einem Communiqué bekannt gab. Das ist der erste Taucher unter die Milliardengrenze und damit das schlechteste Resultat seit einem Jahrzehnt. Unter dem Strich brach der Reingewinn um ein Viertel auf 659 Millionen Franken ein. Dagegen stieg der Umsatz um 1 Prozent auf 11,35 Milliarden Franken.
Für die Hälfte des EBIT-Rückgangs im 2022 seien die schlechten Aufträge aus der Vergangenheit verantwortlich, die tiefe Margen hätten, sagte Schindler-Chef Silvio Napoli am Rande der Bilanzmedienkonferenz in Ebikon LU im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.
So hatten Kunden offenbar bei Schindler im Konfigurator Lifte bestellt, die im Produktprogramm gar nicht vorgesehen waren. Die mussten dann speziell gefertigt werden, was die Kosten nach oben trieb. Da die Verträge unterschrieben sind, muss Schindler liefern.
Schwerverdauliche Geschäfte
«Wir leiden an einem Boa constrictor-Effekt», sagte Napoli. Bevor man neue Nahrung aufnehmen könne, müsse man die alte Nahrung verdaut haben.
Die Frage sei, wieviel Zeit Schindler noch brauche, um die restlichen 60 Prozent an Altlasten abzuarbeiten. Das seien vor allem Grossprojekte, die eine Laufzeit von fünf bis sechs Jahren hätten, sagte Napoli. Das Ziel sei, diese auf null abzuarbeiten. Bis Ende 2024 wolle man 90 Prozent der Aufträge mit schlechten Margen eliminiert haben.
Zudem kämpfte Schindler im vergangenen Jahr mit Problemen bei den Lieferketten, den Lieferanten und der Lancierung der neuen modularen Produktplattform.
Die andere Hälfte des Gewinnrückgangs sei auf die externe Probleme wie die lange Talfahrt im wichtigsten Markt China und die galoppierende Inflation zurückzuführen, erklärte Napoli. In China dauere der Rückgang im Neuinstallationsgeschäft nun schon drei Jahre und eine Erholung erwarte er nicht vor dem zweiten Halbjahr.
Licht am Ende des Tunnels
Die strikten Corona-Bekämpfungsmassnahmen in China hätten Schindler stark gebremst. Nach Aufhebung der Restriktionen habe die massive Infektionswelle das Geschäft massiv gedrückt: «Wegen der Ansteckungswelle und dem chinesischen Neujahrsfest war der Januar tot», sagte Napoli weiter.
Aber immerhin sind die Aussichten im «Reich der Mitte» nicht mehr ganz so trübe wie noch vor kurzem. Im Dezember hätte er noch mit einer schlechteren Entwicklung fürs laufende Jahr gerechnet, sagte Napoli.
Um die Teuerung aufzufangen, hat Schindler im vergangenen Jahr die Preise erhöht. Und im laufenden Jahr will der Konzernchef vor allem an der Effizienz arbeiten: Preiserhöhungen und Effizienzverbesserungen sollen die Teuerung übertreffen.
Um wie viel der EBIT im Gesamtjahr 2023 steigen werde, wollte Napoli nicht beziffern: Dafür sei die Lage auf dem Markt zu stark in Bewegung, vor allem in China.
Beim Umsatz geht Schindler für 2023 von einem Wachstum im unteren einstelligen Bereich in Lokalwährungen aus. Bedingt durch die Verlangsamung der Weltwirtschaft und den Druck auf die Immobilien- und Baubranche erwartet der Konzern einen weiteren Rückgang bei Neuanlagen, während Modernisierungen und Service in allen Regionen weiterwachsen sollten. (awp/mc/ps)