Schindler verkauft japanisches Liftgeschäft an Otis
Schindler-CEO Silvio Napoli. (Bild: Schindler/mc)
Ebikon – Der Lift- und Rolltreppenhersteller Schindler verkauft sein Liftgeschäft in Japan an den Konkurrenten Otis. Dieser Entscheid basiere auf dem insgesamt geringen Marktanteil sowie dem bereits erfolgten Rückzug aus dem Neuanlagenverkauf vor rund zehn Jahren. Finanzielle Angaben zum Deal werden keine gemacht. Auf die Gruppe werden nur sehr geringe Auswirkungen erwartet.
«Das Japan-Geschäft ist in den vergangenen 15 Jahren nicht mehr gewachsen, und seit 10 Jahren sind wir nicht mehr im Neuinstallationsgeschäft tätig», sagte Verwaltungsratspräsident Alfred N. Schindler am Dienstag an einer Telefonkonferenz. Den Umsatzeinfluss auf Gruppenebene bezifferte er auf unter 100 Mio CHF. «Selbst in guten Zeiten hatten wir einen Marktanteil, der nur bei rund einem Prozent lag.»
Arbeitsplätze bleiben erhalten
Mit Otis sei ein starker Eigentümer für das Geschäft gefunden worden, und die Arbeitsplätze blieben erhalten, hiess es weiter. Der nun mit Otis vereinbarte Verkauf sei eine gute Lösung, sowohl für die Mitarbeitenden als auch die Kunden. Erstere erhielten mit dem Wechsel zu Otis wieder Entwicklungsperspektiven, letztere Servicesicherheit. Das US-Unternehmen, das zum United-Technologies-Konzern gehört, gilt als Nummer eins auf dem Weltmarkt. Der Vollzug der Transaktion, für die es noch die Zustimmung der Behörden braucht, wird im Verlauf des Jahres erwartet.
«Wir hatten grosses Interesse an einem Käufer mit guter Reputation», fügte Verwaltungsrat und Ex-CEO Jürgen Tinggren hinzu. Da habe es dann auch keine grosse Auswahl gegeben. Otis sei seit Langem in Japan vertreten und gut positioniert.
Schindler zieht sich allerdings nicht vollständig aus Japan zurück: Das Unternehmen bleibt im Land vertreten, um «sämtliche rechtlichen und gesellschaftlichen Verpflichtungen aus laufenden Rechtsverfahren bis zu deren Beendigung wahrzunehmen». «Der Schritt steht nicht im Zusammenhang mit dem jüngsten Unfall in Japan», betonte der VRP. Man habe auch schon früher an einen Verkauf gedacht, so Tinggren weiter.
Zwei tödliche Unfälle
Schindler hatte sich nach einem tödlichen Unfall im Jahr 2006 aus dem Neuanlagengeschäft zurückgezogen. Opfer war damals ein 16-jähriger Junge. Er wollte den Lift im 12. Stock mit einem Velo verlassen, als sich der Aufzug trotz geöffneter Türen weiter nach oben in Bewegung setzte. Das Kind wurde eingeklemmt und erlag seinen Verletzungen.
Schindler stand danach in der japanischen Öffentlichkeit während Jahren in der Kritik und erlitt einen Einbruch des Geschäfts – auch, weil sich das Unternehmen nicht sofort entschuldigte. Inzwischen hat das Management sein Bedauern mehrfach ausgedrückt. Konstruktionsfehler konnten Schindler nicht nachgewiesen werden. Im letzten September wurde zudem ein Schindler-Mitarbeiter, der sich wegen des Unfalls vor einem Gericht verantworten musste, freigesprochen. Ein weiterer war inzwischen verstorben. Gegen den Freispruch ist noch ein Rekurs hängig.
Nach dem rechtskräftigen Abschluss des strafrechtlichen Verfahrens soll zudem über eine Zivilklage entschieden werden. Die Familie des verunglückten Jungen fordert Schadenersatz.
2012 kam es erneut zu einem tödlichen Unfall mit einem Schindler-Lift, der in einem japanischen Hotel installiert war.
Analysten sehen geringen Einfluss
Aufgrund der geringen operativen Bedeutung kommt der Ausstieg nicht überraschend, heisst es bei der ZKB, und auch Baader Helvea sieht darin einen logischen Schritt. (awp/mc/pg)