Schmolz+Bickenbach schreibt weiter rote Zahlen
Johannes Nonn, CEO Schmolz+Bickenbach. (Bild: Schmolz+Bickenbach)
Emmenbrücke – Der Stahlhersteller Schmolz+Bickenbach (S+B) hat im dritten Quartal 2013 die Absatzmenge gegenüber dem Vorjahr leicht gesteigert, damit aber weniger Umsatz erzielt. Wegen des weiterhin hohen Finanzierungsaufwandes bleibt das Reinergebnis tief rot. Der Ausblick auf das Gesamtjahr wurde wegen allgemeinem Preisdruck und sinkender Rohmaterialpreise gesenkt.
Der Umsatz ging gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal um 5,7% auf 784,2 Mio EUR zurück. Die Absatzmenge zog dagegen um 6,6% auf 500 Kilotonnen an. Der Umsatzrückgang sei im Wesentlichen auf die niedrigeren Rohmaterialpreise zurückzuführen, welche über Schrott- und Legierungszuschläge an die Kunden weitergegeben würden, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.
Der Betriebsgewinn auf Stufe EBITDA belief sich auf 36,2 Mio EUR, nach 11,0 Mio im Vorjahr, während die Marge auf 4,6 von 1,3% verbessert werden konnte. Der bereinigte EBITDA belief sich auf 39,8 Mio EUR (VJ 20,6 Mio). Im Vorjahr wurden dazu Restrukturierungskosten in der Höhe von gut 9 Mio EUR angeführt. S+B bezeichnet das operative Ergebnis für das Quartal als «solid».
Weiter hoher Finanzaufwand
Der Nettofinanzaufwand ist gegenüber dem Vorjahr um knapp 40% auf 28,0 Mio EUR geklettert. Das operative Ergebnis auf Stufe EBIT war mit 3,5 Mio EUR knapp positiv, nachdem im Vorjahr noch ein Verlust von 18,9 Mio resultiert hatte. Das Reinergebnis blieb mit -25,6 Mio (VJ -41,9 Mio) klar negativ. Über die ersten neun Monate kumulierte sich ein Verlust von 44,5 Mio EUR.
Damit hat das Unternehmen die Erwartungen der Analysten nicht erfüllt. Der AWP-Konsens für den Umsatz im Quartal lag bei 830,0 Mio EUR, für den EBIT bei 8,6 Mio und für das Reinergebnis bei -18,4 Mio.
Verbesserungen ab 2014
Die eingeleiteten Restrukturierungs- und Kosteneinsparungsprogramme würden weiterhin konsequent umgesetzt, schreibt S+B. Neben den bereits 2012 eingeleiteten Massnahmen werde künftig auch das Ergebnisverbesserungsprogramm 2016 greifen.
Nach der erfolgreichen Umsetzung der Kapitalerhöhung im Oktober sei ein Teil der Mittel zur teilweisen Rückzahlung von Finanzkrediten verwendet worden und ein weiterer Teil zur Ablösung von 35% der Nominalwerts einer Anleihe. Diese Massnahmen werden ab dem kommenden Jahr den Finanzaufwand nachhaltig reduzieren. Im vierten Quartal 2013 sei aufgrund der Einmalkosten im Zusammenhang mit der vorzeitigen Teilrückzahlung der Anleihe in der Höhe von 14 Mio EUR allerdings nochmals mit einem deutlichen Anstieg des Finanzaufwandes zu rechnen.
Guidance für 2013 gesenkt
Im Ausblick auf das Geschäftsjahr 2013 heisst es, man sei mit einem «zufriedenstellenden» Auftragsbestand in das vierte Quartal gestartet und der Auftragseingang sei weiterhin stabil. Die bisherige Guidance für das Gesamtjahr wurde dennoch nach unten revidiert. Wegen der gesunkenen Rohmaterialpreise sowie der weiter unter Druck stehenden Basispreise sei für das Gesamtjahr mit einem Umsatzrückgang um 6 bis 8% zu rechnen. Die Verkaufsmenge dürfte indes das Vorjahresniveau erreichen oder übertreffen. Für den bereinigten EBITDA stellt das Unternehmen einen Wert zwischen 155 und 175 Mio EUR in Aussicht. Bisher lautete die Prognose für den Umsatz «leicht unter Vorjahr» und für den EBITDA vor Sonderkosten auf 150 bis 200 Mio EUR.
Gemäss Präsentationsunterlagen zu der am Vormittag anstehenden Telefonkonferenz rechnet das Unternehmen für den Rest des Jahres mit einem weiterhin «herausfordernden Marktumfeld» und einer anhaltenden Unsicherheit über die Entwicklung der Rohmaterialpreise.
Im August wurde der langandauernde Streit um den Einfluss bei S+B beigelegt; der russische Investor Viktor Vekselberg und die Gründerfamilien des Stahlkonzerns konnten sich durchsetzen. Der Verwaltungsrat widerrief die ursprünglich beschlossene Kapitalerhöhung von 330 Mio CHF, setzte eine ausserordentliche Generalversammlung an und trat vollständig zurück. An der ao. GV Ende September wurde dann mit einer grossen Mehrheit eine deutlich höhere Kapitalerhöhung von insgesamt 438,2 Mio CHF beschlossen, welche Anfang Oktober über die Bühne ging. (awp/mc/pg)