Schindler kommt mit Beseitigung der Altlasten voran und setzt sich höhere Ziele

Silvio Napoli

Tritt Ende März 2025 zurück: Schindler-VRP und CEO Silvio Napoli. (Foto: Schindler)

Ebikon – Schindler kommt mit der Beseitigung der Altlasten voran, die in den vergangenen Jahren einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht hatten. 2023 hat der Lift- und Rolltreppenhersteller den zweithöchsten Gewinn seiner 150-jährigen Geschichte eingefahren.

Unter dem Strich schoss der Reingewinn um 41,9 Prozent auf 935 Millionen Franken nach oben, wie der Innerschweizer Konzern am Mittwoch bekannt gab. Das ist das beste Ergebnis seit 2018, als ein Rekordgewinn von knapp über 1 Milliarde in der Kasse geklingelt hatte.

Der Betriebsgewinn EBIT kletterte um 31,4 Prozent auf 1,19 Milliarden Franken. Die EBIT-Marge verbesserte sich auf 10,3 Prozent von 8,0 Prozent im Vorjahr. «Höhere operative Effizienz, Erholung in den Lieferketten und Effekte unserer Preispolitik wirkten sich hier positiv aus», schrieb Schindler.

Boa constrictor-Effekt
Mittlerweile seien 70 Prozent der Altlasten verdaut, sagte Schindler-Chef Silvio Napoli an der Bilanzkonferenz am Hauptsitz in Ebikon LU. Der Konzern hatte sich in der Vergangenheit einen Berg an Aufträgen einverleibt, die schlechte Margen haben. «Wir leiden an einem Boa constrictor-Effekt», wiederholte Napoli frühere Aussagen. Bevor man neue Nahrung aufnehmen könne, müsse man die alte Nahrung verdaut haben.

Der Verdauungsprozess bringe bessere Betriebsgewinnmargen, sagte Napoli. Aber es handle sich nicht nur um finanzielle Aspekte, auch die Komplexität werde reduziert und die Effizienz in der Produktion steige.

Denn in der Vergangenheit hatten Kunden bei Schindler im Konfigurator Lifte bestellt, die im Produktprogramm gar nicht vorgesehen waren. Die mussten dann speziell gefertigt werden, was die Kosten nach oben trieb. Da die Verträge unterschrieben sind, muss Schindler liefern.

Diese verbleibenden 30 Prozent des Bergs Altlasten sollen in rund zwei Jahren abgetragen sein, sagte der Verwaltungsratspräsident und Konzernchef am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.

Starker Franken als Bremsklotz
Der Umsatz wurde 2023 indes vom starken Franken gebremst. Insgesamt setzte Schindler 11,5 Milliarden Franken um. Das ist 1,3 Prozent mehr als im Jahr 2022. Dabei hätten Fremdwährungseffekte den Umsatz um 688 Millionen Franken gedrückt, hiess es. In Lokalwährungen habe das Wachstum 7,4 Prozent erreicht.

Alle Produktlinien hätten zugelegt, weil man den Auftragsbestand abgearbeitet habe. In den Regionen Europa, Mittler Osten und Afrika (EMEA), sowie in Amerika und in Asien-Pazifik sei das Umsatzwachstum solide geblieben, hiess es. In China ging der Umsatz dagegen um rund 11 Prozent zurück.

Der Auftragsbestand schmolz in der Folge um 9,4 Prozent auf noch 8,7 Milliarden Franken. Allerdings hatte Schindler im Vorjahr einen Rekordauftragsbestand von 9,6 Milliarden angesammelt. «Wir achten nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität der Aufträge», betonten Napoli. Bei den neuen Bestellungen sei die Marge verbessert worden.

Noch nicht am Ziel
Zum ersten Mal habe Schindler mit Effizienzmassnahmen die Inflationseffekte voll kompensieren können, sagte Finanzchefin Carla De Geyseleer. Die bisherigen Verbesserungen seien aber noch nicht der Endpunkt.

Mittlerweile sei die neue standardisierte modulare Liftplattform marktreif. Sie werde zunächst in den europäischen Schlüsselmärkten lanciert und im Laufe der nächsten zwei Jahre weltweit eingeführt. Mit der neuen Produktpalette habe Schindler die Komplexität stark reduziert, was die Wettbewerbsfähigkeit steigere, erklärte der Konzern.

Für 2024 geht Schindler von einem Umsatzwachstum im unteren einstelligen Bereich in Lokalwährungen aus. Die EBIT-Marge solle auf 11 Prozent steigen. Mittelfristig will das Unternehmen die Wettbewerbsfähigkeit weiter verbessern und eine EBIT-Marge von 13 Prozent erreichen. Mittelfristig heisse bei Schindler in drei bis vier Jahren, sagte die Finanzchefin. Und langfristig wolle Schindler den Rückstand zur Konkurrenz aufholen.

Die Aktionäre sollen nun mehr Dividende erhalten: Schindler will 5,00 Franken je Aktie und Partizipationsschein ausschütten. Dies beinhaltet eine Sonderdividende von 1,00 Franken anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums des Konzerns. Der Verwaltungsrat hat die Ausschüttungsquote auf 50 bis 80 Prozent erhöht von bisher 35 bis 65 Prozent.

An der Börse notierte der Schindler PS zum Börsenschluss 4,1 Prozent im Plus bei 217,20 Franken. (awp/mc/pg)

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