Clemens Iller, CEO Schmolz+Bickenbach. (Foto: S+B)
Luzern – Der Stahlhersteller Schmolz+Bickenbach (S+B) hat auch im ersten Quartal 2016 unter der schwachen Nachfrage und sinkenden Preisen gelitten. Dass der Verlust im Vergleich zum Vorjahr eingegrenzt wurde, ist einem Sondereffekt geschuldet. Weil der Tiefpunkt des Jahres nach Ansicht der Firmenspitze aber erreicht wurde, gilt indes die Guidance für 2016 unverändert.
Gedämpft vom fehlenden Schwung der Weltkonjunktur sowie von erodierenden Rohmaterialpreisen sank von Januar bis März der Umsatz um deutliche 21% auf 603,6 Mio EUR. Auch die Krise in der Öl- und Gasindustrie habe den Absatz belastet. In diesem Umfeld sanken die Absatzmengen um 4,6% auf 461 Kilotonnen und die produzierte Menge Rohstahl um knapp 11% auf 474 Kilotonnen.
«Die erst gegen Ende des Quartals anziehenden Rohmaterialpreise haben sich noch nicht in unseren Büchern niedergeschlagen», resümierte CEO Clemens Iller am Freitag an einer Telefonkonferenz. Die jüngste Entwicklung bestätige ihn in seiner Absicht, den Fokus verstärkt auf die Umsetzung der eingeleiteten Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsmassnahmen zu richten.
Umsatzrückgang versus tiefere Kosten
Erste Erfolge hätten sich in gesunkenen Personalkosten und niedrigeren sonstigen betrieblichen Aufwendungen gezeigt. Das laufende Programm zur Performance-Steigerung hat laut Finanzchef Matthias Wellhausen erste Früchte getragen, mit einem positiven Beitrag von 4 Mio EUR zum bereinigten EBITDA. Bis 2017 soll mit dem Performance Improvement Program (PIP) der operative Gewinn um 70 Mio verbessert werden, davon fielen zwei Drittel bereits in diesem Jahr an. Die Kosten für PIP werden auf 10 Mio EUR beziffert.
Doch den starken Umsatzrückgang kompensierten die gesunkenen Kosten nicht. Der EBITDA sank im Vergleich zum Vorjahr um 56% auf 25,0 Mio EUR und die entsprechende Marge um 330 Basispunkte auf 4,1%. Unter dem Strich verblieb ein Verlust von 24,4 Mio EUR, vergleichen mit einem Fehlbetrag von 122,4 Mio im Vorjahr. Das Minus ist allerdings nur optisch gesunken, war doch im Vorjahr eine Wertberichtigung von 123,7 Mio EUR für aufgegebene Geschäftsbereiche angefallen.
Alle Produktgruppen und Regionen mit Rückgang
Gemäss S+B sind Umsatz und Absatz in allen Regionen und Segmenten niedriger als erwartet ausgefallen. Mit einem Minus von 16% habe sich Europa noch am besten gehalten, während Nordamerika wegen des Einbruchs in der Öl- und Gasindustrie «stark» rückläufig gewesen sei. Man rechne jedoch damit, dass sich die eingeleiteten Massnahmen in den kommenden Quartalen positiv auf das Ergebnis der nordamerikanischen Geschäfte auswirken werden.
Hinsichtlich der Entwicklung der drei wichtigsten Abnehmerindustrien Automobil, Maschinen- und Anlagenbau sowie Öl und Gas hätten sich im Vergleich zu den letzten Monaten des Vorjahres «keine wesentlichen Veränderungen» ergeben.
Q1 schwächstes Quartal
Die Umsetzung der Massnahmen und die aktuelle Stabilisierung des Marktumfelds lassen nach Einschätzung von S+B erwarten, dass das erste Quartal den Tiefpunkt des Jahres markiert hat. Daher bleibt die Guidance unangetastet: Absatzmengen in Höhe des Vorjahres und ein bereinigter EBITDA in einer Spanne zwischen 150 Mio und 190 Mio EUR. Dabei werde die zweite Jahreshälfte stärker als die erste ausfallen.
Zuletzt habe eine leichte Belebung des Geschäftsgangs ausgemacht. «Im April hatten wir den besten Auftragseingang der letzten zwei Jahre», so Finanzchef Wellhausen. Einen Turnaround mag er deshalb aber noch nicht ausrufen: «Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer».
Auch an der Börse gibt es für die Aktien des Stahlkochers kein Schönwetter: Bis Börsenschluss tauchen die Papiere in einem freundlichen Gesamtmarkt (SPI +1,09%) um 1,5% auf 0,64 CHF. Die ausgewiesenen Zahlen haben die Prognosen der Analysten teilweise verfehlt. Nach dem schwachen Start ins Jahr sei es schwieriger geworden, die versprochenen Ziele zu erreichen, so Analysten. (awp/mc/upd/ps)