Schindler verbessert sich im ersten Halbjahr
Ebikon – Schindler hat sich im ersten Halbjahr bei den wichtigsten Kennzahlen verbessert. An der Börse erleiden die Papiere des Lift- und Rolltreppenherstellers dennoch markante Verluste. Als Gründe gelten ein vorsichtiger Ausblick auf das Gesamtjahr und Fragezeichen zum wichtigen Markt China.
Die gute Nachricht vorneweg: China bleibt für die Lift- und Rolltreppenindustrie mittelfristig das Land, in dem Milch und Honig fliessen. Davon ist Schindler-CEO Thomas Oetterli überzeugt. «Die Urbanisierung geht weiter», sagte er am Dienstag bei der Präsentation der Halbjahreszahlen. Dank dieser wachsen die chinesischen Grossstädte in die Höhe – und die Nachfrage nach Aufzügen und Rolltreppen nimmt zu.
Im Moment sorgt China jedoch für wenig Freude. Der CEO erwartet, dass dieser Markt im laufenden Jahr um 5% bis 7% schrumpfen wird. Zudem gebe es beträchtlichen Preisdruck. Im ersten Semester hätten sich die Preise um 5% bis 10% zurückgebildet.
Weniger Umsatz in China
In diesem Umfeld erlitt Schindler im ersten Semester in China einen Umsatzrückgang, der allerdings nicht beziffert wird. Auch das Volumen der Bestellungen nahm ab. CFO Erich Ammann zeigte sich gleichwohl optimistisch, das Umsatzminus in der zweiten Jahreshälfte in ein Plus zu verwandeln und verwies auf den hohen Auftragsbestand. Er betonte ausserdem, dass in China – gemessen in bestellten Einheiten – Marktanteile gewonnen wurden.
In den Semesterzahlen ist die chinesische Eintrübung auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Der Bestellungseingang nahm um 2,1% auf 5,08 Mrd CHF zu, wobei das Plus in Lokalwährungen (LW) 2,3% betrug. Beim Umsatz verbesserte sich Schindler um 3,4% auf 4,65 Mrd CHF (+3,9% in LW).
Ein Grund für das Wachstum sind ein deutlich verbesserter Geschäftsgang in Europa (gegen +5%), wo laut dem CEO vor allem der deutsche Markt Freude bereitete. Amerika wuchs erneut mit gut 5% – und dies trotz der Rezession in Brasilien. Asien-Pazifik vermochte hingegen nur noch um knapp 2% zuzulegen (VJ: fast +9%). Laut CEO Oetterli wurde in allen Tätigkeitsfeldern – Neuanlagen, Modernisierungen von bestehenden Anlagen, Service – Wachstum erzielt.
Höhere Profitabilität
Bei der Profitabilität machte der Innerschweizer Konzern Fortschritte: Der Betriebsgewinn auf Stufe EBIT stieg um 5,9% auf 504 Mio CHF (+7,6% in LW). Die entsprechende Marge verbesserte sich damit auf 10,9% von 10,6%, vor Restrukturierungskosten hätte sogar eine Marge von 11,1% resultiert. Der Konzerngewinn nahm derweil um 3,9% auf 372 Mio CHF zu.
Für das Gesamtjahr 2016 engt Schindler das Zielband für das Umsatzwachstum leicht ein: Neu wird ein Plus von 3% bis 5% statt eines von 3% bis 7% angepeilt. Zudem gibt es neu ein Ziel für den Konzerngewinn, der zwischen 750 und 800 Mio CHF erwartet wird. Mit anderen Worten: Es wird für das zweite Semester mindestens ein Gewinn auf dem Niveau des ersten Halbjahres vorhergesagt.
Das Schindler-Management zeigte sich zudem optimistisch, bei der EBIT-Marge im Gesamtjahr vor und nach Restrukturierungskosten die 11%-Marke zu knacken. «Wir sind zuversichtlich, dass wir dieses Ziel vor Restrukturierungskosten erreichen werden; und wir geben uns Mühe, das Ziel auch inklusive dieser Kosten zu erreichen», sagte CEO Oetterli.
Gewinnmitnahmen an der Börse
An der Börse geriet der Kurs der Schindler-Papiere unter Druck. Sie gaben am Dienstag um 4,4% nach, während der Gesamtmarkt (SPI) 1,05% einbüsste. Die Halbjahreszahlen sind zwar in etwa im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Für Stirnrunzeln sorgt jedoch neben der unklaren Entwicklung in China der Gewinnausblick. Die meisten Experten hatten auf Werte deutlich über der 800-Mio-Marke gehofft.
Die Analysten relativieren jedoch den aktuellen Kursrückgang. Sie verweisen darauf, dass die Valoren noch am Vortag ein Allzeithoch markiert hatten und sprechen daher von Gewinnmitnahmen. (awp/mc/pg)