Emmenbrücke – Der Stahlhersteller Schmolz+Bickenbach (S+B) hat in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2015 einen Rückgang von Absatzmenge und Umsatz verzeichnet. Das Nettoergebnis ist durch hohe Wertberichtigungen auf das verkaufte Distributionsgeschäft belastet und weist einen Verlust aus. Für das Gesamtjahr hält S+B an der im Oktober nach unten revidierten EBITDA-Guidance fest. Den währungsbedingten Herausforderungen und den Unsicherheiten im Öl- und Gasgeschäft soll mit der konsequenten Umsetzung und Ausweitung der Massnahmen zur Effizienzsteigerung begegnet werden.
Schmolz+Bickenbach sieht sich einem deutlich schwieriger werdenden Marktumfeld ausgesetzt. In diesem Umfeld nahm die Absatzmenge im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr um knapp 5% auf 410 Kilotonnen ab und der Umsatz um 12% auf 619,7 Mio EUR, wie der Spezialstahlhersteller am Donnerstag mitteilt. Auf neun Monate gesehen reduzierte sich der Absatz um 3,5% auf 1’362 Kilotonnen und der Umsatz um 3,8% auf 2,11 Mrd EUR.
Rückläufiger Auftragseingang
Der Auftragsbestand betrug zum 30. September 395 Kilotonnen verglichen mit 476 Kilotonnen per 30. Juni 2015 respektive 498 Kilotonnen vor Jahresfrist. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres sei der Auftragseingang rückläufig gegenüber dem Vorjahr gewesen, schreibt die Gesellschaft. «Wir haben ein schwieriges drittes Quartal erlebt», sagte CEO Clemens Illner an einer Telefonkonferenz. Belastet habe nebst der Nachfrageschwäche auch die Schwäche der Rohstoffpreise und hier insbesondere der Preis für Nickel.
Der vergleichbare Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA lag nach neun Monaten mit 129 Mio EUR um rund einen Drittel unter dem Vorjahreswert, dies nach der Umgliederung des aufgegebenen Geschäftsbereichs und der Dekonsolidierung der betroffenen Einheiten im Juli 2015. Den Reinverlust von 151,7 Mio EUR begründet das Unternehmen hauptsächlich mit dem negativen Ergebnis des aufgegebenen Geschäftsbereichs. Im Vorjahr hatte noch ein Gewinn von 45,8 Mio resultiert.
Dank dieser Devestition und auch dank der Reduktion des Nettoumlaufvermögens reduzierten sich die Netto-Finanzverbindlichkeiten gegenüber Ende 2014 um gut 7% auf noch 543,7 Mio EUR.
Absatzmenge 2015 unter Vorjahr erwartet
Im Ausblick auf das Gesamtjahr 2015 hiess es in der Mitteilung, dass die Erwartungen wegen der herausfordernden konjunkturellen Lage und der damit einhergehenden gesunkenen Stahlnachfrage verhalten seien. Im vierten Quartal dürfte keine Verbesserung erfolgen, so dass für 2015 insgesamt eine Absatzmenge leicht unter dem Niveau des Vorjahres zu erwarten sei.
Dennoch geht das Unternehmen weiterhin davon aus, im Berichtsjahr einen EBITDA in einer Bandbreite zwischen 160 Mio und 180 Mio EUR zu erreichen, womit dieser im vierten Quartal auf zwischen gut 30 und gut 50 Mio zu liegen kommen müsste.
Keine rasche Verbesserung der Märkte in Sicht
Auf die Frage, ob dies nicht etwas optimistisch sei, erklärte der CEO: «Das obere Ende der Guidance dürfte wohl eher ausser Reichweite liegen.» Es gebe aber erste positive Zeichen im Monat Oktober. Ausserdem sollen die Massnahmen zur Verbesserung der Effizienz fortgesetzt werden. Insgesamt erwartet Illner aber keine rasche Verbesserung der Märkte.
Den währungsbedingten Herausforderungen und den Unsicherheiten im Öl- und Gasgeschäft trete man mit der konsequenten Umsetzung und Ausweitung der Massnahmen zur Effizienzsteigerung entgegen, hiess es weiter. Das Management erwähnte hierzu insbesondere Massnahmen in der Produktion oder im Einkauf. Sollten sich die Rohstoffpreise weiter nach unten entwickeln und die Nachfrage dämpfen, seien allerdings auch Personalmassnahmen nicht ausgeschlossen. Ausserdem geht S+B davon aus, dass im vierten Quartal kein Abschreiber auf die Lagervorräte mehr notwendig sein sollte. Was allerdings bei weiter sinkenden Rohstoffpreisen auch nicht auszuschliessen sei.
An der Börse wurden die Zahlen sehr kritisch kommentiert. Die Aktie bricht bis am Nachmittag um 10% ein. (awp/mc/pg)