Emmenbrücke – Der Stahlhersteller Schmolz+Bickenbach hat im zweiten Quartal 2017 von höheren Preisen und einer stabilen Nachfrage profitiert. Bei einer gehaltenen Absatzmenge stieg der Umsatz spürbar an und der Gewinn wuchs überproportional. Die Guidance für das Gesamtjahr wird angehoben, bleibt aber hinter den Analystenerwartungen zurück. Die Aktie reagiert mit Abgaben.
Der Umsatz stieg in der Berichtsperiode im Vergleich zum Vorjahr um 13% auf 699,8 Mio EUR, während der Absatz mit 470 Kilotonnen (kt) Stahl um eine Kiltonne tiefer ausfiel. Per Ende Juni betrug der Auftragsbestand rund 600 kt, nach 620’000 kt Ende März und nur 462’000 kt Ende 2016.
Der bereinigte Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA verbesserte sich um 33% auf 69,6 Mio und der EBIT um 86% auf 36,0 Mio. Der höhere Betriebsgewinn sei auf einen wesentlich niedrigeren Restrukturierungsaufwand als vor einem Jahr zurückzuführen. Unter dem Strich verblieb ein Gewinn von 10,0 Mio EUR nach 2,4 Mio im Vorjahr.
Nachfrage auf normalisiertem Niveau
«Das Ergebnis im zweiten Quartal muss man auch im Zusammenhang mit dem starken Einbruch 2015 sehen, der bis 2016 anhielt», sagte CEO Clemens Iller am Freitag an einer Telefonkonferenz. «Insofern sehen wir nun eher eine Normalisierung des Marktes.»
Der Rückgang der Absatzmengen verglichen zum ersten Quartal sei auf Lageraufbaueffekte zurückzuführen. Während die Rohmaterialkosten vor allem für Nickel leicht sanken, stiegen die durchschnittlichen Stahl-Verkaufspreise pro Tonne zum Vorjahr um 13% und zum Vorquartal um 2,9% auf 1’489 EUR. Preisanhebungen in allen Produktgruppen seien durch einen verbesserten Produktmix noch verstärkt worden, so S+B weiter.
Die Nachfrage in zahlreichen Kundenindustrien sei robust. Stark hätten sich die Automobilindustrie in Europa und in China sowie der Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland gezeigt. Dies unterstreiche die aktuelle Wachstumsdynamik in Europa. In der Öl- und Gasindustrie habe sich die Nachfrageerholung trotz niedriger Ölpreise langsam fortgesetzt.
Regional betrachtet stieg der Umsatz in Amerika um rund 27%, in Europa um 11% und in Afrika/Asien/Australien um 9,2%. Hier verbuchte China ein Wachstum von 26%, während in Indien mit einem Plus von nur 2% eine Abkühlung registriert wurde. Nach Produktgruppen verbuchte rost-, säure- und hitzebeständiger Stahl (RSH-Stahl) ein Plus von 16%, Qualitäts- und Edelbaustahl von 14% und Werkzeugstahl von 4,8%.
Die Nettoverschuldung von S+B stieg saisonal bedingt auf 472,4 Mio EUR nach 469,8 Mio Ende März an, schreibt das Unternehmen weiter. Der Schuldenabbau werde in der zweiten Jahreshälfte weiterhin ganz oben auf der Prioritätenliste stehen, heisst es weiter.
Ausblick angehoben
Der Ausblick für das Gesamtjahr wird angehoben. Neu rechnet das Management mit einem bereinigten EBITDA in einer Spanne von 200 bis 220 Mio EUR, nachdem zuvor eine Spanne von 160 bis 200 Mio genannt worden war. Bei der Publikation der Q1-Zahlen im Mai hatte S+B auf eine Guidance verzichtet.
Das Management begründet seinen verhaltenen Optimismus mit den guten Ergebnissen des ersten Halbjahrs, den robusten Fundamentaldaten in den wichtigsten Kundenindustrien, einem guten Auftragsbestand und den zu erwartenden positiven Effekten aus der Umsetzung der internen Verbesserungsmassnahmen. Trotz erheblicher politischer und makroökonomischer Unsicherheiten werde nicht damit gerechnet, dass sich die Marktbedingungen signifikant verschlechtern werden. Bei den Rohstoffpreisen wird mit weiter hoher Volatilität gerechnet. (awp/mc/pg)