Schindler trotzt der China-Schwäche
Ebikon – Der Lift- und Rolltreppenhersteller Schindler hat sich in den ersten neun Monaten 2016 bei allen Schlüsselzahlen verbessert und damit der China-Schwäche getrotzt. Für das Gesamtjahr erhöht das Management wegen Sondereffekten das Gewinnziel. An der Börse legen die Schindler-Papiere markant zu.
Die Zeiten für Lift- und Rolltreppenhersteller waren auch schon besser. Der Hauptgrund ist das Ende des Booms in China. Schindler-CEO Thomas Oetterli erwartet, dass dieser Markt im laufenden Jahr um 7% schrumpfen wird. Die Branche trifft das hart, weil China in den letzten Jahren wegen der schnell wachsenden Grossstädte zum mit Abstand wichtigsten Markt für neue Lifte und Rolltreppen wurde. Das Licht am Ende des Tunnels sei noch nicht zu sehen, sagte der CEO am Dienstag bei der Präsentation der Neunmonatszahlen.
Wachstum in Asien (ohne China) zweistellig
Und doch halten sich die Sorgen der Schindler-Chefs in Grenzen. Das liegt daran, dass sich der Innerschweizer Konzern in China vergleichsweise gut hält. «Wir haben den Markt geschlagen», meinte Oetterli. Laut CFO Erich Ammann musste zwar auch Schindler dort in den ersten neun Monaten eine Umsatzeinbusse hinnehmen. Der Rückstand halte sich jedoch in Grenzen, betonte er. Konkrete Länderzahlen publiziert das Unternehmen nicht.
Ein zweiter Grund für die Gelassenheit des Managements ist die positive Entwicklung in anderen Märkten. Laut dem CFO wuchs Schindler zuletzt in Asien ohne China zweistellig. Und in den USA konnte der grösste Auftrag aller Zeiten an Land gezogen werden: CFO Ammann bezifferte den Auftrag der Verkehrsbetriebe von Atlanta auf «über 100 Mio CHF». Auch in Europa lief es «überraschend gut».
Aufwertungsgewinn von 26 Mio Franken
Dies alles führte in den ersten neun Monaten zu einem 4,3% (in LW +3,9%) höheren Auftragseingang von 7,68 Mrd CHF sowie einem 3,7% (in LW +3,6%) höheren Umsatz von 7,05 Mrd CHF. Der Auftragsbestand stieg in der Folge knapp über die 10-Mrd-CHF-Marke und erreichte mit 10,12 Mrd CHF per Ende September einen Höchststand.
Noch etwas ausgeprägter waren die Fortschritte bei den Gewinnzahlen. Der EBIT stieg um 7,7% auf 781 Mio CHF und die entsprechende Marge auf 11,1% von 10,7%. Dies wurde mit Effizienz- und Kostenoptimierungen begründet. Der Konzerngewinn erhöhte sich um 6,0% auf 586 Mio. Darin enthalten ist jedoch ein Aufwertungsgewinn von 26 Mio CHF im Zusammenhang mit der Beteiligung am IT-Distributor Also – also ein Sondergewinn. Schindler will die Beteiligung bekanntlich ganz loswerden.
Ohne diesen Sondergewinn wäre der Reingewinn nur um bescheidene 1,3% gestiegen. Laut Ammann war diese Underperformance eine Folge von Absicherungen des Wechselkursrisikos. «Im letzten Jahr profitierten wir von unserer Hedging-Politik, nun schlägt das Pendel etwas zurück», so der CFO.
Tiefere Marge im vierten Quartal
Die für das dritte Quartal separat ausgewiesenen Zahlen zeigen bei allen wichtigen Kennzahlen Verbesserungen, die über jenen für den gesamten Neunmonats-Zeitraum liegen. So wurde etwa eine EBIT-Marge von 11,5% ausgewiesen.
Es sei kurzfristig bei dieser Kennzahl aber nicht mit einer Fortschreibung des Trends zu rechnen, betonte CFO Ammann. «Die EBIT-Marge wird im Q4 unter jener des Q3 zu liegen kommen.» Er begründete dies mit dem Produktmix. Insgesamt stellte er für das Gesamtjahr eine Marge im Rahmen der Neunmonatswerte in Aussicht.
Höheres Gewinnziel
Im Gesamtjahr 2016 peilt das Management unverändert ein Umsatzplus (in LW) von 3% bis 5% an. Der Konzerngewinn soll neu bei 780 bis 830 Mio CHF zu liegen kommen (bisher: 750-800 Mio). Begründet wurde diese höhere Guidance mit dem Also-Effekt sowie dem im Oktober vollzogenen Verkauf des Japangeschäfts.
Abgesehen davon geht das Management nach wie vor davon aus, dass der globale Aufzugs- und Fahrtreppenmarkt im laufenden Jahr leicht rückläufig sein wird – vor allem wegen China. (awp/mc/pg)